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Akte Mosel

Akte Mosel

Titel: Akte Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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einem Spielplatz, da ist ein Mädchen zirka 10 bis 12 Jahre, allein«, Grabbe spricht aufgeregt, »der mit dem roten Mofa.«
    »Wo sind Sie?«
    »Auf dem Sportplatz zwischen Biewer und Pfalzel, er ist jetzt bei dem Mädchen und schaut sich um. Was soll ich machen?« Grabbes Stimme klingt leicht hysterisch. »Da geschieht was, ich muß eingreifen!«
    Walde ist aufgesprungen: »Was ist los?«
    »Das Mädchen, er ist bei ihr.«
    »Ist denn sonst niemand da?«
    »Sie ist allein … der macht irgendwas …«
    »Was macht er?«
    »Ich kann nichts erkennen.«
    Walde hält den Atem an. Der Mann schaut von seinen Monitoren auf und starrt ihn an.
    Da kommt Grabbes Stimme wieder aus dem Hörer: »Sie fuchtelt mit den Armen … das Schwein …«
    »Stören Sie ihn, aber nicht festnehmen. Einfach nur auftauchen und notfalls eingreifen … Hören Sie mich? … Herr Grabbe …?« Walde schaltet das Telefon ab und drückt das Bild der Buchabteilung zurück. Er wendet sich an seinen Nachbarn: »Könnten Sie mir bitte einen Gefallen tun und der Frau hier, sehen Sie, am Regal in der Buchabteilung, hier links, könnten Sie Ihr bitte diskret Bescheid sagen, daß ich überraschend zu einem Einsatz mußte, aber erst, wenn der Mann da, im dunklen Anzug«, er weist mit dem Finger auf den Monitor, »hier, direkt neben ihr, gegangen ist.«
    »Tut mir leid, ich darf hier nicht weg.«
    »Dann sagen Sie bitte einem anderen Hausdetektiv Bescheid.« Walde steckt das Handy ein und geht zur Tür.
    »Es ist im Moment niemand sonst da, außer den Wachleuten an den Türen.«
    Walde fingert eine Visitenkarte hervor und kritzelt seine Handynummer darauf: »Können Sie denn wenigstens die Buchabteilung weiter beobachten und …« er geht zum Monitor zurück, »auf die Frau hier links achten, daß ihr nichts passiert? Da ist noch ein Mann, sehen Sie, der kräftige hier in der Herrenabteilung, der darf ihr nicht zu nahe kommen.«
    »Ist er gefährlich?« Walde zuckt die Schultern und eilt zur Tür, ihm fällt ein: »Vielleicht geht es ja auch per Telefon, wenn Sie nachher in der Buchabteilung anrufen …«
     
    Walde meldet sich während der Fahrt bei Grabbe: »Was ist los?«
    Grabbe klingt immer noch hektisch: »Er setzt sich gerade auf sein Mofa, er hat gleich aufgehört, als ich aufgetaucht bin.«
    »Womit aufgehört?«
    »Bei dem Mädchen …«
    »Was ist mit ihr?«
    »Keine erkennbaren Verletzungen …«
    »Was heißt das, was sagt sie, ist sie bei Bewußtsein?«
    »Sie hat wohl einen Schock oder Angst vor mir … Der Kerl haut ab. Was soll ich machen?«
    »Bleiben Sie bei dem Kind. Ich bin gleich da. Was hat er an, in welche Richtung fährt er?«
    »Grauer Helm, blaue Jacke, nach Biewer …«
    Walde unterbricht die Verbindung und fordert einen Notarzt an. Dann gibt er eine Fahndung an alle Streifenwagen durch. Soll die „Seekuh“ maulen, es ist ihm scheißegal. Er stellt das Radio ab. Mit Musik kommt es ihm vor, in einem Film zu sein und dabei sich selbst zu beobachten.
    Hinter der Römerbrücke fährt er bei Rot über eine Ampel und biegt wenige Meter später in eine schmale Gasse zum Radweg am Moselufer ein. Das ist eine von drei Ausfahrten vom zwischen Bahn und Fluß laufenden Radweg, die Walde im Moment einfallen. In Pallien ist die nächste Abfahrt, die zwei Kilometer bis dahin muß er schaffen. Der Wagen holpert über den von Baumwurzeln aufgeworfenen Asphalt. Das Rad auf dem Dachgepäckträger rauscht durch die Blätter. Vor dem Café an der Kunstakademie stehen abgestellte Fahrräder so dicht am Weg, daß er auf Schrittempo heruntergehen muß.
    »Arschloch«, schreit jemand von der Terrasse herunter.
    Walde beschleunigt und lenkt ein Stück weiter den Wagen mit zwei Reifen auf die Uferwiese und gibt damit einem entgegenkommenden Radfahrer den halben Weg frei. Hinter den Uferweiden taucht die Kaiser-Wilhelm-Brücke auf. Auf einer Bank sitzt ein Pärchen. Eine Familie stoppt vor ihm die Räder und steigt ab. Der Mann schimpft und nimmt die Kinder zur Seite. Unter der Moselbrücke hört Walde durch das herabgedrehte Fenster das Motorgeräusch widerhallen. Im Rückspiegel sieht er den vom Wagen aufgewirbelten Staub. Es ist nicht mehr weit bis zur Unterführung, die unter der Bahn hindurch vom Radweg zur Straße führt. Eine Gruppe Radfahrer kommt entgegen. Walde bremst und lenkt den Wagen nach rechts. Einer löst sich aus der Gruppe, er hat einen größeren Helm auf. Es ist ein Mofafahrer. Er gehört nicht zur Gruppe und biegt in die

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