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Akte Mosel

Akte Mosel

Titel: Akte Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Vater geschenkt. Nach dem Mikroskop und dem Spiegelteleskop und dem Computer, den ich übrigens vor Bill Gates hatte – was immer das auch zu bedeuten hat.«
    »Daß du die Chance hattest, Microsoft zuvorzukommen.« Jo betätigt den Auslöser. »Sorry, ganz schön empfindliches Gerät.«
    »Ich glaube, mein Vater wollte eher von seinem schlechten Gewissen ablenken, weil er nie Zeit für mich hatte, seine Arbeit ging immer vor.«
    »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, du hast doch auch nur deinen Job im Kopf.«
    »Ich hab’ ja auch keine Familie.«
    »Darf ich fragen, was der Grund deiner Beschattung ist?«
    »Die alte Geschichte, du weißt ja …«
    »Und der Typ aus dem Lager soll ein Mörder sein?«
    »Nein, das ist einer von ein paar Dutzend Mofafahrern, die wir checken.«
    »Und warum hast du ihn nicht einfach angesprochen?«
    »Ich möchte ihm keine Scherereien am Arbeitsplatz machen.«
    »Dann hättest du ihn doch nach Feierabend zu Hause besuchen können und nicht noch was kaufen müssen. Wenn er mit Treckern dealen würde, was hättest du denn dann gemacht, gleich zum Schein einen Trecker gekauft?«
    »Ich dachte, ich kenne ihn schon vom Sehen, ich habe doch schon oft genug für dich hier einge …«
    »Ich sehe was, was du nicht siehst«, singt Jo, reißt die Kamera hoch und fotografiert.
    »Wo?« Walde dreht den Zündschlüssel, sein Blick folgt dem Objektiv.
    Walde setzt den Blinker und wendet den Kopf. Autos fahren dicht an dicht vorbei. Endlich gibt ihnen jemand mit Lichthupe den Weg frei. Sie kommen nicht weit. Am Bahnübergang rangiert ein Sattelschlepper rückwärts in eine Einfahrt und blockiert beide Fahrbahnen. Walde steigt aus, kein Mofa ist mehr zu sehen. Minuten später setzen sie die Fahrt fort. Das Mofa ist samt Fahrer über alle Berge.
    »Soll ich dir anpacken?« fragt Walde vor Jos Haus.
    »Kommst du nicht mehr rein?«
    »Nee, ich muß noch ins Präsidium undsoweiter …«
    »Falls wir uns nicht mehr sehen sollten, schicke ich dir ’ne Karte. Hier, deine Kamera, ich verzichte auf das Copyright.«
    »Danke, bis dann!«
     
    Walde fährt los. Im Industriegebiet am Hafen hat der Regen Kohlenstaub auf die Straße gespült. Die Kühltürme des Stahlwerkes qualmen. Mit Schrott beladene Waggons gleiten vorbei. Vom Ehranger Krankenhaus spannt sich ein Regenbogen bis nach Kenn. Auf der B53 gibt Walde Gas. Wider besseres Wissen versucht er, unter dem Regenbogen hindurchzufahren. In der Ferne erblickt er Heißluftballons am Himmel. Zuerst nimmt er an, sie seien von der Wiese am Schweicher Yachthafen gestartet. Bei Issel bemerkt er, daß sie vom einige Kilometer weiter entfernten Föhrener Flugplatz kommen. Die Luft ist glasklar. Die Weinberge ringsherum scheinen näher gerückt zu sein.
    Der heute Mittag nicht angetroffene Mofafahrer ist zu Hause. Er öffnet die Tür in Unterhemd und Trainingshose, und mustert Walde, als stünde Hamburg Mannheimer auf der Marke, die ihm entgegenstreckt wird.
    »Sind Sie Herr Schmitt«, Walde schaut auf einen Zettel. »Rudolf Schmitt?«
    »Warum?«
    Walde holt tief Luft: »Sind Sie’s?«
    Der Mann bewegt den Kopf so, daß es mit etwas Phantasie als Zustimmung ausgelegt werden kann.
    »Ich war heute schon mal hier, es geht um Ihr Mofa.«
    »Was ist denn damit?«
    »Ich hätte es mir gerne mal angeschaut. Ist das möglich?«
    »Warum wollen Sie es sehen?«
    »Das Fahrzeug spielt in einer Ermittlung eine Rolle.«
    »Steckt da vielleicht zufällig mein feiner Nachbar dahinter?«
    Walde wird ungeduldig: »Bisher haben Sie mir auf alle meine Fragen eine Gegenfrage gestellt!«
    »Ist das jetzt auch schon strafbar?«
    »Jetzt zeigen Sie mir das Mofa!« Walde tritt einen Schritt nach vorn.
    »Und wenn nicht, dann nehmen Sie mich fest? Nee, den Anblick gönne ich dem Kerl nicht, der steht jetzt hinter der Gardine«, antwortet sein Gegenüber ungerührt.
    »Was ist mit Ihrem Nachbarn, hat er einen Unfall gehabt?« fragt Walde.
    »Weiß ich doch nicht, der hat mich schon mal angezeigt, weil ich angeblich seinen Mercedes verkratzt habe.«
    »Und, haben Sie?«
    »Ooh«, stöhnt er und greift nach einer Tasche, die an der Garderobe hängt. »Ich rege mich wegen dem Kerl nicht mehr auf. Der braucht das, der ernährt doch mindestens drei Anwälte mit seiner Streitlust.«
    »Zeigen Sie mir bloß das Mofa, mehr möchte ich wirklich nicht.« Erst geht ihm einer durch die Lappen, dann quatscht ihn der nächste schon wieder voll. Walde flüchtet sich in Gewaltphantasien. Er hätte die

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