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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Chesne”, sagte er. „Sie sollten ihn lesen.”
    Sie warf einen Blick auf den Briefkopf und erschrak.
Uehara und Ransom, Anwälte
, „Eine der besten Kanzleien in der Stadt”, erklärte Bettencourt. Er bemerkte ihren verwunderten Gesichtsausdruck und fuhr ungeduldig fort: „Sie und das Krankenhaus werden verklagt, Dr. Chesne, wegen eines Kunstfehlers. Und David Ransom nimmt sich der Sache höchstpersönlich an.”
    Ihre Kehle war trocken geworden. Sie blickte auf. „Aber … wie können die …”
    „Dazu braucht man nur einen Anwalt und eine tote Patientin.”
    „Ich habe erklärt, was geschehen ist.” Sie wandte sich Dr. Avery zu. „Erinnern Sie sich? Letzte Woche habe ich Ihnen alles …”
    „Clarence ist die Angelegenheit mit mir durchgegangen”, unterbrach Bettencourt sie. „Das ist nicht der Diskussionspunkt.”
    „Was dann?”
    Ihre Direktheit schien ihn zu überraschen. Er atmete hörbar durch. „Die Sache ist die: Offenbar haben wir eine Klage im Streitwert von einer Million Dollar am Bein. Als Ihr Arbeitgeber sind wir für den Schaden verantwortlich. Doch es ist nicht nur das Geld, das uns Sorge bereitet.” Er legte eine Pause ein. „Es ist unser Ruf.”
    Sein Tonfall ließ sie Schlimmes befürchten. Sie ahnte, was jetzt kommen würde, und war entsetzt. Stumm saß sie mit zusammengefalteten Händen da und wartete auf den tödlichen Schlag.
    „Diese Klage wirft ein schlechtes Licht auf das ganze Krankenhaus. Wenn es zur Gerichtsverhandlung kommt, gibt es eine Menge Publicity. Die Leute – potenzielle Patienten – werden die Zeitungen lesen und Angst bekommen.” Er blickte auf seine Unterlagen. „Wie ich sehe, war Ihre Laufbahn bisher akzeptabel …”
    Kate hob verblüfft den Kopf. „Akzeptabel?” wiederholte sie ungläubig und blickte Dr. Avery an. Der Chef der Anästhesie kannte ihre Personalakte, sie war makellos.
    Dr. Avery rückte unbehaglich in seinem Sessel hin und her und wich ihrem Blick aus. „Nun ja”, begann er leise, „Dr. Chesnes Akte war – bisher jedenfalls – schon mehr als akzeptabel. Das heißt …”
    Um Himmels willen, Mann! hätte sie schreien mögen. Setz dich für mich ein!
    „Es hat nie Klagen gegeben”, fügte Dr. Avery lahm hinzu.
    „Trotzdem haben Sie uns in eine heikle Lage gebracht, Dr. Chesne”, erwiderte Bettencourt. „Deshalb denken wir, dass es besser wäre, wenn Ihr Name nicht mehr in Verbindung mit dem Krankenhaus genannt würde.”
    Das Schweigen, das nun entstand, wurde lediglich von Dr. Averys gelegentlichem nervösen Husten unterbrochen.
    „Wir bitten Sie, die Kündigung einzureichen”, erklärte Bettencourt.
    Nun war es also heraus. Kate hatte das Gefühl, von einer riesigen Weite fortgerissen worden zu sein, die sie völlig ermattet zurückließ. Ruhig fragte sie: „Und wenn ich mich weigere?”
    „Glauben Sie mir, Doktor, eine Kündigung Ihrerseits nimmt sich wesentlich besser aus als ein …”
    „Rausschmiss?”
    Er neigte den Kopf zur Seite. „Wir verstehen einander.”
    „Nein!” Sie hob das Kinn. Die kühle Selbstsicherheit dieses Mannes machte sie wütend. Sie hatte Bettencourt nie gemocht und mochte ihn jetzt noch weniger. „Sie verstehen mich überhaupt nicht!”
    „Sie sind eine kluge Frau und können Ihre Chancen einschätzen. Wir können Sie keinesfalls in den OP zurückkehren lassen.”
    „Das ist nicht richtig”, wandte Dr. Avery ein.
    „Wie bitte?” fragte Bettencourt den alten Mann stirnrunzelnd.
    „Sie können sie nicht einfach feuern. Sie ist Ärztin. Es gibt Wege, die Sie einhalten müssen, Gremien, die …”
    „Die üblichen Wege sind mir wohl vertraut, Clarence! Ich hatte gehofft, Dr. Chesne würde die Situation verstehen und angemessen reagieren.” Er wandte sich ihr zu. „Es wäre wirklich einfacher, wissen Sie, Ihre Akte würde makellos bleiben. Wir würden lediglich einen Vermerk machen, dass Sie gekündigt haben. Ich könnte innerhalb der nächsten Stunde einen entsprechenden Brief schreiben lassen. Den brauchen Sie dann nur …” Er verstummte, als er ihren Blick auffing.
    Kate wurde selten zornig. Für gewöhnlich hatte sie ihre Gefühle unter Kontrolle. Doch die Wut, die jetzt in ihr hochkam, war auch für sie etwas Neues und Erschreckendes. Mit eisiger Ruhe erwiderte sie: „Sparen Sie sich das Papier, Mr. Bettencourt.”
    „Wenn das Ihre Entscheidung ist …” Er sah kurz zu Dr. Avery hin. „Wann tagt das Aufsichtsgremium für die Beurteilung von Ärzten das nächste

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