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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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so lieb, beklagte sich nie. Schon als Baby lag sie in ihrer Wiege und lächelte immer wie ein kleiner Engel. Wie ein lieber kleiner …” Er brach ab, von Gefühlen überwältigt.
    „Mr. O’Brien”, sagte David leise. „Ich weiß, es ist Ihnen kaum ein Trost, aber ich verspreche Ihnen, alles zu tun, was ich kann.”
    Patrick schüttelte wieder den Kopf. „Es ist nicht wegen des Geldes. Sicher, ich kann nicht mehr arbeiten, mein Rücken, wissen Sie? Aber Ellie hatte eine Lebensversicherung und …”
    „Wie hoch war die?”
    „Fünfzigtausend”, antwortete Mary. „So war unser Mädchen. Sie dachte immer an uns.” Im Licht vom Fenster wirkte ihr Gesicht wie versteinert. Im Gegensatz zu ihrem Mann war Mary O’Brien über das Weinen hinaus. Sie saß sehr gerade, ihr ganzer starrer Körper drückte Trauer aus. David wusste genau, was sie fühlte. Er kannte den Schmerz und den Zorn. Und sie war zornig, das las er in ihren Augen.
    Patrick schniefte.
    David nahm eine Packung Papiertaschentücher aus seinem Schreibtisch und legte sie seinem Klienten hin. „Vielleicht sollten wir ein andermal über den Fall sprechen, wenn Sie beide in der Lage sind …”
    Marys Kinn kam ruckartig hoch. „Wir sind in der Lage, Mr. Ransom. Fragen Sie …”
    David blickte Patrick an, der schwach nickte. „Vielleicht kommt es Ihnen kaltblütig vor, was ich Sie alles fragen muss. Tut mir Leid.”
    „Fragen Sie”, beharrte Mary.
    „Ich werde sofort Klage einreichen. Aber ich brauche mehr Informationen, bevor wir die Schadenshöhe einschätzen können. Sie errechnet sich zum Teil aus verloren gegangenem Gehalt … also, was Ihre Tochter verdient hätte, wenn sie noch lebte. Sie sagten, sie war Krankenschwester?”
    „Ja, in der Gynäkologie, Entbindungsstation.”
    „Wissen Sie, wie viel sie verdient hat?”
    „Da müsste ich ihre Gehaltsabrechnungen nachsehen.”
    „Was ist mit Unterhaltspflichtigen? Gibt es da welche?”
    „Keine.”
    „Sie war nicht verheiratet?”
    Mary schüttelte seufzend den Kopf. „Sie war die ideale Tochter, Mr. Ransom, in fast jeder Hinsicht. Hübsch und gescheit. Aber in puncto Männer machte sie Fehler.”
    „Fehler?” wiederholte er stirnrunzelnd.
    Mary zuckte die Schultern. „Oh, ich denke, so ist das heute eben. Und wenn eine Frau ein bestimmtes Alter erreicht hat, schätzt sie sich glücklich, wenn sie überhaupt einen Mann hat …” Sie blickte auf ihre fest ineinander verschränkten Hände und schwieg.
    David spürte, dass er sich auf ein heikles Terrain gewagt hatte. Er war an Ellen O’Briens Liebesleben ohnehin nicht interessiert, es war unbedeutend für den Fall.
    „Wenden wir uns dem Gesundheitszustand Ihrer Tochter zu.”
    Er öffnete die Krankenkartei. „Im Bericht steht, dass Ihre Tochter einundvierzig Jahre alt und kerngesund war. Hatte sie Ihres Wissens jemals Probleme mit dem Herzen?”
    „Nie.”
    „Sie hat sich nie über Brustschmerzen und Atemnot beklagt?”
    „Ellie war Langstreckenschwimmerin, Mr. Ransom. Sie konnte den ganzen Tag schwimmen und kam nicht ein bisschen außer Atem. Deshalb glaube ich diese Geschichte von der Herzattacke ja auch nicht.”
    „Aber das EKG ist da eindeutig in der Aussage, Mrs. O’Brien. Wenn es eine Autopsie gegeben hätte, hätten wir es beweisen können. Aber dafür ist es ja nun zu spät.”
    Mary blickte ihren Mann an. „Das geht auf Patricks Konto. Er ertrug die Vorstellung nicht …”
    „Haben die nicht schon genug an ihr herumgeschnitten?” begehrte er auf.
    Es entstand ein längeres Schweigen, dann sagte Mary leise: „Wir bringen ihre Asche auf die See hinaus. Sie liebte die See, seit sie ein Baby war.”
    Es wurde ein ernster Abschied. Noch ein paar Worte des Mitgefühls, dann der Händedruck, der den Pakt besiegelte. Beim Hinausgehen blieb Mary in der Tür noch einmal stehen und drehte sich um.
    „Sie sollen wissen, dass es nicht das Geld ist”, erklärte sie an David Ransom gewandt. „Die Wahrheit ist, es ist mir völlig egal, ob wir je einen Penny bekommen. Aber man hat unser Leben zerstört, Mr. Ransom. Sie haben uns das einzige Kind genommen, und ich hoffe inständig, die Verantwortlichen werden es nie vergessen.”
    David nickte. „Dafür werde ich sorgen.”
    Nachdem seine Klienten fort waren, ging David zum Fenster und atmete langsam ein und aus, um ruhiger zu werden. Doch sein Magen hatte sich zu einem harten Klumpen zusammengezogen. Traurigkeit und Wut hinderten ihn am klaren Denken.
    Vor sechs Tagen hatte

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