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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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wurde unregelmäßig und setzte schließlich aus. Herzstillstand. Die Herzmassage blieb ohne Wirkung. Keine Reaktion auf Medikamente. Dr. Vaughn aus der Notaufnahme wurde zur Unterstützung hinzugezogen. Die Herztöne des Kindes waren noch zu hören, wurden jedoch schwächer. Das Kind wurde lebend geboren.
    Mit Zuspitzung der Situation im Kreißsaal wurde die Handschrift der Schwester immer undeutlicher, sodass Kate einige Sätze nicht lesen konnte. Der Bericht endete mit der Eintragung: Wiederbelebung beendet. Tod der Patientin um 1.30 Uhr.
    „Sie starb an Hirnblutung”, erklärte Anwalt Kahanu. „Dabei war sie erst achtundzwanzig. Das Mädchen starb einige Stunden später.”
    David stieß Kate leicht an. „Sieh mal, wie der Bericht unterzeichnet ist.”
    Kate bemerkte drei Unterschriften: Dr. Tanaka, Ann Richter, Ellen O’Brien. „Da fehlt ein Name”, sagte sie und schaute auf. „Es war auch ein Dr. Vaughn aus der Notaufnahme dabei. Vielleicht kann er uns etwas sagen.”
    „Kann er nicht”, widersprach Mr. Kahanu. „Dr. Vaughn hatte einige Zeit nach Jennifer Brooks Tod einen tödlichen Autounfall. Frontalzusammenstoß. Die sind alle tot.”
    Kate ließ die Akte aus ihren tauben Fingern auf den Schreibtisch gleiten, als hafte ihr etwas Böses an.
    Anwalt Kahanu blickte zum Fenster und erzählte: „Vor vier Wochen kam Charlie Decker in meine Kanzlei. Ich weiß nicht, wieso er auf mich kam. Vielleicht, weil es bequem war, vielleicht konnte er sich auch niemand anderes leisten. Er verlangte eine Rechtsauskunft über einen möglichen Fall von Kunstfehler.”
    „Wegen Jennifer Brooks Tod?” fragte David. „Das liegt fünf Jahre zurück, und er war nicht einmal ein Verwandter. Sie wissen so gut wie ich, dass eine Klage keine Aussicht auf Erfolg gehabt hätte.”
    „Er hat in bar bezahlt, Mr. Ransom.”
    Bargeld war offenbar das magische Wort für einen Anwalt wie ihn.
    „Ich tat, worum er mich bat, ließ mir die Akte geben und schrieb einen Arzt und zwei Krankenschwestern an, die Jennifer Brook behandelt hatten. Aber keiner antwortete auf meine Briefe.”
    „Sie lebten nicht lange genug”, erklärte David. „Decker fand sie zuerst.”
    „Warum sollte er sie töten?”
    „Aus Rache, weil sie die Frau nicht retten konnten, die er liebte.”
    „Mein Klient hat niemanden getötet.”
    „Ihr Klient hatte ein Motiv, Mr. Kahanu. Und Sie haben ihm Namen und Adressen gegeben.”
    „Sie kennen Decker nicht, ich schon. Er ist kein gewalttätiger Mensch.”
    „Sie wären erstaunt, wie normal Killer erscheinen können. Ich habe das oft genug im Gerichtssaal erlebt.”
    „Und ich verteidige sie! Ich übernehme die Fälle, an die sich kein anderer mehr herantraut. Ich erkenne einen Killer, wenn ich einen sehe. Da fehlt etwas in ihren Augen, vielleicht die Seele, ich weiß es nicht. Ich sage Ihnen, Charlie Decker war nicht so.”
    Kate beugte sich vor. „Wie war er, Mr. Kahanu?”
    Der Hawaiianer zögerte und blickte auf die Gasse hinaus. „Er war ein … ganz normaler Mensch, mittelgroß, nur Haut und Knochen, so als äße er nicht richtig. Er tat mir Leid, er sah aus wie jemand, der Schlimmes erlebt hatte. Er redete nicht viel, sondern schrieb mir alles auf. Mit seiner Kehle war etwas nicht in Ordnung, und er konnte nur flüstern. Er saß in dem Sessel, in dem Sie jetzt sitzen, Dr. Chesne. Er sagte, er habe nicht viel Geld. Dann zog er seine Brieftasche heraus und zählte langsam 20 Dollar auf den Tisch. Wie er das tat, bewies mir, dass es wirklich alles war, was er besaß.”
    Mr. Kahanu schüttelte den Kopf und fügte hinzu: „Ich verstehe nicht, warum er das alles auf sich nahm. Die Frau ist tot und das Baby auch. In der Vergangenheit herumzuwühlen, macht sie nicht wieder lebendig.”
    „Wissen Sie, wo wir ihn finden können?” fragte David.
    „Er hat ein Postschließfach”, erwiderte der Anwalt. „Ich habe es schon nachgeprüft. Er hat seine Post seit drei Tagen nicht abgeholt.”
    „Haben Sie seine Adresse? Eine Telefonnummer?”
    „Er hat sie mir nie gegeben. Ich weiß wirklich nicht, wo er ist. Soll die Polizei ihn finden, das ist schließlich ihre Aufgabe.” Er schob sich vom Tisch fort. „Mehr weiß ich nicht. Wenn Sie mehr wissen wollen, müssen Sie Decker selbst fragen.”
    „Der untergetaucht ist”, sagte David.
    „Oder tot”, fügte Mr. Kahanu finster hinzu.

10. KAPITEL
    I n seinen achtundvierzig Jahren als Friedhofswärter hatte Ben Hoomalu schon einiges an Absonderlichkeiten

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