Akte Atlantis
Kilometer sind nicht besonders viel.«
»So weit ist Little America VI entfernt, eine der US-Forschungsstationen in der Antarktis. Seit die Station eingerichtet wurde, hat sich dort niemand für unser Unternehmen interessiert. Auch unsere Luftüberwachung hat bislang noch niemanden entdeckt, der unbefugt auf unser Firmengelände eindringen wollte.«
»Bei den Amerikanern ist alles ruhig«, fügte Hugo hinzu.
»Die machen uns keine Schwierigkeiten.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Karl. »Behalte sie gut im Auge. Ich fürchte, ihr Nachrichtendienst könnte unserem Geheimnis auf der Spur sein.«
»Jeder Versuch, uns aufzuhalten«, sagte Hugo voller Zuversicht, »wird zu spät kommen. Das Vierte Reich lässt sich nicht mehr verhindern.«
»Ich hoffe von ganzem Herzen, dass du Recht hast«, sagte Karl, als er vor den Frauen in den Wagen stieg. Karl war normalerweise ein höflicher, ja sogar galanter Mann, aber er entstammte der alten deutschen Schule und war es nicht gewohnt, Frauen den Vortritt zu lassen.
Der Fahrer steuerte den Elektrowagen vom Hangar aus in einen Tunnel.
Nach etwa fünfhundert Metern kamen sie in eine weitläufige Kaverne aus Eis, in der sich ein kleiner Hafen mit langen Schwimmdocks befand, die sich in der Tide des Rossmeeres hoben und senkten. Der von einem hohen Dach überspannte Kanal, der vom Hafen zum Meer führte, beschrieb einen leichten Bogen, sodass ihn die Schiffe im Schutz der Eisklippen passieren konnten, ohne von draußen gesehen zu werden. An der Decke angebrachte Leuchtkörper mit Dutzenden von Halogenlampen tauchten die ganze Anlage in gleißendes Licht.
Vier Unterseeboote und ein kleiner Frachter waren an den Docks vertäut.
Der gesamte Hafen war völlig menschenleer. Verlassen standen die Kräne da, ebenso die Lastwagen und Maschinen.
Auch auf den Schiffen und den Docks war weit und breit niemand zu sehen.
»Ein Jammer, dass die U-Boote, die unserem Unternehmen in all den Jahren so gute Dienste geleistet haben, verloren gehen werden«, sagte Elsie wehmütig.
»Vielleicht überstehen sie alles«, tröstete Blondi sie.
Hugo lächelte. »Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich persönlich nach Walhalla zurückkehren und nachsehen, wie es ihnen ergangen ist. Ihnen gebührt ein Ehrenplatz für all die Dienste, die sie dem Vierten Reich geleistet haben.«
Der alte, fünfzehn Kilometer lange Tunnel, der den geheimen Hafen, den Hangar und die Meerwasseraufbereitungsanlage miteinander verband, war ebenfalls von Kriegsgefangenen aus der alten Sowjetunion aus dem ewigen Eis gehauen worden, deren Leichen jetzt in einem Massengrab am Rande des Schelfeises lagen. Seit 1985 war der Tunnel erweitert und wegen des wandernden Eises immer wieder begradigt worden.
Am Anfang waren alle Versuche, wertvolle Rohstoffe aus dem Meerwasser zu gewinnen, kläglich gescheitert. Doch nachdem Eric Drexler und seine Frau Chris Peterson in Kalifornien der entscheidende Durchbruch auf dem Gebiet der Nanotechnologie gelungen war, hatten die Destiny Enterprises ihre gewaltigen finanziellen Mittel in ein Projekt zur Beeinflussung der Materiestruktur gesteckt. Durch die Umlagerung von Atomen und die Herstellung unglaublich kleiner Maschinen hatten sie völlig neue technische und industrielle Produktionsmethoden entwickelt. Mit so genannten Molekularmaschinen konnte man selbst einen Baum von Grund auf künstlich produzieren.
Die Wolfs hatten sich diese Technologie zu Nutze gemacht, um Edelmetalle und Mineralien aus dem Meerwasser zu gewinnen, ein Verfahren, das sie inzwischen so weit entwickelt und verbessert hatten, dass sie tagtäglich tausend Troyunzen Gold aus dem Rossmeer gewannen, dazu Platin, Silber und andere seltene Rohstoffe. Im Gegensatz zu den üblichen Verhüttungsmethoden, bei denen das abgebaute Erz in Brechwerken erst zerkleinert und mit Chemikalien behandelt werden muss, ehe man das gewünschte Metall gewinnt, waren die aus dem Meerwasser ausgefällten Mineralien nahezu rein.
Die technische Zentrale der Meerwasseraufbereitungsanlage von Destiny Enterprises war ein riesiger Kuppelbau, der so ähnlich aussah wie die Bodenkontrollstation der NASA. Dreißig Wissenschaftler und Ingenieure saßen an den Kontrollpulten und überwachten die computergesteuerten nanotechnologischen Ausfällungsverfahren. Doch an diesem Tag war niemand mit der Gewinnung vo n Edelmetallen aus dem Meer befasst. Das gesamte Wolfsche Personal konzentrierte sich auf das bevorstehende Abspalten des
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