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Akte Mosel

Akte Mosel

Titel: Akte Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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stutzt.
    »Harry, ich hol schon mal den Wagen!«
    »Das hat auch nie im Drehbuch gestanden!« Harry rauscht zur Tür hinaus.
    *
    »Hallo, Marie, hab’ ich dich aufgeweckt?«
    »Nach der zweiten Tasse Kaffee wird dir das schwer gelingen. Woher rufst du an?«
    »Das fragst du doch sonst nie.«
    »Dazu hatte ich früher auch keinen Grund.«
    »Aus Waldes Wohnung, wenn du es unbedingt wissen willst.«
    »Aha.«
    »Was soll das heißen?« fragt Doris und bleibt vor einem Bild in Waldes Diele stehen.
    »Ich sagte nur: aha, mehr nicht.«
    »Also, es ist nicht, wie du denkst …«
    »Aha, du denkst, ich denke …«
    Schweigen.
    »Marie, deshalb rufe ich auch nicht an. Was hast du heute vor?«
    »Urlaubsvorbereitungen, sonst nichts.«
    »Dann will ich dich nicht stören.«
    »So schlimm ist es auch wieder nicht, wir fahren erst am Wochenende, falls nicht wieder ein größerer Münzfund oder sonst etwas dazwischenkommt. Jo ist schon ganz früh zur Kiesgrube nach Biewer aufgebrochen, weil dort heute Moselaushub von unterhalb der Römerbrücke abgekippt wird.«
    Sie verabreden, daß Marie sie später von Hechts Kanzlei abholt. Doris hat bis tief in die Nacht alles zu Papier gebracht, was ihr von Räumers krummen Geschäften der letzten Jahre einfiel. Es ist etliches zusammengekommen an Bestechungen, Immobiliengaunereien, illegalen Absprachen mit Konkurrenzunternehmen, Mietbetrug, Steuerhinterziehung, Abrechnungen von Luxemburger Firmen, die direkt auf Schwarzkonten gingen, bis zu Spendenbetrug über einen Verein, bei dem er Vorsitzender ist. Wenn nur ein Bruchteil dessen, was sie notiert hat, nachgewiesen wird, ist Räumer geschäftlich und gesellschaftlich erledigt und hat obendrein ein paar Strafverfahren am Hals.
     
    Doris nimmt ein Taxi zu Hechts Kanzlei. Noch bevor sie sich bei Elfie im Vorzimmer nach dem Gesundheitszustand Degenhardts nach dem Schlag mit dem anwaltlichen Telefonhörer erkundigen kann, bittet Hecht sie in sein Büro. Mit blutunterlaufenen Augen schaut er sie an, als sie ihm ihr Anliegen vorträgt. Dann überfliegt er Doris’ Aufzeichnungen und nimmt ein Diktiergerät zur Hand:
    »Im Auftrag meiner hier ungenannt bleibenden Mandantin teile ich Ihnen mit: Meine (Ihnen bekannte) Mandantin hat weder Interesse an Ihrer Person noch an Ihren Geschäften. Sie wird sich in Zukunft bemühen, nach Möglichkeit alle Berührungspunkte mit Ihnen oder Ihren Unternehmungen zu vermeiden.
    Andererseits besteht sie ihrerseits darauf, von Ihnen oder Ihren Mitarbeitern etc. nicht mehr behelligt zu werden. Eine Zuwiderhandlung gegen diese Forderung hat umgehend die Versendung einer sehr delikaten und ebenso detaillierten (an Eides statt abgegebenen) Erklärung über Sie und Ihre diversen vergangenen und gegenwärtigen Unternehmungen inklusive Nennung weiterer beteiligter Personen an interessierte Kreise zur Folge (Staatsanwaltschaft, Zoll, Presse etc.). Unter Zuwiderhandlung versteht meine Mandantin Zwischenfälle aller Art, ihre eigene Person oder ihr Eigentum betreffend, die auf äußere Einflüsse wie Gewalteinwirkung, Unfälle etc. zurückzuführen sind. Stichwortartige Auszüge der noch zurückgehaltenen Information finden Sie auf der beiliegenden Kopie. P.S.: Weitere Ausfertigungen dieser eidesstattlichen Erklärung sind heute in einem Notariat mit der oben geschilderten Handlungsanweisung hinterlegt worden. Mit noch freundlichen Grüßen …
    So in Ordnung?« fragt Hecht und putzt sich die dicke Hornbrille.
    »Ich denke schon.«
    »Gut, ich mache selbst die Kopien und versiegele die Umschläge. Das Schreiben geht heute noch per Einschreiben mit Rückschein raus. Das mit dem Notar wird auch umgehend geregelt. Soll ich dir zwei Jungs von Degenhardt besorgen, die auf dich aufpassen?« Hecht schaut sie besorgt an.
    »Danke, Günther, ist nicht nötig, ich werde abgeholt. Das hier bedeutet, daß du Räumer als Kunden nun endgültig vergessen kannst.«
    »Ganz im Gegenteil, manche Gegenparteien haben sich später geradezu darum gerissen, von mir vertreten zu werden, besonders, wenn sie von mir gebissen worden sind. Jeder kann mal einen richtig scharfen Hund gebrauchen.«Marie wartet vor der Tür. Auf dem Weg durch die Allee erzählt Doris, was sich im Wald zugetragen und was sie nun in die Wege geleitet hat.
    »Das Ganze ist mir wirklich zuwider, aber mir bleibt nichts anderes übrig. Ich weiß nicht mehr, ob der Kerl mich gestern im Wald nur gehörig einschüchtern oder was er anstellen wollte.«
    »Du meinst, die Sache ist

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