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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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blond. Henry mochte Blondinen. Ist das nicht Ironie? Er mochte genau das, was ich nicht war.” Plötzlich schaute sie David feindselig an. „Und Sie mögen vermutlich Asiatinnen, was?”
    „Eine schöne Frau ist eine schöne Frau”, erwiderte er ungerührt.
    „Ich mache da keine Unterschiede.”
    „Henry schon.” Sie blinzelte ein paar Tränen fort.
    „Hatte er noch andere Freundinnen?” fragte Kate vorsichtig.
    „Vermutlich.” Sie zuckte die Schultern. „Er war ein Mann, oder?”
    „Haben Sie je den Namen Ellen O’Brien gehört?”
    „Hatte sie eine … Beziehung zu meinem Mann?” „Wir hofften, dass Sie uns das sagen könnten.”
    „Er erwähnte nie Namen, und ich habe ihn nicht danach gefragt.”
    Kate zog die Stirn kraus. „Warum nicht?”
    „Ich wollte nicht belogen werden.”
    „Hat die Polizei Ihnen gesagt, dass es einen Verdächtigen gibt?” fragte David.
    Mrs. Tanaka sah ihn an. „Sie meinen Charles Decker? Sergeant Brophy suchte mich gestern Nachmittag auf und zeigte mir einige Fotos.”
    „Haben Sie das Gesicht erkannt?”
    „Ich habe den Mann nie gesehen, Mr. Ransom. Ich wusste nicht einmal seinen Namen. Ich weiß nur, dass mein Mann vor fünf Jahren von einem Psychopathen angegriffen wurde, den die dumme Polizei schon am nächsten Tag laufen ließ.”
    „Weil Ihr Mann sich weigerte, Strafanzeige zu stellen”, erklärte David. „Deshalb wurde Decker so schnell entlassen.”
    „Was? Davon hat Henry mir nichts gesagt. Aber er erzählte mir ohnehin kaum etwas. Dinge totzuschweigen war unsere Methode, um zusammenzubleiben. Er fragte mich nicht, wofür ich das Geld ausgab, und ich fragte ihn nicht nach seinen Frauen.”
    „Dann wissen Sie nichts weiter über Charles Decker?”
    „Nein, aber vielleicht kann Peggy Ihnen weiterhelfen.” Sie deutete in den Nebenraum. „Peggy macht bei uns die Aufnahme. Sie war schon hier, als das damals passierte.”
    Peggy war eine blonde Amazone um die vierzig in weißen Stretchhosen. Man bot ihr einen Platz an, doch sie zog es vor, stehen zu bleiben. Vielleicht wollte sie auch nicht auf derselben Couch sitzen wie Mari Tanaka.
    „Ob ich mich an den Mann erinnere?” wiederholte Peggy.
    „Den werde ich nie vergessen. Ich säuberte gerade einen der Untersuchungsräume, als ich das Geschrei hörte. Ich kam heraus, der Irre war hier im Warteraum. Er hatte die Hände um Henrys … Dr. Tanakas Hals gelegt und schrie ihn an.”
    „Sie meinen, er hat ihn verflucht?”
    „Nein, er schrie: ,Was haben Sie mit ihr gemacht?’” „Und auf wen bezog er sich dabei? Auf eine Patientin?” „Ja. Der Fall machte Dr. Tanaka schwer zu schaffen. Sie war eine nette, hübsche junge Frau gewesen. Und sie und ihr Baby starben bei der Geburt.”
    „Wie hieß sie?”
    „Lassen Sie mich nachdenken. Jenny … Brook. Ja, das war es. Jennifer Brook.”
    „Was haben Sie gemacht, als Sie sahen, dass der Arzt angegriffen wurde?”
    „Nun, ich habe den Mann natürlich weggezogen, was denken Sie denn? Er hielt sich fest, aber ich konnte ihn schließlich wegzerren. Frauen sind nicht ganz hilflos, wissen Sie?”
    „Das ist mir klar.”
    „Jedenfalls klappte der Mann dann regelrecht zusammen. Er kauerte wie ein Häufchen Elend neben dem Kaffeetisch und weinte. Er saß noch da, als die Polizei eintraf. Ein paar Tage später hörten wir, dass er sich in den Mund geschossen hatte.” Sie blickte zu Boden, als sähe sie den Mann noch dort hocken. „Es ist seltsam, aber er tat mir irgendwie Leid. Er weinte wie ein Kind. Und ich glaube, auch Henry hatte Mitleid …”
    „Mrs. Tanaka?” Die zweite Angestellte steckte den Kopf zur Tür herein. „Da ist ein Anruf für Sie, Ihr Buchhalter. Ich lege das Gespräch ins hintere Büro.”
    Mari Tanaka erhob sich. „Mehr können wir Ihnen nicht sagen. Und wir müssen auch wieder an die Arbeit.” Sie warf Peggy einen bedeutungsvollen Blick zu. Zum Abschied nickte sie kaum merklich und ging graziös hinaus.
    „Vierzehn Tage Kündigungsfrist hat sie uns gegeben”, beschwerte sich Peggy. „Bis dahin sollen wir das ganze Büro in Ordnung gebracht haben. Kein Wunder, dass Henry dieses Biest nicht hier haben wollte.” Sie wollte gehen.
    „Peggy, eine Frage noch”, sagte Kate. „Wie lange behalten Sie die medizinischen Berichte, wenn ein Patient gestorben ist?”
    „Fünf Jahre. Bei Tod während der Geburt länger, falls Klage auf Kunstfehler erhoben wird.”
    „Dann haben Sie die Karteikarte von Jenny Brook noch? Könnten Sie

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