Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen
bitte nachsehen?”
„Bestimmt.” Sie ging ins Büro und zog den Aktenschrank auf. Nachdem sie die Schublade für B und J zweimal durchsucht hatte, schob sie sie verwundert zu. „Das verstehe ich nicht. Sie müsste hier sein.”
David und Kate sahen sich an. „Die Akte ist weg?” fragte Kate.
„Jedenfalls ist sie nicht hier. Dabei bin ich sehr sorgfältig mit diesen Dingen. Dieses Büro wird nicht schlampig geführt.” Sie blickte ihre Kollegin an, als erwarte sie Einspruch von dort, doch es kam keiner.
„Was meinen Sie?” fragte David. „Hat jemand die Akte entfernt?”
„Das muss ja wohl so sein. Aber ich verstehe nicht, warum er das getan hat? Es sind kaum fünf Jahre vergangen.”
„Wer hat es getan?” Peggy sah ihn an, als wäre er nicht ganz gescheit. „Dr. Tanaka natürlich.”
„Jennifer Brook”, sagte die Angestellte in der Registratur des Krankenhauses gleichmütig und tippte den Namen in den Computer. „Wird das mit oder ohne e am Ende geschrieben?” „Das weiß ich nicht”, antwortete Kate.
„Und in der Mitte?”
„Keine Ahnung.”
„Geburtsdatum?”
Kate und David sahen sich an. „Das wissen wir nicht”, antwortete Kate.
Die Angestellte wandte sich ihnen zu und betrachtete sie über den Rand ihrer Hornbrille hinweg. „Sie können mir wohl auch nicht die Nummer des medizinischen Berichtes geben, oder?” fragte sie resigniert.
Sie schüttelten beide den Kopf.
„Das hatte ich befürchtet.” Die Angestellte drehte sich wieder zu ihrem Terminal um und gab ein neues Kommando ein. Nach ein paar Sekunden erschienen zwei Namen auf dem Bildschirm, einmal Brooke und einmal Brook, beide mit Vornamen Jennifer. „Ist es eine von denen?”
Ein Blick auf die Geburtsdaten zeigte, dass eine fünfundsiebzig und die andere fünfzehn war.
„Nein”, sagte Kate.
„Das habe ich mir gedacht.” Die Dame löschte seufzend den Bildschirm. „Dr. Chesne, warum brauchen Sie diesen Bericht?” Man merkte, dass ihre Geduld strapaziert war.
„Für ein Forschungsprogramm. Dr. Jones und ich …”
„Dr. Jones?” Die Dame blickte David an. „Ich erinnere mich nicht an einen Dr. Jones in unserem Team.”
Kate erklärte rasch: „Er ist von der Universität …”
„Arizona”, fügte David lächelnd hinzu.
„Es ist alles mit Dr. Averys Büro abgesprochen. Es geht um einen Bericht über Müttersterblichkeit und …”
„Moment mal, soll das heißen, diese Patientin ist verstorben?” „Ja.”
„Kein Wunder, dass ich nichts finden konnte. Diese Unterlagen werden ganz woanders aufbewahrt.” Sie sagte das so, als läge die Akte auf dem Mars. Dann erhob sie sich jedoch aus ihrem Sessel. „Es dauert eine Weile. Sie müssen warten.” Im Schneckentempo verschwand sie durch die Hintertür.
Kate ließ sich gegen den Tresen sinken. „Lieber Himmel, bin ich froh, dass die nicht nach deinem Ausweis gefragt hat. Ich könnte in Teufels Küche geraten, weil ich dem Feind die Krankenhausberichte zeige.”
„Sprichst du von mir?”
„Du bist doch Anwalt, oder?”
„Ich bin nur der arme Dr. Jones aus Arizona, ein Kollege, ein Arzt wie jeder andere.”
Sie schauten sich im Raum um, aber außer einem Arzt, der lustlos ein Magazin durchblätterte, und einigen Krankenschwestern, die Medikamentenwagen vorbeischoben, gab es kaum etwas zu sehen.
Als Schritte erklangen, drehten sie sich wieder um. Die Angestellte kam mit leeren Händen zurück.
„Die Akte sollte da sein, ist es aber nicht”, erklärte sie.
„Wurde sie ausgeliehen?” fragte David.
Die Dame blickte ihn strafend über den Brillenrand hinweg an. „Wir geben keine Originale heraus, Dr. Jones, weil sie immer verloren gehen.”
„Ja, natürlich.”
Die Dame setzte sich wieder an den Terminal und gab einen Befehl ein. „Sehen Sie? Da ist die Auflistung. Die Akte müsste im Aktenraum sein, aber dort ist sie nicht. Ich vermute, sie wurde verlegt.” Halblaut fügte sie hinzu: „Was gleichbedeutend ist mit Verlust.” Sie wollte gerade den Bildschirm ausschalten, als David fragte:
„Warten Sie. Was ist das für ein Kennzeichen dort?” Er wies auf einen Code.
„Das bedeutet, dass die Akte kopiert wurde.”
„Jemand hat also eine Kopie verlangt?”
„Ja, Doktor, genau das heißt es.”
„Und wer?”
Sie drückte wieder eine Taste, und Name und Adresse erschienen auf dem Monitor. „Joseph Kahanu. Anwalt bei Gericht. Alakea Street. Datum der Anfrage: 2. März.”
David sagte stirnrunzelnd: „Das war vor einem
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