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Akte Mosel

Akte Mosel

Titel: Akte Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Unterführung ein. Sobald die Fahrräder vorbei sind, gibt Walde Vollgas und folgt dem Mofa mit quietschenden Reifen. Er glaubt, die rote Farbe erkannt zuhaben, bevor es hinter der Mauer verschwindet. Walde schießt hinterher und kommt mit einer Vollbremsung vor den Treppenstufen am Ende der Unterführung zum Stehen. Er reißt die Tür auf und hastet die Stufen hinauf. Oben hält der Mofafahrer, um Autos vorbeizulassen. Grauer Helm, blaue Jacke. Der Fahrer blickt sich um. Walde hastet die Stufen hoch. Das Mofa heult auf und biegt nach links auf die Straße ein. Walde folgt ihm, auf der Straße kann er bald nicht mehr mithalten, und der Abstand wird größer. Die Sohlen seiner Schuhe sind dünn. Schon nach wenigen Metern schmerzen die Füße.
    Er darf nicht entkommen! Ich muß ihn jetzt haben, nur so kann ich was aus ihm rauskriegen! Walde schaut dem Mofa nach, das an der Tankstelle vorbei zur Ampel an der Auffahrt zur Brücke fährt. Dort wechselt es auf den Bordstein. Walde hastet weiter die Straße entlang und dann unter der Brücke über einen Parkplatz zur großen Steintreppe. Er nimmt drei Stufen auf einmal. Auf einem Treppenabsatz stolpert er und schlägt hart mit der Schulter gegen die steinerne Brüstung. In seinem Kopf ist kein Platz für Schmerz. Das Mofa fährt zwei Spuren entfernt vorbei, als er oben auf der Brücke ankommt.
    Zur Stadt hin hat die Brücke leichtes Gefälle. Mit langen Schritten spurtet Walde am Geländer entlang. Die Fahrspur knickt hinter der Brücke nach rechts ab und führt hinter einer Ampel im weiten Bogen wieder zurück zur City.
    Walde läuft im Endspurttempo. Seine Bestzeit auf der Bahn in der Polizeischule lag über 5.000 Meter bei 16 Minuten, oder waren es 18? Das ist schon zehn Jahre her. Walde hat die Brücke überquert und hastet zwischen zwei Pkw’s über die Einfallstraße. Rechts an der Ampel warten ein paar Fahrzeuge, er kann das Mofa nicht sehen.
    Die Merianstraße, die wieder zur Einfallstraße führt, ist nicht lang und die letzte Chance, dem Mofa den Weg abzuschneiden. Nach wenigen Metern kommt Walde an seiner Wohnung vorbei. Die Straße ist flach. Walde feuert sich an. Gleich kannst du zusammenbrechen! Nicht mehr weit! Hol’ alles raus! Jetzt gilt es! Er darf nicht entkommen, sonst war vielleicht alles für die Katz!
    Am Ende der Straße konzentriert sich sein Blick allein auf das näherkommende Mofa. Ohne auf den übrigen Verkehr zu achten, hastet Walde über zwei Fahrspuren. Reifen quietschen, ganz nah ein ohrenbetäubendes Hupen. Er wirft sich mit voller Wucht gegen den Fahrer. Walde spürt erstaunlich wenig Widerstand. Wie in Zeitlupe stürzen sie zu Boden und schlittern über die Busspur. Die großen Räder sieht Walde erst, als sie das Hinterrad des Mofas zermalmen. Er hat sich den Tod immer kalt vorgestellt, ihm wird ganz warm.
    *
    Doris versucht, sich auf den Klappentext des Buches zu konzentrieren: Viele Mütter entscheiden sich heute dazu, ihr Kind zu stillen …
    »Guten Tag, Frau Morgen«, Räumer stellt sich neben sie und weiß nicht so recht, wo er hinschauen soll.
    »Tag«, sie klappt das Buch zu.
    »Können wir nicht woanders hingehen, wo wir uns hinsetzen können?« Als notorischer Händeschüttler konzentriert er sich darauf, seine Hand zurückzuhalten.
    »Nein, lieber nicht, kommen wir gleich zur Sache. Das muß aufhören!«»Der Meinung bin ich allerdings auch … was meinen Sie überhaupt?« Er schaut auf ihren Buchtitel und runzelt die Stirn.
    »Das wissen Sie doch am besten. Pfeifen Sie erst einmal Ihren Hund zurück!«
    »Welchen Hund?« Räumer nimmt ein Kochbuch aus dem Regal.
    »Sagen Sie mal, veranstalten wir hier Rätselraten?«
    »Gut, im Klartext: Erstens, versuchen Sie nie wieder, mir aufzulauern … Sie wissen schon. Zweitens, geben Sie alles belastende Material zurück. Und … ich lasse mich nicht erpressen!«
    »Welches belastende Material?«
    »Ich dachte, Sie wollten kein Rätselraten?«
    »Ich habe kein belastendes Material!«
    »Der Brief vom Anwalt spricht aber eine andere Sprache.«
    »Also deshalb wurde meine Wohnung auf den Kopf gestellt ..?« Doris hat den Zeigefinger in die Hosentasche gesteckt und läßt einen Zettel in ihre Hand gleiten.
    »Da war noch kein Brief …«, Räumer bricht ab und starrt das Buch in seinen Händen an: „Mein Leibgericht“.
    »Wer sollte auch sonst … der Zusammenhang war mehr als deutlich …« Doris schiebt den Zettel in die Hosentasche zurück. Er ist von Walde. Darauf stehen nur eine

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