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Akte Mosel

Akte Mosel

Titel: Akte Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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wohl wichtig. Ihre Atmung geht in Hecheln über. Sie tritt einen Schritt zurück. Hoffentlich hört er sie nicht!
    Er kommt hervor und schaut Doris ins Gesicht: »Nur noch das Handschuhfach. Wir sind ja gleich fertig, hat ja gar nicht weh getan, oder?«
    Doris hüstelt und hält eine Hand vor den Mund. Wenn der wüßte, was in ihr vorgeht.
    Direkt über das Haus donnert ein Geschwader Düsenjäger. Wenn sie jetzt die Tür zutritt, hört niemand sein Geschrei.
    Das Handschuhfach klappt auf. Der Polizist kommt ruckartig hoch. Jetzt ist es aus, denkt Doris und schließt die Augen.
    »Was haben wir denn da?« ruft er triumphierend.
    Das war’s. Schwarze Punkte flimmern vor ihren Augen. Irgendetwas wird genau davorgehalten. Sie kann nichts erkennen. Es ist … keine Pistole.
    Der Kerl hält das Pornoblatt in der Hand. Jetzt grinst er noch breiter und blättert ein paar Seiten um.
    »Mein Schwedisch ist nicht so besonders, aber das hier ist nicht das Bistumsblatt von Göteborg, das steht fest.«
    »Das ist mein Wagen, ich bin hier zu Besuch«, Doris kann nur mit Mühe die Worte hervorpressen. »Das ist nicht … in Ordnung.«
    Faber ist mit Jo aus dem Haus gekommen: »Entschuldigen Sie«, sagt er zu Doris und zu seinem Kollegen: »Geben Sie der Dame bitte das Heft zurück.«
    Der Uniformierte überreicht Doris augenzwinkernd die Illustrierte und läßt seinen Blick an ihr hinabgleiten: »Ist Ihnen nicht gut?«
    Dieses dreckige Grinsen ist es fast wert, ihm eine Kugel vor die Füße zu ballern, denkt sie, als sie die Zeitschrift zur Pistole und dem anderen Kram ins Handschuhfach zurückstopft. Jetzt guckt er ihr bestimmt noch unter den Rock. Doris tut so, als würde sie etwas in Ordnung bringen. Langsam einatmen … und wieder lange ausatmen. Sie fängt sich wieder und kommt aus dem Wagen.
    Faber hat sich Jo zugewandt: »So, beschlagnahmt wurde nichts, deshalb brauchen Sie uns auch nichts zu quittieren. Entschuldigen Sie die Umstände, die wir Ihnen gemacht haben, schönen Tag noch.« Er winkt mit der rechten Hand und geht mit den anderen Polizisten zu den Autos. Zum Glück sind es zwei Zivilfahrzeuge, sonst hätte es hier gewiß schon einen Menschenauflauf gegeben.
    Sie gehen ins Haus, und Jo verschwindet im Badezimmer. Doris holt die Zeitschrift aus dem Handschuhfach, reißt die Einbandseiten ab und zündet sie im Kamin an.
    Marie tritt hinter sie: »Warum verbrennst du die Zeitung?«
    »Ich kann sie auch Philipp schenken.«
    »Ich dachte eher an den Papiermüll.«
    »Die war in dem Aktenkoffer«, flüstert Doris.
    »Was haben denn die Polizisten hier gemacht?« Philipp tappt ins Zimmer.
    »Die waren bei Papa zu Besuch«.
    »Wie spät ist es?«
    »Gleich halb neun.«
    »Dann fängt ja Tom Sawyer an, darf ich gucken?«
    »Tom Sawyer? Für wie blöd halst du mich? Und was ist mit dem Kaninchenstall, den wolltest du doch heute ausmisten?«
    »Mache ich ja auch, es ist ja noch früh.«
    »Versprochen?«
    »Ja, Mama, versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen.« Der Junge legt dabei die linke Hand auf die rechte Brust.
    »Dann geh’ dich jetzt noch waschen und anziehen.«
    »Was verbrennt ihr denn da?«
    »Nichts, was dich angeht, geh’ jetzt!« Marie zeigt zur Tür.
    »Das hat Papa gestern auch gesagt.«
    »Was hat Papa gesagt?«
    »Daß mich das nichts angeht, der hat auch was im Kamin verbrannt.«
    »Was denn?«
    »Frag’ ihn doch selbst, mich geht das ja nichts an«, damit ist er aus dem Zimmer verschwunden.
    Marie verdreht die Augen. Doris reißt weitere Seiten ab und wirft sie ins Feuer. Die Flammen lecken an den nackten Körpern. Es ist nicht zu fassen, zuerst dachte sie, alles ist aus, und als sich die Polizei nur für Jos Münzen interessierte, war sie so erleichtert. Und dann hätten sie sie um ein Haar doch noch am Wickel, wegen dieser blöden Pistole.
    »Ich denke mal, daß der die Zeitschrift nicht bei der Polizei angegeben hat«, überlegt Doris laut. »Von den Luxemburger Sparbüchern war ja in der Zeitung auch keine Rede.«
    »Der wird sich hüten, da hat er bestimmt sein Schwarzgeld gebunkert!«
    »Vielleicht ist die Waffe ja auch nicht registriert!«
    »Welche Waffe?«
    »Die hatte ich vergessen. Im Koffer war eine Pistole, die habe ich auch ins Handschuhfach getan und vergessen.«
    »Himmel, das Auto ist doch eben durchsucht worden!«
    »Hiermit war der blöde Kerl ja schon zufrieden.« Doris wirft die letzten Seiten ins Feuer.
    »Du hast Nerven, das muß ich schon sagen.« Marie schüttelt den

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