Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen
dir glauben kann. Aber jetzt gehen seltsame Dinge vor: Krankenhausberichte verschwinden, in eine Anwaltskanzlei wird eingebrochen. Das ist nicht mehr das Werk eines wild gewordenen Psychopathen. Das ist zu vernünftig, zu methodisch.” Stirnrunzelnd fügte er hinzu: „Und all das hat mit Jenny Brook zu tun. In der Krankenhausakte muss etwas Gefährliches stehen, etwas, das unser Killer geheim halten möchte.”
„Aber wir sind das ein Dutzend Mal durchgegangen, David! Das ist nur ein medizinischer Bericht.”
„Dann übersehen wir etwas. Und ich hoffe, dass Charles Decker uns mehr erzählen kann. Ich schlage vor, wir warten, bis die Polizei ihn gefunden hat.”
Kate blickte in den Nachmittagsverkehr hinaus und dachte, wie seltsam es war, dass ausgerechnet Charles Decker ihre Rettung sein sollte. Wenn sie sich an sein Gesicht im Spiegel erinnerte, packte sie blankes Entsetzen. Wenn sie die Umstände einmal beiseite ließ und nur seine Miene zu deuten versuchte, fragte sie sich jedoch, ob diese müden, hohlen Augen wirklich die eines Killers waren.
„Ich schnappe mir Pokie morgen”, sagte David ungeduldig. „Vielleicht kann ich seine Meinung über den O’Brien-Fall ändern.”
„Und wenn du ihn nicht überzeugen kannst? Schließlich will er mehr Beweise.”
„Dann soll er sie suchen. Wir sind so weit gegangen, wie wir können. Es wird Zeit, dass wir uns zurückziehen.”
„Das kann ich nicht, David. Meine berufliche Laufbahn steht auf dem Spiel.”
„Und was ist mit deinem Leben?”
„Mein Beruf ist mein Leben.”
„Da gibt es wohl einen entscheidenden Unterschied.”
Kate wandte das Gesicht ab. „Ich kann nicht erwarten, dass du mich verstehst. Schließlich ist es nicht dein Kampf.”
Er verstand sie nur zu gut. Ihre Hartnäckigkeit erinnerte ihn jedoch an einen Krieger des Altertums, der lieber starb, als sich geschlagen zu geben. „Du irrst dich, Kate, wenn du denkst, es sei nicht mein Kampf.”
„Du hast nichts zu verlieren.”
„Vergiss nicht, dass ich mich aus der Sache zurückgezogen habe – einem vermutlich lukrativen Fall.”
„Tut mir Leid, dass ich dich ein hübsches Honorar koste.”
„Du denkst, mir läge an dem Geld? Das interessiert mich nicht. Aber mein Ruf steht auf dem Spiel, weil ich zufällig deine verrückte Geschichte glaube. Mord auf dem OP-Tisch! Ich sehe wie ein Idiot aus, wenn ich das nicht beweisen kann. Also erzähl mir nicht, dass ich nichts zu verlieren hätte!” David schrie jetzt geradezu. Er konnte es nicht ändern. Er ließ sich nicht einfach so vorwerfen, dass ihn die ganze Sache im Grunde nichts anging. Er umfasste das Lenkrad fester und blickte wieder auf die Straße. „Das Problem ist, ich bin ein lausiger Lügner. Die O’Briens werden merken, dass etwas im Busch ist.”
„Du meinst, du hast ihnen noch nichts gesagt?”
„Dass ihre Tochter vielleicht ermordet wurde? Nein. Ich habe den einfachen Ausweg gewählt und nur erklärt, ich befände mich in einem Interessenkonflikt. Das ist eine nette unverbindliche Entschuldigung. Ich denke, es wird sie nicht zu sehr aufregen, da ich ihren Fall an eine gute Kanzlei weiterleite.”
„Du tust was?” Kate starrte ihn an.
„Kate, ich war ihr Anwalt. Ich muss ihre Interessen wahren.”
„Natürlich.”
„Das war nicht leicht, weißt du. Ich haue meine Klienten nicht übers Ohr. Sie haben genügend Tragödien in ihrem Leben durchgemacht. Das mindeste, was ich für sie tun kann, ist, ihnen eine faire Chance vor Gericht zu verschaffen. Es bedrückt mich sehr, wenn ich ein Versprechen zurücknehmen muss. Das verstehst du doch, oder?”
„Ja, und ob ich das verstehe!”
Ihr Ton verriet ihm, dass sie es nicht tat. Und das ärgerte ihn, denn sie hatte allen Grund, ihn zu verstehen.
Kate saß reglos da, als David in die Einfahrt bog. Er schaltete den Motor aus, doch sie traf keine Anstalten auszusteigen. Minutenlang saßen sie schweigend im dunklen Wagen, und als Kate zu sprechen begann, war ihre Stimme ausdruckslos und klang völlig fremd.
„Ich habe dich in eine kompromittierende Lage gebracht, nicht wahr?”
David nickte nur.
„Tut mir Leid.”
„Denk einfach nicht dran, okay?” Er stieg aus und öffnete ihr die Tür, Kate saß starr wie eine Statue. „Was ist? Kommst du ins Haus?”
„Nur, um zu packen.”
„Du willst fort?” Er versuchte zu ignorieren, wie sehr ihn ihr Vorhaben bestürzte.
„Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast”, sagte sie mit gepresster
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