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Akte Mosel

Akte Mosel

Titel: Akte Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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aufgeschlossen. Doris kommt zurück.
    »Ich hoffe, das wird reichen«, sie streckt Walde eine Plastiktüte entgegen.
    »Damit können wir den Einbrechern noch die Knochen eingipsen, wenn wir sie erwischt haben«, sagt Walde. Ob sie jetzt glaubt, daß er einer von der brutalen Sorte ist? »Ich brauchte noch ein Gefäß, in dem ich den Gips anrühren kann, einen kleinen Eimer oder eine Schüssel.«
    Doris geht zur Küche und kommt gleich darauf mit einer Plastikschüssel zurück: »Können Sie die gebrauchen?« Jetzt ist es ihr rausgerutscht.
    »Ich heiße Walde, wenn Sie wollen …«
    »Ich heiße Doris, wir können uns gerne duzen.«
    »Auf dem Bau ist das so üblich, daß man sich duzt, da braucht man auch nicht Bruderschaft zu trinken.«
    »Okay, das hier ist ja so was wie eine Baustelle.« Doris setzt sich auf den Boden und hebt aus den Hüllen gerissene CDs auf, mit deren Einsortierung sie vorhin schon begonnen hat.
    Walde geht in die Küche und rührt den Gips mit Wasser an. Die Masse reicht, um den drei Plastikdosen im Wohnzimmer wieder Halt zu geben.
    »Wann ist es passiert?« fragt Walde.
    »Irgendwann am Wochenende, ich war ein paar Tage unterwegs.«
    »Hast du einen Diamantenhandel, oder haben die bei dir Mikrofilme in den Steckdosen gesucht?«
    »Das weiß ich auch nicht so recht …«
    Es klopft an der Korridortür.
    »Ach, ich habe nicht daran gedacht, daß die Klingel keinen Saft hat«, bemerkt Walde.
    Marie kommt herein: »Ich habe ein paar Kerzen gekauft, damit wir nachher nicht im Dunkeln sitzen.«
    »Danke für das Vertrauen«, ruft Walde von nebenan.
    »Außerdem habe ich die hier besorgt«, Marie rollt schwarze Plastiktüten auf. »Da stopfen wir alles rein, was in den Müll soll.«
    Es klopft erneut an der Wohnungstür.
    »Sorry, Philipp wollte unbedingt mitkommen. Er war nicht mehr zu halten, als er von dem Einbruch gehört hat.« Vater und Sohn stehen in khakifarbenen Shorts in der Diele. Jo hat die Kameratasche umgehängt, und Philipp trägt das Holzstativ auf der Schulter.
    »Jetzt fehlen nur noch Tropenhelme und Schmetterlingsnetze, und ihr zwei könnt auf Safari gehen«, stellt Doris fest. »Dann kommt mal mit, ich führe euch durch den Dschungel.«
    »Oh, Herr Kollege ist bereits bei der Spurensuche«, begrüßt Jo den auf dem Boden hockenden Walde.
    »Ich zeige dir, was du fotografieren sollst. Es geht darum nachzuweisen, daß hier nicht planlos zerstört, sondern ganz gezielt nach etwas gesucht wurde.«
    »Habe verstanden, gibt es sonst noch etwas zu beachten?«
    »Wenn ihr mit den Fotos fertig seid, könnt ihr beim Aufräumen helfen.«
    »Stets zu Diensten!« Jo salutiert.
    »Was macht dein jüngster Weinbergsfang, ist die Laus überführt?«
    »Erinnere mich nicht daran! Dem Biest ist nicht beizukommen. Falls ich keine Beweise finde oder sie nicht selbst gesteht, muß ich sie morgen freilassen.«
    »Das ist bitter.«
    »Wie man’s nimmt, zum einen werde ich gut bezahlt, zum anderen habe ich so meine Tricks«, lächelt Jo verschmitzt.
    »Und die wären?«
    »Ich glaube, das erzähle ich dir besser, wenn wir entre nous sind, du verstehst, was ich meine«, zwinkert Jo.
    Philipp ist von dem Chaos ringsum sichtlich beeindruckt: »Papa, krieg’ ich ein paar Abzüge?«
    »Was willst du denn damit?«
    »Die kommen in mein Album.«
    »Wohl zwischen die Kommunionbilder und die Fotos von der letzten Klassenfahrt?«
    »Och, Papa, bitte.«
    »Wenn Doris nichts dagegen hat?« Jo schaut Doris an. Sie nickt.
    »Gut, dann bau’ das Stativ auf.«
    »Fang’ bitte im Schlafzimmer an, dann können wir anschließend dort aufräumen«, bittet Doris.
    Walde rührt in der Diele Gips an, als Jo und Philipp mit dem Fotografieren fertig sind und aus dem Schlafzimmer kommen.
    »Wofür ist der Gips?« Philipp stellt das Stativ neben die Fototasche.
    »In der Küche sind Fußspuren, wahrscheinlich Aliens, von denen nehme ich Gipsabdrücke. Darfst du noch keine Kriminalromane lesen?« wundert sich Walde.
    »Laß dich nicht veräppeln, ich kümmere mich um die Küche«, richtet sich Jo an seinen Sohn. »Ich bin es gewohnt, im Dreck zu wühlen. Philipp, räumst du die Bücher und CD’s in die Regale, oder willst du mir in der Küche helfen?«
    Philipp ist schon im Wohnzimmer verschwunden, aus dem gleich darauf John Lee Hooker zu hören ist.
    Gegen Mitternacht ist die Wohnung aufgeräumt und geputzt, alle Schränke sind ausgewaschen, das gesamte Geschirr und Besteck gespült, alle Elektrogeräte und Anschlüsse

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