Akte Atlantis
Autopilot aus und überließ Brannon die Steuerung, damit er bei seinen Kurs- und Zeitberechnungen nicht abgelenkt wurde. Stafford schaltete die Cockpit-Sprechanlage ein und wandte sich über das Mikrofon in seiner Atemmaske an Brannon. »Wenn Sie nur einen Grad vom Kurs abweichen, müssen die es büßen.«
»Ich bringe sie genau über das Ziel«, sagte Brannon selbstsicher. »Aber Sie müssen uns punktgenau hinlotsen.«
»Haben Sie etwa kein Vertrauen in die Navigationskünste Ihres Kommandanten? Sie sollten sich was schämen.«
»Bitte tausendmal um Entschuldigung, Captain.«
»Schon besser«, sagte Stafford. Er schaltete die Bordsprechanlage ein. »Major Cleary, sind Sie bereit?«
»Roger«, antwortete Cleary knapp.
»Besatzung, seid ihr bereit?«
Die Besatzungsmitglieder, die Atemgeräte und Sicherheitsgeschirr trugen, das an den Halterungsringen zum Vertäuen der Fracht befestigt war, standen links und rechts vor dem Zugang zur Rampe.
»Sergeant Hendricks bereit, Captain.«
»Corporal Joaquin bereit, Sir.«
»Noch zwanzig Minuten, Major«, gab Stafford bekannt.
»Senke jetzt den Kabinendruck.«
Hendricks und Joaquin begaben sich näher an die Rampe, zogen vorsichtig ihre Sicherungsleinen mit, gingen ihre Checklisten durch und bereiteten sich auf eine der ungewöhnlichsten Aufgaben ihrer ganzen Dienstzeit vor.
Als der Kabinendruck abfiel, spürten die Männer trotz ihrer elektrisch beheizten Springeranzüge, wie die Temperatur sank.
Während die Luft zischend aus dem Frachtraum entwich, drang von draußen allmählich die Kälte ein.
Die Minuten rannen dahin. Dann meldete sich Stafford wieder über die Bordsprechanlage.
»Major, noch zehn Minuten.«
»Roger« Cleary schwieg einen Moment. »Könnten Sie vielleicht die Heizung hier hinten ein bisschen höher stellen?«, fragte er dann spöttisch.
»Habe ich Ihnen das etwa nicht gesagt?«, erwiderte Stafford.
»Wir brauchen Eis für die Cocktails, wenn wir euch abgesetzt haben.«
In den nächsten zwei Minuten ging Cleary noch einmal den Angriffsplan durch. Eine Mischung aus Luftlandeunternehmen und Gleitschirmeinsatz.
Absprung aus großer Höhe, freier Fall bis auf Siebeneinhalbtausend Meter, Schirme öffnen, sich in der Luft sammeln und zu der Landezone fliegen.
Sharpsburgs Delta Force sollte zuerst aussteigen, unmittelbar darauf Jacobs mit seinen SEALs und dann Garnet und seine Marines. Cleary wollte zuletzt springen, weil er dadurch alle Männer im Blick hatte und von oben aus ihren Kurs korrigieren konnte. Sharpsburg war die Glucke, wie man den ersten Mann im Springerjargon bezeichnete, an den sich der ganze Schwarm hielt. Ihm folgten alle nach.
»Noch sechs Minuten bis zum Absprung«, ertönte Staffords Stimme und riss ihn aus seinen Gedanken.
Stafford blickte auf den Computer, der mit einer erst unlängst eingebauten Kameraausrüstung gekoppelt war, die trotz der Wolkendecke erstaunlich deutliche Bilder vom Boden lieferte.
Brannon steuerte die Maschine mit feiner Hand und hielt sie auf Kurs, genau entlang der Linie, die sich quer über den Monitor zog, bis zu dem kleinen Kreis, der den Absetzpunkt darstellte.
»Scheiß auf Befehle!«, knurrte Stafford plötzlich. »Brannon!«
»Sir?«
»Eine Minute vor Absprung gehen Sie mit der Geschwindigkeit auf hundertfünfunddreißig Knoten runter. Ich gedenke alles dazu beizutragen, was ich kann, dass die Jungs eine Überlebenschance haben. Wenn Sergeant Hendricks meldet, dass der letzte Mann gesprungen ist, gehen Sie langsam wieder auf zweihundert Meilen.«
»Aber dem Wolfschen Bodenradar fällt doch sofort auf, wenn wir langsamer werden.«
»Der Funkverkehr mit McMurdo läuft auf offener Frequenz.
Sagen Sie denen, dass wir später kommen, weil wir einen Triebwerksschaden haben und unsere Reisegeschwindigkeit drosseln müssen.«
»Keine schlechte Tarnung«, musste Brannon zugeben. »Das nehmen die uns garantiert ab, wenn sie uns abhören.«
Brannon meldete sich über Funk und gab die Verzögerung durch.
Dann deutete er auf die Ziffern, die an seinem Bildschirm aufflackerten.
»Noch knapp über zwei Minuten bis zum Absetzpunkt.«
Stafford nickte. »Nehmen Sie die Geschwindigkeit zurück, ganz langsam. Eine Minute vor Absprung, kurz nachdem ich die Glocke betätige, gehen Sie bis auf hundertfünfunddreißig Knoten runter.«
Brannon ließ die Finger spielen wie ein Pianist bei der Vorbereitung auf ein Konzert. »Ich werde mit den Gashebeln ein sanftes Adagio hinlegen.«
Stafford meldete
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