Akte Mosel
unterwegs.« Jo schiebt sich ein großes Stück Kuchen in den Mund.
»Ich wäre lieber zu Hause geblieben. Ist aber leider noch was dazwischengekommen. War viel los in der Stadt. Vollmond und Affenhitze sind wohl eine ziemlich happige Konstellation für einige Zeitgenossen, und wenn dann noch Alkohol hinzukommt, ist das eine Überdosis.«
»Was war denn los?« Marie ist hereingekommen.
»Hallo, Marie, ein Überfall in einem Parkhaus, ein paar Brände und jede Menge sonstiger Scheiß.«
»Und, gab es Verletzte, habt ihr jemanden geschnappt?« Jo schiebt ein zweites Stück auf seinen Teller.
»Ein paar blutige Nasen, die Krawallmacher laufen schon wieder frei herum.«
»Und bei dem Überfall, gibt es schon Verdächtige?« Marie nimmt eine Tasse aus dem Schrank und dreht Walde den Rücken zu.
»Keine Ahnung, ich habe nichts mitgekriegt. Es ist ein Geschäftsmann überfallen worden. Es ging wohl um die Tageskasse. Kannst du am Montag alles in der Zeitung lesen. RPR hat’s bestimmt schon in den Nachrichten gebracht. Ich habe heute nur kurz mit dem Präsidium telefoniert, um zu hören, ob es noch weitere Brandstiftungen gab.«
»Und?«
»Zum Glück nicht. Und die Wasserleiche vom Donnerstag ist der vermißte Mann, der vom Baggerschiff gefallen ist.«
»So, bevor wir jetzt noch deinen aktuellen Kontostand erfahren, greif erst einmal zu«, Jo lädt ein Stück Kuchen auf Waldes Teller. »Außerdem muß ich dir noch erzählen, was du gestern verpaßt hast.«
Als Jo mit ein paar Verschönerungen und unter Auslassung der unterschlagenen Münzen im Brunnen erzählt hat, was sich in den letzten 24 Stunden zugetragen hat, pfeift Walde durch die Zähne, springt auf und schlägt Jo auf die Schulter.
»Da muß ich erst mal tief Luft holen. Das ist ja ein Ding. Das hast du fertiggebracht, nicht zu fassen. Der Fund ist bestimmt gut für die Stadt und den Tourismus, und für dich war das ja wohl der helle Wahnsinn. Aber trotzdem bin ich froh, daß ich nicht dabei war.«
Jo schüttelt den Kopf: »Warum?«
»Mein Gefühl sagt mir, daß du heute morgen erst einmal mit einem Anwalt hättest reden sollen, bevor du dich mit dem Typ vom Museum getroffen hast. Am besten wäre ein Anwalt auch im Museum dabei gewesen.«
»Aber ich habe doch nur in bester Absicht gehandelt.«
»Sicher, aber kennst du die Geschichte von dem armen Bauern, der mit seiner Tochter den Acker pflügt und einen goldenen Mörserstößel findet?«
Jo schüttelt den Kopf.
»Die Tochter will den Vater davon abhalten, aber der bringt seinen Fund zum König.«
»Ja, und?«
»Am nächsten Tag läßt der König den Bauern hängen, weil er glaubt, er habe nur den Stößel abgeliefert und den Mörser unterschlagen.«
»Da bin ich ja beruhigt, daß es bei uns keinen Galgen mehr gibt.«
»Du verstehst nicht, die Geschichte besagt soviel wie …«
»… Undank ist der Welten Lohn.«
»So ungefähr, nimm’ dir so schnell wie möglich einen Anwalt, mache ein Gedächtnisprotokoll von dem, was du heute dem Zelig erzählt hast, und notiere die Namen aller Zeugen.«
»Kannst du mir einen Tip geben, wegen des Anwalts?«
»Da gibt es einige. Also, der Robert Schmitz hat einen ganz guten Namen, oder der Martin Brück fällt mir ein. Das ist einer aus Trier, der auch den ganzen Klüngel kennen müßte.«
»Meinst du, ich erreiche jemanden von denen am Wochenende?«
»Warte mal«, Marie blättert im Telefonbuch. »Ich habe den Brück gefunden, Kanzlei am Hauptmarkt … und hier die Privatnummer.«
»Gut, ich versuch’s mal.« Jo geht zum Telefonieren in die Diele.
Marie schenkt Kaffee nach: »Wird es Ärger geben, Walde?«
»Schwer zu sagen, das hängt von den Museumsleuten und den anderen Münzsuchern ab und … von dem Wahrheitsgehalt dessen, was uns Jo erzählt hat.«
»Du weißt genau dasselbe wie ich.«
»Ist in Ordnung, entschuldige, ich möchte alles glauben, aber leider bin ich durch meinen Job ziemlich mißtrauisch geworden.«
»Jo wird dir ja wohl kaum eine Story auftischen und dich dann um Rat fragen.«
»Klar, falls die Geschichte – bewahre der Himmel – ein Fall werden sollte, landet sie eh nicht auf meinem Schreibtisch.«
Jo kommt zurück: »Ich habe den Anwalt erreicht und für Montagfrüh einen Termin vereinbart. Ich kann ihn aber jederzeit anrufen, falls sich vorher etwas Unvorhergesehenes ereignen sollte, er hat mir sogar die Adresse seines Wochenendhauses am Holzerather Weiher gegeben«, verkündet er. »Gestern war es für mich wie ein
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