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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Mal?”
    „Am … kommenden Dienstag, aber …”
    „Setzen Sie den O’Brien-Fall auf die Tagesordnung. Dr. Chesne soll dem Komitee ihren Bericht vortragen.” Er sah Kate an. „Ein Urteil von dienstälteren Ärzten ist doch fair, oder?”
    Sie schluckte ihre Antwort hinunter. Falls sie sich jetzt gehen ließ und George Bettencourt sagte, was sie von ihm hielt, bekam sie nie mehr eine Chance, am Mid Pac Hospital zu arbeiten … und vermutlich auch nirgendwo sonst. Er musste ihr nur das Etikett einer Rebellin anheften, und ihre Aussichten auf eine neue Anstellung waren für immer dahin.
    Sie trennten sich höflich. Obwohl ihre Karriere soeben zerstört worden war, hielt sie sich tapfer. Sie blickte Bettencourt ruhig an und schüttelte ihm kühl die Hand. Sie bewahrte auch noch Fassung, als sie den langen Korridor hinunterging. Erst auf der Fahrt im Lift nach unten schien etwas in ihr zu brechen. Und als sich die Türen wieder öffneten, zitterte sie heftig. Auf dem Weg durch die belebte Halle traf sie die Erkenntnis mit voller Wucht: Gütiger Himmel, ich werde verklagt! Kaum ein Jahr im Dienst, und ich werde verklagt!
    Sie hatte immer unterstellt, dass solche Dinge, wie alle Lebenskatastrophen, nur anderen Menschen widerfuhren. Nie hätte sie sich träumen lassen, wegen Unfähigkeit verklagt zu werden.
    Ihr wurde plötzlich übel, und sie musste sich gegen eine Telefonkabine in der Lobby lehnen. Während sie sich bemühte, ihren Magen zu beruhigen, fiel ihr Blick auf das örtliche Telefonbuch. Wenn diese Anwälte doch bloß die Fakten kennen würden, dachte sie. Wenn ich es ihnen doch nur erklären könnte …
    Sie brauchte nur Sekunden, die Eintragung zu finden: Uehara und Ransom, Anwälte. Die Kanzlei lag in der Bishop Street.
    Sie riss die Seite heraus und eilte, von neuer, verzweifelter Hoffnung getrieben, davon.

2. KAPITEL
    M r. Ransom ist nicht zu sprechen.”
    Die grauhaarige Empfangssekretärin mit dem harten Gesicht verschränkte abweisend die Arme vor der Brust.
    „Aber ich muss ihn sehen”, beharrte Kate. „Es geht um einen Fall …”
    „Natürlich”, erwiderte die Frau trocken.
    „Ich möchte ihm nur etwas erklären …”
    „Ich habe Ihnen gesagt, Doktor, er ist in einer Besprechung mit seinen Mitarbeitern und kann Sie nicht empfangen.”
    Kates Ungeduld näherte sich einem gefährlichen Punkt. Sie lehnte sich über den Schreibtisch und zischte. „Besprechungen dauern nicht ewig!”
    Die Sekretärin lächelte. „Diese schon.”
    Kate lächelte zurück. „Dann warte ich ewig.”
    „Doktor, Sie verschwenden Ihre Zeit! Mr. Ransom bespricht sich nie mit Beklagten. Wenn Sie eine Begleitung brauchen, um den Weg hinaus zu finden, werde ich gern …” Sie blickte sich ärgerlich um, als das Telefon läutete, nahm den Hörer auf und sagte unwirsch: „Uehara und Ransom. Ja? Oh ja, Mr. Matheson!” Sie drehte Kate bewusst den Rücken zu. „Ich sehe mal, ob ich die Akten hier habe.”
    Frustriert schaute Kate sich das Wartezimmer an: eine Ledercouch, ein Ikebana-Gesteck, ein Hiroshige-Druck an der Wand, alles sehr geschmackvoll und zweifellos teuer. Uehara und Ransom waren offenbar dick im Geschäft. Und all dies wurde mit dem Blut und Schweiß von Ärzten verdient, dachte sie angewidert.
    Mehrere Stimmen erregten ihre Aufmerksamkeit. Eine Gruppe junger Männer und Frauen verließ das Konferenzzimmer. Welcher mochte David Ransom sein? Keiner der Männer schien alt genug, um hier einer der Chefs zu sein. Sie bemerkte, dass ihr die Sekretärin immer noch den Rücken zuwandte, und sah ihre Chance gekommen.
    Sie ging zum Konferenzraum und blieb vom Licht geblendet auf der Türschwelle stehen. Um einen langen Teakholztisch waren zu beiden Seiten Lederstühle wie Wachsoldaten aufgereiht. Am Kopfende des Tisches saß im gleißenden Sonnenlicht ein blonder Mann. Er bemerkte sie nicht, sondern konzentrierte sich auf die Unterlagen, die er vor sich hatte. Abgesehen vom Papierrascheln, wenn er ein Blatt umdrehte, war es absolut still.
    Kate schluckte trocken und straffte sich. „Mr. Ransom?” Er blickte auf und betrachtete sie gleichmütig. „Ja? Wer sind Sie?”
    „Ich bin …”
    „Tut mir Leid, Mr. Ransom”, fiel ihr die aufgebrachte Sekretärin ins Wort, packte Kate am Arm und presste hervor:
    „Ich habe Ihnen gesagt, er ist nicht zu sprechen. Kommen Sie jetzt mit mir …”
    „Ich will nur mit ihm reden!”
    „Soll ich den Sicherheitsdienst rufen und Sie hinauswerfen lassen?”
    Kate entriss

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