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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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sagte eine vertraute Stimme.
    Kate blickte auf und sah Guy Santini, unordentlich wie immer, der sie durch seine lächerlich dicken Brillengläser betrachtete.
    Sie nickte lustlos. „Hallo.”
    Er zog sich laut einen Stuhl zurück und setzte sich. „Wie geht es dir jetzt, Kate?”
    „Du meinst, abgesehen davon, dass ich arbeitslos bin?” Sie lachte säuerlich. „Einfach hervorragend.”
    „Wie ich hörte, hat dich der Alte aus dem OP verbannt. Tut mir Leid.”
    „Ich kann es Dr. Avery nicht einmal verübeln. Er folgte nur seinen Anweisungen.”
    „Denen von Bettencourt?”
    „Wessen sonst? Er nannte mich eine finanzielle Bürde.”
    Guy schnaubte: „So weit kommt es, wenn diese verdammten Betriebswirte den Laden übernehmen. Die reden nur über Gewinn und Verlust. Ich sage dir, wenn George Bettencourt aus dem Zahngold unserer Patienten Profit schlagen könnte, würde er mit Zangen in den Taschen die Stationen heimsuchen.”
    „Und anschließend schickt er den armen Leuten dann noch eine Rechnung für einen kieferchirurgischen Eingriff”, fügte sie niedergeschlagen hinzu.
    Keiner von beiden lachte. Der Scherz kam der Wahrheit zu nahe, um komisch zu sein.
    „Falls es dich irgendwie tröstet, Kate, du bekommst Gesellschaft im Gerichtssaal. Ich bin auch dran.”
    „Oh Guy, das tut mir sehr Leid.”
    Er zuckte die Schultern. „Das ist keine große Sache. Ich bin schon einmal verklagt worden. Weh tut es nur beim ersten Mal.”
    „Was war passiert?”
    „Ein Schockpatient mit Milzriss wurde eingeliefert. Ich konnte ihn nicht retten. Als ich damals den Brief des Anwalts las, wollte ich aus dem Fenster springen, so niedergeschlagen war ich. Susan wollte mich schon in die Psychiatrie einweisen. Aber ich habe alles überstanden, und das wirst du auch, so lange du dir klar machst, dass man nicht dich als Person angreift, sondern deine Funktion als Arzt.”
    „Da sehe ich keinen Unterschied.”
    „Genau das ist dein Problem, Kate. Du hast es nicht gelernt, dich von deinem Job zu distanzieren. Wir wissen beide, wie viele Stunden du in der Klinik verbringst. Manchmal denke ich, du lebst hier. Ich behaupte nicht, dass Einsatz ein Charakterfehler ist, aber man kann es auch übertreiben.”
    Sie wusste, wie Recht er hatte, und das schmerzte. Sie arbeitete zu lange, aber vielleicht brauchte sie das, um sich nicht bewusst zu werden, wie öde ihr Privatleben war.
    „Ich vergrabe mich nicht total in meine Arbeit. Ich habe wieder begonnen auszugehen.”
    „Das wurde aber auch Zeit. Wer ist der Mann?”
    „Letzte Woche war ich mit Elliot aus.”
    „Dem Burschen aus der Datenverarbeitung?” Er seufzte. Elliot war nicht besonders groß und etwas schmächtig. „Ich wette, das war ein Riesenspaß.”
    „Nun, in gewisser Weise ja. Er hat mich gebeten, mit in sein Apartment zu kommen.”
    „Tatsächlich?”
    „Also bin ich mitgegangen.”
    „Ah ja?”
    „Er wollte mir seine neuesten elektronischen Anschaffungen zeigen.”
    Guy beugte sich eifrig vor. „Und was passierte dann? Hat er einen Annäherungsversuch gemacht?”
    „Wir hörten uns seine neuesten CDs an und spielten ein paar Computerspiele.”
    „Und?”
    „Nach acht Runden Zork bin ich getürmt.”
    Stöhnend sank Guy in seinen Sessel zurück. „Elliot Lafferty, der letzte der wirklich heißblütigen Liebhaber. Kate, dir hilft nur noch eine Kontaktanzeige. Ich setze den Text für dich auf. Gescheite, attraktive Frau sucht …”
    „Hallo Daddy!” Der fröhliche Ruf übertönte das Gemurmel in der Cafeteria.
    Guy drehte sich um, als er laufende Kinderfüße näher kommen hörte. „Da ist ja mein Will!” Lachend stand er auf und warf seinen zarten fünfjährigen Sohn in die Luft. Der landete sanft und sicher wieder in den Armen seines Vaters. „Ich habe auf dich gewartet, Kleiner”, sagte Guy. „Was hat dich so lange aufgehalten?”
    „Mommy ist spät gekommen.”
    „Schon wieder?”
    Will beugte sich vor und flüsterte vertraulich: „Adele war richtig wütend. Ihr Freund wollte sie ins Kino ausführen.”
    „Oh weh, wir wollen doch nicht, dass Adele böse wird auf uns, oder?” Guy warf seiner herankommenden Frau Susan einen fragenden Blick zu. „He, Susan, strapazieren wir unser Kindermädchen schon wieder zu sehr?”
    „Ich schwöre, es liegt am Vollmond. Alle meine Patienten sind verrückt geworden”, erwiderte Susan lachend und schob sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich konnte sie nicht rechtzeitig aus der Praxis

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