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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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ihr den Arm. „Nur zu!”
    „Fordern Sie mich nicht heraus, Sie …”
    „Was geht hier eigentlich vor?” David Ransoms Stimme hallte so laut durch den großen Raum, dass beide Frauen erschrocken verstummten. Er blickte Kate lange und durchdringend an. „Wer sind Sie überhaupt?”
    „Kate …” Sie brach ab und sagte in, wie sie hoffte, würdevollerem Ton: „Dr. Kate Chesne.”
    Eine Pause, dann: „Verstehe.” Er widmete sich wieder seinen Unterlagen und erklärte schlicht: „Führen Sie sie hinaus, Mrs. Pierce.”
    „Ich will Ihnen doch nur die Fakten erläutern!” beharrte Kate. Sie versuchte sich zu behaupten, doch die Sekretärin trieb sie mit dem Geschick eines Hütehundes auf die Tür zu. „Oder wollen Sie die Fakten lieber gar nicht kennen? Ist das die Methode, nach der Anwälte vorgehen?” Er ignorierte sie bewusst. „Sie pfeifen auf die Wahrheit, nicht wahr? Sie wollen gar nicht wissen, was wirklich mit Ellen O’Brien passiert ist!”
    Das veranlasste ihn allerdings, scharf aufzublicken. Er starrte Kate geradezu ins Gesicht. „Warten Sie, Mrs. Pierce. Ich habe meine Meinung geändert. Lassen Sie Dr. Chesne bleiben.”
    Mrs. Pierce war fassungslos. „Aber … sie könnte gewalttätig sein!”
    Sein Blick verweilte noch einen Moment auf Kates erhitztem Gesicht. „Ich denke, damit werde ich fertig. Sie können uns allein lassen.”
    Mrs. Pierce murmelte noch etwas im Hinausgehen, dann schloss sich die Tür hinter ihr.
    Eine Weile sprach keiner ein Wort.
    „Nun, Dr. Chesne”, begann David, „wollen Sie jetzt einfach so dastehen, nachdem Ihnen das fast Unmögliche gelungen ist an Mrs. Pierce vorbeizukommen?” Er deutete auf einen Stuhl. „Setzen Sie sich. Es sei denn, Sie wollen mich lieber quer durch den Raum anschreien.”
    Seine kühle Ironie machte ihn noch unnahbarer. Kate zwang sich, zu ihm zu gehen, und merkte, wie er sie beobachtete. Für einen Anwalt seines Rufes war er jünger, als sie erwartet hatte, noch nicht einmal vierzig. Sein Aufzug im grauen Nadelstreifenanzug, dazu der Krawattenclip der Yale Universität, war konservativ. Das sonnengebleichte Haar und die gebräunte Haut passten jedoch nicht so ganz zum Typ des stockkonservativen Absolventen einer der altehrwürdigen Universitäten. Er ist nur ein erwachsen gewordener Surf-Boy, dachte sie verächtlich.
    Den Körperbau eines Surfers hatte er zweifellos, mit den langen Beinen und den Schultern, die gerade breit genug waren, um als beeindruckend zu gelten. Ein kleiner Knick in der Nase und ein kräftiges Kinn bewahrten ihn davor, hübsch zu sein. Doch vor allem seine Augen fielen auf, sie waren von einem klaren kühlen Blau. Augen, denen nichts entging. Und im Moment betrachteten sie sie so durchdringend, dass sie den Impuls unterdrückte, schützend die Arme vor der Brust zu verschränken. „Ich bin hier, um Ihnen die Fakten zu berichten, Mr. Ransom.”
    „So, wie Sie sie sehen.”
    „So, wie sie sind.”
    „Geben Sie sich keine Mühe.” Er zog Ellen O’Briens Akte aus einer Mappe und legte sie auf den Tisch. „Ich habe alle Fakten hier drin, alles, was ich brauche.” Und er meinte, alles, was ich brauche, um dich fertig zu machen.
    „Nicht alles.”
    „Und Sie werden mir jetzt die fehlenden Informationen liefern, nicht wahr?” Er lächelte zwar, doch sie erkannte etwas Drohendes in seiner Mimik und hatte trotz seiner perfekten weißen Zähne das Gefühl, einen Hai anzusehen.
    Sie beugte sich vor und stützte beide Hände auf den Tisch. „Was ich Ihnen erzähle, ist die Wahrheit.”
    „Ja, natürlich.” Er lehnte sich zurück und wirkte unendlich gelangweilt. „Sagen Sie mir eines: Weiß Ihr Anwalt, dass Sie hier sind?”
    „Anwalt? Ich … ich habe noch mit keinem Anwalt gesprochen …”
    „Dann telefonieren Sie rasch mit einem, denn Sie werden ihn verdammt nötig haben, Doktor.”
    „Nicht unbedingt. Das alles ist ein schlimmes Missverständnis, Mr. Ransom. Wenn Sie die Tatsachen kennen, bin ich sicher …”
    „Warten Sie einen Moment.” Er holte einen Kassettenrekorder aus seiner Aktentasche.
    „Was soll das?”
    Er schaltete das Gerät ein und schob es vor sie hin. „Ich möchte kein Detail überhören. Erzählen Sie Ihre Geschichte. Ich bin ganz Ohr.”
    Wütend drückte sie auf die Aus-Taste. „Dies ist keine eidesstattliche Erklärung. Stecken Sie das verdammte Ding weg!”
    Ein paar Sekunden lang schätzten sie einander ab. Und Kate empfand einen kleinen Triumph, als er den Rekorder

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