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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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ein Arzt einen schrecklichen Fehler gemacht, und jetzt war die einundvierzigjährige Ellen O’Brien tot.
    Sie war nur drei Jahre älter als ich, dachte er.
    Er setzte sich an den Schreibtisch und öffnete die O’BrienAkte. Er überflog den Bericht des Krankenhauses und wandte sich dann den Lebensläufen der beiden Ärzte zu.
    Dr. Guy Santinis Werdegang war hervorragend: achtundvierzig Jahre alt, in Harvard zum Chirurg ausgebildet. Er war auf dem Gipfel seiner Karriere. Die Liste seiner Veröffentlichungen umfasste fünf Seiten. Sein Hauptforschungsgebiet war die Physiologie der Leber. Vor acht Jahren wurde er einmal verklagt und gewann. Ein Punkt für ihn. Doch Santini war sowieso nicht sein Ziel. David Ransom hatte die Anästhesistin im Fadenkreuz.
    Er blätterte weiter zu den drei Seiten, die Dr. Katharina Chesnes Karriere zusammenfassten.
    Auch ihre Laufbahn war beeindruckend. Nur beste Noten in Chemie von der Uni Berkeley, ihren Doktor der Medizin machte sie am Johns Hopkins Krankenhaus. Assistenzärztin in der Anästhesie und in der Intensivpflege am Universitätskrankenhaus von San Francisco. Jetzt, mit nur dreißig Jahren, hatte sie bereits eine ansehnliche Liste von Veröffentlichungen vorzuweisen. Vor einem knappen Jahr kam sie als Anästhesistin ans Mid Pac Hospital. Der Akte war kein Foto beigefügt, doch David hatte keine Schwierigkeiten, sich diesen Typ Ärztin vorzustellen: schlampige Frisur, keine Figur und ein Gesicht wie ein Pferd … allerdings ein besonders intelligentes Pferd.
    David lehnte sich versonnen zurück. Dieser Werdegang war zu gut. Er ergab nicht das Bild einer unfähigen Ärztin. Wie konnte ihr nur ein so elementarer Fehler unterlaufen?
    Er schloss die Akte. Wie die Ärztin sich auch herausreden mochte, die Fakten waren unbestreitbar: Dr. Katharine Chesne hatte ihre Patientin dazu verdammt, unter dem Messer des Chirurgen zu sterben. Nun musste sie die Konsequenzen tragen. Dafür würde er sorgen.
    George Bettencourt verachtete Ärzte. Diese Einstellung machte seinen Job als Verwaltungschef des Mid Pac Hospitals um so schwieriger, da er eng mit dem medizinischen Personal zusammenarbeiten musste. Er hatte ein Diplom in Betriebswirtschaft und eins in Staatlichem Gesundheitswesen. Und während seiner zehnjährigen Tätigkeit war ihm gelungen, was die frühere, von einem Arzt geleitete Verwaltung nicht zustande brachte: Er hatte das Mid Pac Hospital von einer komatösen Einrichtung in ein blühendes Unternehmen verwandelt. Und trotzdem bekam er von diesen dummen kleinen Ersatzgöttern in weißen Kitteln nie etwas anderes als Kritik zu hören.
    Sie rümpften die hochgehaltenen Nasen bei der Vorstellung, dass ihre geheiligte Arbeit an den Maßstäben von Gewinn und Verlust gemessen wurde. Die kalte Realität war jedoch, dass das Retten von Leben ein Geschäft war wie das Verkaufen von Linoleum. Bettencourt wusste das, die Ärzte nicht. Sie waren Narren, und Narren bereiteten ihm Kopfschmerzen.
    Und die beiden, die ihm gegenübersaßen, bereiteten ihm sogar eine Migräne, wie er sie seit Jahren nicht gehabt hatte.
    Dr. Clarence Avery, der weißhaarige Chef der Anästhesie, war nicht das Problem. Der alte Mann war zu verschüchtert, um gegen seinen eigenen Schatten aufzutrumpfen, erst recht, seinen Standpunkt in einer kontroversen Diskussion zu vertreten. Seit dem Schlaganfall seiner Frau versah Dr. Avery seinen Dienst wie ein Schlafwandler. Ja, er würde zur Kooperation überredet werden können, zumal der Ruf des Krankenhauses auf dem Spiel stand.
    Doch die Ärztin bereitete Bettencourt Sorge. Sie war noch verhältnismäßig neu im Team, und er kannte sie nicht besonders gut. Als sie sein Büro betrat, hatte er jedoch bereits Probleme gewittert. Sie hatte so einen gewissen Ausdruck in den Augen, und dazu eine Miene, die die Entschlossenheit eines Kreuzritters verriet. Sie war recht hübsch, obwohl ihr Haar ziemlich wild aussah und sie vermutlich lange keinen Lippenstift mehr benutzt hatte. Doch diese ausdrucksvollen grünen Augen ließen jeden Mann etwaige Mängel ihres Gesichts vergessen. Ja, sie war sogar sehr attraktiv.
    Schade, dass sie diesen Fehler begangen hatte. Jetzt war sie nur noch eine Last. Und er hoffte, dass sie die Dinge nicht dadurch komplizierte, dass sie sich auf die Hinterbeine stellte.
    Kate zuckte zusammen, als George Bettencourt ein Papier vor sie auf den Schreibtisch warf. „Dieser Brief wurde heute Morgen im Büro unseres Anwalts per Boten abgeliefert, Dr.

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