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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Ärzte.” Während sein Blick aus dem Fenster wanderte, dachte David plötzlich an den Fall O’Brien, oder vielmehr an die grünäugige, energische Kate Chesne. Er hatte sich endlich entschieden zu glauben, dass sie log. Dieser Fall würde einfacher sein als vermutet. Dr. Chesne würde wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt werden.
    Und er wusste auch schon, wie er vorgehen musste. Erst die einfachen Fragen: Name, Ausbildung und so weiter. Er hatte die Gewohnheit, den Beklagten im Gerichtssaal zu umrunden. Je bohrender die Fragen, desto enger wurden die Kreise, die er zog. Und wenn er ihr schließlich den Todesstoß versetzte, würde er direkt vor ihr stehen. Doch unerwarteterweise graute ihm davor, sie bloßzustellen und zu vernichten. Aber er musste es tun, es war sein Job, und er war immer stolz darauf gewesen, seinen Job gut zu machen.
    Er zwang sich, den letzten Schluck Kaffee zu trinken, und stand auf. „Ich muss gehen”, erklärte er und duckte sich unter einem lebensbedrohend aufgehängten Farn hindurch. „Ich rufe dich an, Mutter.”
    Jinx schnaubte: „Wann? Nächstes Jahr?”
    Er klopfte Gracie mitfühlend auf die Schulter und sagte leise: „Viel Glück, lassen Sie sich von ihr nicht verrückt machen.” „Ich und sie verrückt machen?” schimpfte Jinx. „Ha!” Gracie brachte ihn zur Verandatür und winkte ihm zum Abschied. „Goodbye, David!” rief sie ihm leise nach.
    Einen Moment beobachtete sie, wie er über den Friedhof zu seinem Wagen ging, dann drehte sie sich bedrückt zu Jinx um. „Er ist so unglücklich!” sagte sie. „Wenn er doch nur vergessen könnte.”
    „Er vergisst leider nichts”, seufzte Jinx. „In dieser Hinsicht ähnelt er eher seinem Vater. Er wird seinen Kummer mit sich herumschleppen bis zu seinem eigenen Todestag.”

4. KAPITEL
    D er Wind blies mit zehn Knoten aus Nordosten, als die Barkasse mit Ellen O’Briens Überresten in See stach. Die Asche bei Sonnenuntergang ins Meer zu streuen, schien eine saubere, natürliche Beendigung des Lebens zu sein. Es war die Wiedervereinigung von Fleisch und Blut mit den Elementen. Der Prediger warf einen Kranz gelber Blüten vom alten Pier, und sie trieben mit der Strömung fort, ein langsames, symbolisches Abschiednehmen, das Patrick O’Brien in Tränen ausbrechen ließ.
    Sein Weinen wehte über die Menschenmenge am Dock zu der entfernten Stelle hinüber, wo Kate ausharrte. Allein und unbeachtet stand sie bei den alten Fischerbooten und fragte sich, warum sie hier war. War dies eine grausame, selbst auferlegte Strafe? Ein schwacher Versuch, der Welt zu zeigen, wie Leid es ihr tat? Sie wusste nur, dass eine innere Stimme, die Vergebung erflehte, sie gezwungen hatte herzukommen.
    Es war noch anderes Krankenhauspersonal hier: einige Schwestern, Ärzte, Clarence Avery und sogar George Bettencourt, der mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck dastand. Für diese Menschen war die Klinik nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern ein zweites Zuhause, eine zweite Familie. Man half sich gegenseitig bei der Geburt der Kinder, und man gab sich das letzte Geleit.
    Kate entdeckte David Ransom am Ende des Piers, sein blonder Schopf überragte die Menge. Sie sah, wie er sich achtlos eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Er trug Trauerkleidung, dunkler Anzug, dunkle Krawatte, doch in all der Trauer ringsum wirkte er wie versteinert. Sie fragte sich, ob er jemals Gefühle zeigte, lachte, weinte … oder liebte. Vermutlich verlangte er auch in der Liebe totale Unterwerfung, genau wie im Gerichtssaal. Wie er so dastand im Licht der untergehenden Sonne, wirkte er wie eine uneinnehmbare Festung. Welche Chance hatte sie gegen einen solchen Mann?
    Der Wind wurde stärker, schlug die Takelage der Segelboote gegen die Masten und verwehte die letzten Worte des Predigers.
    Als die Trauergäste nach Beendigung der Zeremonie an ihr vorbeikamen, hatte Kate plötzlich nicht mehr die Kraft, sich zu bewegen. Clarence Avery hielt kurz an, als wolle er etwas sagen, ging dann jedoch befangen weiter. Mary und Patrick O’Brien würdigten sie keines Blickes. David Ransom kam näher, erkannte sie offensichtlich und ging weiter, ohne seinen Schritt zu verlangsamen, so als wäre sie Luft.
    Als Kate endlich die Energie aufbrachte fortzugehen, war der Pier leer. Die Masten der Segelboote hoben sich wie kahle Bäume vom Abendhimmel ab, während sie über die Holzplanken ging, die ihre Schritte hohl klingen ließen. Am Auto angekommen, war sie so erschöpft, als wäre sie

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