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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Reaktionen.”
    Das war eine sehr nüchterne Umschreibung für die Gefühle, die sich in ihr regten. Beim Anblick des Salzstreuers dachte sie an Dr. Tanaka und fragte sich, ob all diese Tode letztlich die Folge von Liebe und Eifersucht sein konnten? „Du hast recht”, stimmte sie versonnen zu. „Menschlich zu sein führt zu allen möglichen Komplikationen, vielleicht sogar zu Mord.”
    Sie spürte, dass David eine Eingebung hatte. „Ich kann nicht fassen, dass wir nicht eher daran gedacht haben”, meinte er.
    „Woran?”
    Er schob das leere Milchglas neben die Zuckerdose, sodass sie mit Salz- und Pfefferstreuer ein Viereck bildeten. „Wir haben es nicht mit einer Dreiecks-, sondern mit einer Vierecksgeschichte zu tun.”
    „Deine Geometriekenntnisse in allen Ehren, aber was meinst du eigentlich?”
    „Und wenn Tanaka eine zweite Geliebte hatte? Ellen O’Brien?”
    „Dann sind wir wieder bei unserem Dreieck.”
    „Eben nicht. Wir haben jemand Wichtiges vergessen.” Er deutete auf das Milchglas.
    „Meine Güte”, flüsterte Kate. „Mrs. Tanaka. An die habe ich überhaupt nicht gedacht.”
    „Das sollten wir aber.”
    Die Japanerin, die ihnen die Kliniktür öffnete, erinnerte mit ihrem knallroten Lippenstift und dem viel zu bleichen Gesichtspuder an eine Geisha. „Dann sind Sie nicht von der Polizei?” fragte sie.
    „Nein”, erwiderte David. „Aber wir hätten ein paar Fragen.”
    „Ich spreche nicht mehr mit Reportern.” Sie wollte die Tür schließen.
    „Wir sind nicht von der Presse, Mrs. Tanaka. Ich bin Anwalt, und das ist Dr. Kate Chesne.”
    „Also, was wollen Sie?”
    „Wir sammeln Informationen über einen anderen Mord, der mit dem Tod Ihres Mannes in Verbindung steht.”
    Die Frau schien gelinde interessiert. „Dann sprechen Sie von dieser Krankenschwester, Ann Richter.”
    „Ja.”
    „Was wissen Sie von ihr?”
    „Wir sagen es Ihnen gern, wenn wir hereinkommen dürfen.”
    Sie zögerte, offenbar zwischen Neugier und Vorsicht schwankend. Neugier siegte. Sie öffnete die Tür und führte sie in den Warteraum. Für eine Japanerin war sie groß, größer sogar als Kate. Sie trug ein schlichtes blaues Kleid, hochhackige Schuhe und goldene Ohrstecker. Ihr Haar war so schwarz, dass es künstlich gewirkt hätte, wäre nicht die graue Strähne an der Schläfe gewesen. Mari Tanaka war eine auffallend schöne Frau.
    „Verzeihen Sie das Durcheinander”, entschuldigte sie sich in dem tadellos aufgeräumten Warteraum. „Aber es gab viel Verwirrung, und ich musste mich um viele Dinge kümmern.” Sie blickte sich um, als fragte sie sich, wo all die Patienten hin waren. Die Magazine lagen ordentlich aufgestapelt auf dem Kaffeetisch, und in der Ecke stand eine Kiste mit Spielzeug. Einzig ein Strauß weißer Lilien und eine Beileidskarte, die offenbar von einer trauernden Patientin geschickt worden war, wiesen darauf hin, dass sich hier eine Tragödie ereignet hatte. Durch eine Glastrennwand sah man im Nebenbüro zwei Frauen, die sich durch einen Berg Akten wühlten.
    „Wir haben so viele Patienten, die benachrichtigt werden müssen, und so viele unbezahlte Rechnungen. Ich hatte keine Ahnung, dass es so chaotisch sein würde. Henry hat sich immer selbst um alles gekümmert. Und jetzt, da er nicht mehr da ist …” Seufzend ließ sie sich auf die Couch sinken. „Ich nehme an, Sie wissen von meinem Mann und dieser … dieser Frau.”
    David nickte. „Und Sie?”
    „Ich wusste es. Ich meine, ich wusste nicht, wie sie hieß, aber ich wusste, dass er eine Geliebte hatte. Seltsam, die Ehefrau erfährt es wohl immer zuletzt.” Sie deutete auf die beiden nebenan. „Ich bin sicher, sie kannten sie und die Leute aus dem Krankenhaus wohl auch. Nur ich, die Ehefrau, wusste nicht, wer sie war.” Sie blickte auf. „Sie wollten mir von dieser Ann Richter erzählen. Was wissen Sie über sie?”
    „Ich habe mit ihr gearbeitet”, begann Kate und zögerte, als sie Davids Blick begegnete.
    „Tatsächlich?” Mrs. Tanaka schaute Kate an. „Ich habe Miss Richter nie kennen gelernt. Wie war sie? War sie hübsch?”
    Kate zögerte. Sie spürte, dass Mrs. Tanaka auf Informationen aus war, um sich selbst zu quälen. Mari Tanaka schien von dem Drang besessen, sich selbst zu bestrafen. „Ann … war attraktiv, denke ich.”
    „Intelligent?”
    Kate nickte. „Sie war eine gute Krankenschwester.”
    „Das war ich auch.” Mrs. Tanaka biss sich auf die Lippe und wandte sich ab. „Wie ich höre, war sie

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