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Akte Mosel

Akte Mosel

Titel: Akte Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Zahl und zwei Namen.
    »Ich lasse mich nicht erpressen, niemals!« zischt Räumer.
    »Das habe ich auch nicht vor.«
    »Und die Sache im Parkhaus war so eine Art Selbstbedienung? Halten Sie mich nicht für blöd!« Räumer stutzt. »Soll das eine Falle sein? Haben Sie ein verstecktes Mikrofon?« Er schaut sich um, sein Blick bleibt an der blinkenden Kamera hängen.
    »Da haben Sie mehr Möglichkeiten«, Doris schaut auf Räumers Aktentasche. »Aber besser abgehört als abgemurkst, Sie wissen schon, vorgestern im Wald.«
    »Weiß ich nicht, was war im Wald?«
    »Hören sie doch auf!« Doris reißt ihre Handtasche auf und streckt sie Räumer hin. »Hier ist kein Recorder drin. Ihr Schorsch hat vorgestern …«
    Eine Kundin, die nebenan am Regal steht, dreht sich zu den beiden um.
    »Soll ich es kaufen?« Räumer nimmt Doris das Buch aus der Hand.
    Sie zuckt mit den Schultern und folgt ihm zur Kasse.
    »Das Stillbuch und Mein Leibgericht , das macht zusammen 59,60«, die Verkäuferin lächelt Räumer an und mustert dann Doris Bauchumfang. Als sie ihm das Wechselgeld herausgibt, wünscht sie: »Alles Gute!«
    »Was war im Wald?« Räumer bleibt ein paar Meter weiter an einer Theke mit Armbanduhren stehen.
    »Das haben Sie doch angeordnet?«
    »Nein, hat der Schorsch …?«
    »Ja, dieser, Ihr Schorsch hat …« Doris schüttelt genervt den Kopf.
    »Tut mir leid, ich muß jetzt ganz dumm fragen, was hat der Schorsch …?«
    »Er ist mir im Wald hinterhergefahren und so weiter …«
    »Was heißt: und so weiter?«
    »Fragen Sie ihn doch selbst!« Doris zeigt über die Glastheke auf die Rolltreppe, wo Schorsch gerade herunterfährt. Doris bleibt ruhig. Walde ist da. Sie ist hier sicher.
    »Das werde ich tun.«»Ich dachte, wir wollten uns allein treffen?« Doris registriert, wie Räumer seinen Mann mit einem dezenten Blick zum Verschwinden auffordert.
    »Rücken Sie Ihre Unterlagen raus, damit die Sache ein Ende hat!«
    »Ich habe nichts, außer dem Schreiben beim Notar«, entgegnet Doris.
    »Das ist geregelt.«
    »Was heißt: Das ist geregelt?«
    »Wenn Sie aufhören, bin ich ebenfalls dazu bereit.«
    »Womit aufhören?«
    »Egal, was es auch immer ist, Sie wissen schon! Hand darauf!« Räumer streckt ihr seine Hand entgegen.
    Doris zögert und streift sie dann so schnell, daß er sie nicht festhalten kann.
    »Jenny hat oft nach Ihnen gefragt.« Sie verläßt das Kaufhaus in Richtung Hauptmarkt. Räumer geht zum entgegengesetzten Ausgang, durch den Schorsch verschwunden ist.
    Doris wartet auf der Terrasse des Domsteins. Als Walde nach einer halben Stunde immer noch nicht kommt, kramt sie den Zettel wieder aus der Tasche. Die Summe ist um mehr als 10.000 Mark niedriger als ihre tatsächliche Beute.
    *
    »… wenn der Dorfmann weiter so qualmt, dann landet er demnächst hier auf meinem Tisch. Ich hoffe inständig, daß ich dann auch 30 Stunden Dienst hinter mir habe.« Die Stimme klingt vermummt. Walde spürt etwas Kaltes auf seiner linken Brustseite. Jemand besprüht sie. Dann jagt eine behandschuhte Hand eine mörderisch lange Spritze hinein und setzt gleich wieder an.
    Walde fiepst: »Achtung, mein Herz!«
    Mehrstimmiges Lachen. Rot unterlaufene Augen beugen sich über sein Gesicht: »Der Eingriff ist nicht mit Vollnarkose möglich, wegen der Beatmung.«
    Weil das Luftholen so schmerzt, kann Walde nur hecheln. Instrumente werden rangeschoben. Die blutunterlaufenen Augen setzen das Skalpell an und schneiden ein Kreuz in seine Brust. Wo bleibt die Blutfontäne? Ein Tuch wird über Waldes Gesicht gehalten. Jetzt wollen sie ihn auch noch ersticken. Er muß hier weg! Irgendwas bohrt sich in seinen Brustkorb. Seine Arme und Beine lassen sich nicht bewegen …
     
    Es gluckert. Walde blinzelt. Hat er geträumt? Das Gluckern hört nicht auf. Gluckert es überhaupt, wenn man ins Bett macht? Dann müßte es ja schon runterlaufen. Walde blinzelt ein bißchen mehr. Er sieht Augen, überhaupt nicht blutunterlaufen. Es sind drei und dazwischen zwei Nasen. Er versucht, ein Auge zuzuknipsen, und will eine Hand darüberhalten. Die linke läßt sich nicht bewegen, an der rechten ziept irgendwas. Dann spürt er eine Hand auf der seinen, die sie zart zurückhält. Es gluckert immer noch. Er macht die Augen ein Stück weiter auf. Es sind nur noch zwei Augen und eine Nase, der Mund darunter öffnet sich. Die Geschwindigkeit des Plattenspielers ist falsch eingestellt. Klingt trotzdem gut. Walde versucht zu lächeln …
     
    Das Atmen schmerzt

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