Akte Atlantis
O’Connell.«
»Wie geht es Ihnen?«, meldete sich eine sanfte Frauenstimme.
Pat warf Yeager einen argwöhnischen Blick zu. »Ist Max eine Frau?«
»Am Anfang habe ich mein eigenes Stimmmuster einprogrammiert. Aber seither habe ich fortwährend daran herumgefeilt, bis mir irgendwann klar wurde, dass eine Frauenstimme einfach angenehmer klingt.«
»Und sie reagiert auf bloßen Zuruf?«
Yeager lächelte. »Max ist eine künstliche Intelligenz. Reden Sie einfach mit ihr wie mit jedem anderen Menschen.«
Pat blickte sich um. »Gibt’s hier irgendwo ein Mikrofon?«
»Sechs insgesamt, aber sie sind so klein, dass man sie nicht sehen kann. Sie können sich irgendwo im Umkreis von fünf Metern hinstellen.«
»Max«, sagte Pat beklommen.
Auf dem großen Monitor hinter dem Podest tauchte das Gesicht einer Frau auf. In voller Farbenpracht schaute sie Pat an.
Die Augen waren topasbraun, die Haare leuchteten rostrot. Sie hatte den Mund zu einem Lächeln geöffnet, sodass man die ebenmäßigen weißen Zähne sah.
Ihre Schultern waren nackt bis zum Brustansatz, der gerade noch am unteren Rand des Bildschirms zu erkennen war.
»Hallo, Dr. O’Connell. Sehr erfreut, Sie kennen zu lernen.«
»Nennen Sie mich bitte Pat.«
»Ab jetzt werde ich das tun.«
»Sie ist reizend«, sagte Pat bewundernd.
»Vielen Dank.« Yeager lächelte. »Eigentlich heißt sie Elsie und ist meine Frau.«
»Klappt die Zusammenarbeit?«, fragte Pat scherzend.
»Meistens. Aber wenn ich nicht aufpasse, wird sie genauso schnippisch und kapriziös wie das Original.«
»Okay, los geht’s«, murmelte Pat vor sich hin. »Max, haben Sie die Symbole untersucht, die wir eingescannt haben?«
»Jawohl.« Max’ Stimme klang eindeutig menschlich.
»Konnten Sie bereits irgendwelche Symbole erkennen und ins englische Alphabet übertragen?«
»Ich bin noch nicht allzu weit vorgedrungen, aber ich habe Fortschritte gemacht. Bei den Inschriften an der Decke der Kammer handelt es sich allem Anschein nach um eine Sternenkarte.«
»Erkläre das«, befahl Yeager.
»Meiner Ansicht nach stellen sie ein ausgeklügeltes Koordinatensystem dar, wie man es in der Astronomie zur Positionsbestimmung von Himmelskörpern verwendet. Ich glaube, sie könnten auf eine andere Deklination der Sterne hindeuten, die in einer früheren Zeit in einem bestimmten Teil der Welt am Himmel sichtbar waren.«
»Was bedeutet, dass es auf Grund einer Deviation der Erdachse so scheint, als würden die Sterne ihre Position verändern.«
»Ja, die wissenschaftlichen Begriffe dafür lauten Präzession und Nutation«, trug Max vor. »Da die Erde auf Grund der Rotation am Äquator ihren größten Umfang hat, wirkt sich die Anziehungskraft von Sonne und Mond dort am stärksten aus, was wiederum zu leichten Schwankungen des Erdachsenwinkels führt. Das gleiche, durch die Schwerkraft bedingte Phänomen kann man auch bei einem Kreisel beobachten. Man bezeichnet es als Präzession, was besagt, dass die Erdachse im Raum in einer rücklaufenden Bewegung, die jeweils fünfundzwanzigtausend Jahre dauert, eine Art Kreiskegel beschreibt. Bei der Nutation, dem Nicken, handelt es sich um eine leichte, aber unregelmäßige Schwankung der Erdachse gegen den Himmelspol, was alle 18,6 Jahre zu einer Abweichung von zehn Sekunden von der genauen Kreisbahn führt.«
»Ich weiß«, sagte Pat, »dass der Polarstern irgendwann in ferner Zukunft nicht mehr im Norden stehen wird.«
»Ganz recht«, pflichtete Max bei. »Und in ungefähr dreihundertfünfundvierzig Jahren wird ein anderer Stern seine Position über dem Nordpol einnehmen. Hundert Jahre vor Christi Geburt befand sich die Sonne zum Frühlingsäquinoktium – Entschuldigen Sie, ist Ihnen der Begriff Frühlingsäquinoktium bekannt?«
»Soweit ich mich aus meinen jungen Jahren auf dem College erinnern kann«, sagte Pat, »ist das die Tag-und-Nacht-Gleiche im Frühling, wenn die Sonne zum Frühlingsanfang den Himmelsäquator von Nord nach Süd schneidet, was wiederum einen Bezugspunkt für die Messung der Winkelabstände vom Äquator vorgibt.«
»Sehr gut«, erwiderte Max lobend. »Gesprochen wie eine Schullehrerin, die ihre Klasse einlullen will. Jedenfalls zog die Sonne vor Christi Geburt zum Frühlingsäquinoktium durch das Sternzeichen des Widders. Auf Grund der Präzession findet das Frühlingsäquinoktium derzeit im Sternzeichen der Fische statt und verschiebt sich in Richtung Wassermann.«
»Sie wollen uns, glaube ich, klar machen«, sagte Pat
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