Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Akte Atlantis

Akte Atlantis

Titel: Akte Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
eines Tieres, das Pitt für einen Säbelzahntiger hielt, ein Tier, das seit tausenden von Jahren ausgestorben war.
    Pitt ließ seine Gedanken schweifen und versuchte sich in eine andere Zeit zu versetzen, an einen anderen Ort, der sich durch die Nebelschleier grauer Vorzeit nur erahnen ließ. Er hielt die Scheiben in der Hand, als könnte er dadurch Verbindung zu jenen aufnehmen, die sie einstmals geschaffen hatten. Aber übersinnliche Fähigkeiten waren Pitts Stärke nicht – er war ein Mann von dieser Welt, aufs Hier und Jetzt eingestellt. Er konnte die unsichtbare Mauer nicht überwinden, die Gegenwart und Vergangenheit voneinander trennte.
    Er wurde von Ira Cox’ breitem Südstaatenakzent aus seiner Versunkenheit gerissen. »Wollen wir die Kisten hier auf die Schlitten laden?«
    Pitt zwinkerte, blickte auf und nickte. »Sobald die Deckel wieder drauf sind, tragen wir sie ein Deck höher und lassen sie durch das Loch im Rumpf runter in die Höhle.«
    »Vierundzwanzig Stück, wenn ich richtig gezählt habe«, sagte Northrop.
    Er ging zu einem Stapel Kisten und hob eine hoch. Er lief dunkelrot an, und die Augen traten ihm fast aus den Höhlen.
    Cox erfasste die Lage sofort und übernahm Northrops Kiste so mühelos, als hätte man ihm einen Säugling gereicht. »Die schwere Arbeit überlassen Sie mal lieber mir, Doc.«
    »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie dankbar ich Ihnen bin, Ira«, sagte Northrop, heilfroh darüber, dass er die zentnerschwere Kiste los war.
    Cox übernahm die Knochenarbeit. Er lud sich Kiste um Kiste auf die Schulter und schleppte sie die Leiter hinauf zu Pitt, der eine Schlinge darum legte und sie an einem Seil zu einem bereitstehenden Schlitten hinunterließ, wo Northrop sie nur noch zurechtrücken musste. Zu guter Letzt hatten sie sämtliche Kisten verstaut, acht auf jedem Schlitten.
    Pitt ging zum Eingang der Höhle und rief das Schiff. »Wie sieht’s mit dem Sturm aus?«, fragte er Gillespie.
    »Unser Schiffsmeteorologe meint, er müsste sich in ein paar Stunden ausgetobt haben.«
    »Sämtliche Artefakte sind auf den Schlitten verstaut«, sagte Pitt.
    »Braucht ihr Hilfe?«
    »Wir dürften fast acht Zentner pro Schlitten geladen haben.
    Da sind wir natürlich für jede Unterstützung dankbar.«
    »Wartet ab, bis das Wetter wieder aufklart«, sagte Gillespie.
    »Ich persönlich werde den Hilfstrupp führen.«
    »Bist du sicher, dass du dir das antun willst?«
    »An Bord eines Schiffes aus dem achtzehnten Jahrhundert zu gehen? Selbstverständlich, und wenn ich dafür allen Cognac Frankreichs hingeben müsste.«
    »Ich stelle dich dem Kapitän vor.«
    »Hast du den Kapitän gesehen?«, fragte Gillespie.
    »Noch nicht, aber wenn Roxanna Mender nicht übertrieben hat, dürfte er noch frisch und knackig sein.«
    Kapitän Leigh Hunt saß immer noch an dem Schreibtisch, an dem er 1779 gestorben war. Seither war nichts mehr verändert worden – wenn man von einer kleinen Vertiefung im Eis absah, wo einst das Logbuch gelegen hatte. Mit ernster Miene betrachteten sie das Kind in der Wiege und die Frau des Kapitäns, deren zarte, in Trauer versunkene Züge sich unter der zweihundert Jahre alten Eisschicht nur mehr erahne n ließen. Der Hund war unter einem weißen Hügel verschwunden.
    Sie gingen von einer Kajüte zur anderen und richteten ihre Halogenlampen auf die vor langer Zeit verblichenen Passagiere.
    Sie waren kaum zu erkennen unter dem Eis, das sie wie glitzernde Leichentücher umhüllte. Pitt versuchte sich vorzustellen, wie ihnen in diesen letzten Momenten wohl zu Mute gewesen war, doch war die Tragödie so ergreifend, dass er gar nicht darüber nachdenken mochte. Beim Anblick dieser wächsernen Gestalten, die unter ihren Eispanzern steif und schattenhaft im Zwielicht ruhten, konnte man kaum glauben, dass dies einst Menschen aus Fleisch und Blut gewesen waren, Menschen, die Sorgen und Nöte gehabt und dennoch tagtäglich ihr Leben genossen hatten, ehe sie an diesem abgelegenen und unwirtlichen Flecken Erde umgekommen waren. Manche der vom Eis verzerrten Gesichter waren unbeschreiblich grauenhaft.
    Was waren ihre letzten Gedanken gewesen, als sie hier verschmachteten, allein, ohne die geringste Hoffnung auf Rettung?
    »Ein Albtraum«, murmelte Northrop. »Aber auch grandios.«
    Pitt schaute ihn fragend an. »Grandios?«
    »Das reinste Wunder. Menschen, die bestens erhalten sind, eingefroren für die Ewigkeit. Überlegen Sie doch nur, was das für die Wissenschaft bedeutet. Stellen

Weitere Kostenlose Bücher