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Akte Mosel

Akte Mosel

Titel: Akte Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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habe den Lappen abgegeben und obendrein 4.000 Mark Strafe gezahlt.«
    »Der Unfall hat sich am vorletzten Sonntag ereignet, nachmittags.«
    »Da war ich in Langsur aufm Skatturnier. Sonst bin ich am Wochenende in Irrel in meinem Wohnwagen.«
    Walde notiert etwas in seinen Notizblock: »Ich werde das prüfen, kann ich jetzt bitte das Fahrzeug sehen?«
    »Das blöde Ding muß ich noch zwei Monate fahren, daran ist nur der Skat schuld. Aber seitdem trinke ich nichts mehr, wenn ich noch fahren muß. Kommen Sie mit.«
    Der Mann öffnet das Garagentor, wo neben einem Opel Caravan ohne Nummernschild das Mofa steht.
    »In zwei Monaten krieg’ ich den Lappen zurück, dann ist die Gurkerei mit dem Ding vorbei. Kommen Sie mit rauf, ich habe gerade Kaffee gekocht, sowieso zu viel für mich allein.«
    Walde geht hinter dem Mann durch die aufgeräumte Wohnung auf den Balkon, wo unter einem Sonnenschirm ein Tisch mit zwei Korbstühlen steht. Der Mann serviert den Kaffee.
    »Meine Frau ist vor drei Monaten gestorben. Den Haushalt habe ich schon lange allein versorgt. Ich brauche keinen, der mir hilft. Nur beim Kaffee habe ich mich noch nicht daran gewöhnt, daß sie nicht mehr da ist.«
    »Hier ist es ruhiger, als ich gedacht habe«, sagt Walde.
    »Sie erinnern mich an meinen Schwiegersohn, der ist auch so groß wie Sie und im öffentlichen Dienst, beim Kulturamt und der andere ist Lokführer bei der Bahn AG, so heißt der Verein ja heute.«
    Sie trinken schweigend und schauen über leere Tennisplätze, hinter denen verfallende Hallen stehen.
    »Das war einmal das Ausbesserungswerk. Da wurden früher Dampflokomotiven aus ganz Deutschland repariert, da habe ich 35 Jahre lang gearbeitet.«
    *
    Marie hält Doris’ Hand. Sie sitzen auf einem Teil der Couch, das noch heil geblieben ist, und starren auf das Chaos ringsum. Die Polizisten sind gegangen, es war kein bekanntes Gesicht von heute Vormittag dabei. Sie warten auf Manfred, einen Bekannten von Doris, bei dem sie die Hausratversicherung abgeschlossen hat.
    »Wer tut mir das bloß an?« Doris starrt vor sich hin. Marie schweigt.
    »Der hat alles angefaßt, der ist in mein intimstes Leben eingedrungen. Der hatte vor nichts Respekt.«
    Mit den Sandalen scharrt sie über Glassplitter und Schaumstoffetzen.
    »Ich will hier nichts mehr berühren, was der in seinen dreckigen Fingern hatte.«
    »Wenn der Mann von der Versicherung kommt, gehe ich Handschuhe einkaufen, und dann schaust du nochmal nach, was gestohlen wurde.«
    Die Frauen schrecken zusammen, als es klingelt. Es ist Manfred. Er inspiziert die Räume und schüttelt den Kopf: »Ich mache das jetzt schon seit 15 Jahren, aber so was ist mir noch nicht untergekommen. Was fehlt denn?«
    »Das hat Doris noch nicht herausfinden können«, antwortet Marie. Doris steht in der Küche an der offenen Balkontür und schaut in den Garten.
    »War die Polizei schon da?«
    Marie nickt.
    »Und, wie ist der Einbrecher reingekommen?«
    »Keine Ahnung, die Polizei hat Türen und Fenster überprüft und keine Spuren entdeckt.«
    »Das hier geht über meine Kompetenzen hinaus, kann ich mal telefonieren?«
    Marie schüttelt den Kopf: »Das Telefon ist auch kaputt.«
    Er geht in die Küche zurück: »Ich besorge jetzt einen Sachverständigen. Ich denke, daß ich in ein, zwei Stunden zurück bin. Schau’ inzwischen mal nach, was fehlt.«
    »Danke, Manfred … Minka, Minka«, sie hastet auf den Balkon und ruft: »Minka, komm, ich bin wieder da.«
    Gleich darauf drückt sie die schwarze Katze an sich. »Ich dachte schon, sie hätten dir …«
    »Also, bis später dann«, sagt Manfred beim Hinausgehen.
    Doris gibt der Katze Wasser. »Schau mal, Minka ist da!«
    »Ich hab’ schon das Schlimmste befürchtet«, sagt Marie erleichtert. Sie wartet, bis die Katze sich auf ihren Napf konzentriert. »Ich gehe gerade mal nach nebenan, was besorgen. Meinst du, du kannst dir gleich mal ansehen, was von den Sachen, die einen Wert haben, nicht mehr zu retten ist? Das müssen wir dann wegschaffen, ich erzähle dir gleich, warum.«
    Nebenan im Bioladen ergattert Marie einen großen Karton.
    »Was willst du denn damit?« empfängt Doris sie an der Wohnungstür.
    »Hier, eine Leihgabe von der Müslikooperative«, sagt Marie und nimmt ein Paar Arbeitshandschuhe aus dem Karton.
    »Wir haben noch knapp zwei Stunden Zeit, bis Manfred wiederkommt. Er meint, die Versicherung käme nur für das auf, was gestohlen ist. Alles andere fällt unter Vandalismus.«
    »Soll ich das

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