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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Fantasieprodukt eines Irren.
    „Also schön, gehen wir für einen Moment davon aus, dass Sie die Wahrheit sagen.”
    „Das tue ich!”
    „Dann habe ich nur zwei Erklärungen dafür, warum das EKG absichtlich vertauscht wurde. Entweder versucht jemand, Ihre Karriere zu zerstören …”
    „Das ist absurd, ich habe keine Feinde.”
    „Oder jemand versucht, einen Mord zu verschleiern.” Sie sah ihn verblüfft an, und er schenkte ihr ein ärgerlich überlegenes Lächeln. „Da uns beiden die zweite Theorie ebenso absurd vorkommt, bleibt mir keine Wahl, als anzunehmen, dass Sie lügen.” Er beugte sich vor, und seine Stimme klang plötzlich sanft, fast einschmeichelnd. „Kommen Sie, Doktor. Sagen Sie mir, was wirklich im OP passiert ist. Ist jemandem das Messer ausgerutscht? Gab es einen Fehler bei der Anästhesie?”
    „Nichts von alledem.”
    „Zu viel Lachgas und zu wenig Sauerstoff?”
    „Ich sagte schon, niemand beging einen Fehler.”
    „Warum ist Ellen O’Brien dann tot?”
    Sie schaute ihn wegen seiner Heftigkeit erschrocken an.
    Seine Augen waren wirklich auffallend blau. In diesem Moment schien völlig unerwartet ein Funke überzuspringen. Kate wurde plötzlich bewusst, dass sie einen attraktiven Mann vor sich hatte und dass er sie nicht kalt ließ.
    „Keine Antwort?” fragte er herausfordernd, lehnte sich zurück, und genoss offenbar seine momentane Überlegenheit.
    „Dann werde ich Ihnen erzählen, was passiert ist. Am 2. April, einem Sonntag, ging Ellen O’Brien abends ins Mid Pac Krankenhaus, um sich die Gallenblase entfernen zu lassen. Eine Routineoperation. Als ihre Anästhesistin ließen Sie die üblichen Tests vornehmen, einschließlich des EKGs, das Sie überprüften, bevor Sie das Krankenhaus verließen. Vielleicht waren Sie in Eile, vielleicht wartete ein Freund auf Sie, jedenfalls wurden Sie achtlos und begingen einen tödlichen Fehler, indem Sie die deutlichen Merkmale einer Herzattacke auf dem Streifen übersahen. Sie zeichneten den Streifen als normal ab und gingen, ohne zu bemerken, dass Ihre Patientin gerade einen Herzanfall hatte.”
    „Sie hatte keine Symptome. Nicht einmal die Brustschmerzen …”
    „Aber hier im Bericht der Schwester steht … lassen Sie mich zitieren …”Er blätterte die Akte durch. „Patientin klagt über Beschwerden im Oberbauch.”
    „Das waren die Gallensteine …”
    „Oder vielleicht doch das Herz? Wie auch immer, die nächsten Vorkommnisse sind unbestreitbar. Sie und Dr. Santini ließen Ellen O’Brien zur Operation zu. Die Narkose war zu viel für ihr Herz, es blieb stehen, und es gelang Ihnen nicht, es wieder in Gang zu bringen.” Er machte eine Pause und blickte sie hart an. „Somit haben Sie Ihre Patientin verloren, Dr. Chesne.”
    „So war es nicht. Ich erinnere mich an das EKG. Es war normal!”
    „Vielleicht sollten Sie sich noch einmal Ihre Lehrbücher über EKGs ansehen.”
    „Das brauche ich nicht! Ich weiß, was normal ist.” Sie erkannte ihre eigene Stimme kaum, so schrill hallte sie durch den Raum.
    David Ransom wirkte unbeeindruckt, sogar gelangweilt. „Wirklich”, seufzte er nach einer Weile. „Wäre es nicht einfacher, zuzugeben, dass Sie einen Fehler gemacht haben?”
    „Einfacher für wen?”
    „Für alle Beteiligten. Erwägen Sie einen außergerichtlichen Vergleich. Er ginge schnell, einfach und relativ schmerzlos über die Bühne.”
    „Ein Vergleich? Aber das hieße, einen Fehler zuzugeben, den ich nicht gemacht habe!”
    Seine Geduld war zu Ende. „Sie wollen also einen Prozess!”
    fuhr er sie an. „Fein. Aber Sie sollten meine Arbeitsweise kennen. Wenn ich mich einer Sache annehme, dann nicht halbherzig. Wenn ich Sie im Gerichtssaal auseinander nehmen muss, tue ich das. Und wenn ich mit Ihnen fertig bin, werden Sie sich wünschen, sich nie auf diesen lächerlichen Kampf um Ihre Ehre eingelassen zu haben. Denn seien wir ehrlich, Doktor, Sie haben weniger Chancen, die Sache heil zu überstehen, als ein Schneeball im Höllenfeuer.”
    Sie hätte ihn am liebsten bei seinen feinen Jackettaufschlägen gepackt und angeschrien, dass er bei seinem ganzen Gerede über Vergleiche und Prozesse ihren eigenen Kummer über Ellen O’Briens Tod völlig ignorierte. Doch ihre Kraft schien sie plötzlich zu verlassen. Erschöpft sank sie auf ihrem Stuhl zusammen.
    „Ich wünschte, ich könnte einen Fehler zugeben”, sagte sie ruhig. „Ich wünschte, ich könnte sagen: Ich weiß, dass ich schuldig bin, und werde dafür

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