Akte Mosel
heute Mittag verzapft habe.«
Doris nickt.
Er erzählt von seinem durch die Alarmanlage enttarnten Einbruch.
»Kann dich das den Job kosten?«
Walde nickt. Danach essen sie schweigend.
»Also«, beginnt Doris, »der Räumer denkt, der Überfall im Parkhaus habe ihm gegolten. An dem Tag hatte er viel Schwarzgeld dabei.«
»Und war es so?« Waldes Augen werden groß.
»Er hat mich vor- und nachher gesehen, mehr will ich dazu nicht sagen.«
Walde pfeift durch die Zähne: »Kannst du das Geld zurückgeben?«
»Wie stellst du dir das vor?«
»Du schickst es zurück.«
»An das Schuhgeschäft?«
»Nein, ans Präsidium mit einem Reuebekenntnis.«
»Und du meinst, dann wird nicht mehr ermittelt?«
»Das schon noch, aber die Motivation wird nachlassen, wenn die Beute aufgetaucht ist … und falls du geschnappt wirst, wird das Gericht … Aber damit bist du Räumer und seine Leute nicht los.«
*
Gabi Wagner kommt, begleitet von einer Kollegin, Walde auf den Stufen vor dem Präsidium entgegen: »Die Saarburger haben gerade den Knipser gefaßt, wir fahren hin,kommst du mit?«
Der Knipser, so genannt, weil er Kinder anspricht, um sie angeblich zu fotografieren, war in den letzten Wochen verstärkt an der Saar in Erscheinung getreten. Ein beunruhigter Vater hatte kurz nach acht Uhr die Polizei gerufen, als er den Mann dabei beobachtete, wie er sich an eine 13jährige Fahrradfahrerin ranmachte.
»Warum laßt ihr ihn nicht herbringen?«
»Die haben nicht genug Leute, es ist Urlaubszeit, außerdem wohnt er in der Gegend, und da können wir uns gleich bei ihm zu Hause umgucken.«
Im Keller des Saarburger Polizeireviers wird vor ihnen eine niedrige Holztür mit dicken Eisenbeschlägen aufgeschlossen. Der Mann ist Mitte Fünfzig, untersetzt, rotgesichtig mit Knubbelnase. Er steht von der Pritsche auf und ist sichtlich um Fassung bemüht, als die beiden Frauen und Walde in die Zelle eintreten. Gabi Wagner gibt ihm seine Schnürsenkel zurück, und er fädelt sie zittrig ein. Walde untersucht die aluminiumfarbenen Kamerakoffer; er findet zwei große Kameragehäuse, etliche Köcher mit verschiedenen Objektiven und Filtern, eine kleine Tasche mit zwei Kühlakkus und Filmen und einen Notizblock, auf dem Orte, Sehenswürdigkeiten und Tageszeiten notiert sind.
Es stellt sich heraus, daß der Mann in einem Fotogeschäft in Trier arbeitet und während seiner Freizeit Fotos für ein Urlaubsprospekt schießt. Dabei ist er stets, wie er es bezeichnet, um „lebendige Bilder“ bemüht und fordert alle möglichen Leute, unter anderem auch Kinder, auf, mal an einem Brunnen in den Wasserstrahl zu fassen oder sonst wie vor Sehenswürdigkeiten zu posieren. Ein Mofa besitzt er nicht. Er erklärt sich bereit, ohne Hausdurchsuchungbefehl in seine Wohnung zu fahren, bittet aber um Diskretion, da er sich verständlicherweise keinerlei Verdächtigung aussetzen will und obendrein Dirigent eines Musikvereins mit einem hohen Anteil an Jugendlichen ist.
Auf der Rückfahrt ins Präsidium besprechen sie den aktuellen Stand der Mofaermittlungen.
»Nach meiner Einschätzung«, sagt Gabi Wagner, »bleibt es bei zwei Leuten, die wir genauer überprüfen sollten, den Bäcker und den Fernmeldetechniker. Beide haben für den besagten Sonntagnachmittag kein Alibi. Eine Überwachung ist zur Zeit für unsere Abteilung personell nicht drin, wir könnten ihnen eine Vorladung schicken, oder sie besser noch zu Hause abholen und hier in die Mangel nehmen.«
»Dann sind sie aber gewarnt, und wir kommen ohne Kniffe bei der Vernehmung nicht weiter.«
»Bleibt uns wohl nichts anderes übrig.«
»Machen wir halbe-halbe«, sagt Walde, »den einen überwachen wir, den anderen bestellst du ins Präsidium.«
»Wie gesagt, ich habe nicht genug Leute«, entgegnet sie.
»Die Observierung übernehmen wir komplett, ich weiß auch schon, mit wem sich Harry abwechseln wird.«
Walde liest vom Bildschirm den Namen des beraubten Schuhgeschäftinhabers ab und schreibt ihn zusammen mit dem des Polizeipräsidenten und der Zahl 38.450,- auf einen Zettel. Harry kommt ohne anzuklopfen in sein Büro gestürmt. Er klingt erregt: »Ich soll mit dem bescheuerten Grabbe zusammen hinter der Backstube sitzen?«
»Nicht mit ihm zusammen, ihr wechselt euch ab«, entgegnet Walde. »Ich habe ihn schon drüben losgeeist.«
»Die waren wohl froh, ihn loszuwerden.«
»Oder willst du lieber den von der Telekom beschatten, du erinnerst dich an die Adresse?« Harry
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