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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Kinderspiel, für Sie auf jeden Fall sehr einfach.”
    „Zu einfach.”
    Glickman wandte sich lachend ab. „Das hat Sie doch früher nicht gestört.”
    Warum dann jetzt? dachte David. Der O’Brien-Fall fiel ihm sozusagen in den Schoß. Er brauchte lediglich ein paar Schriftsätze auszufertigen, einige drohende Erklärungen abzugeben und die Hand für den Scheck aufzuhalten. Er sollte eine Flasche Champagner öffnen. Stattdessen bereitete ihm die ganze Sache Unbehagen und drückte gehörig auf seine Stimmung.
    Gähnend lehnte er sich zurück und rieb sich die Augen. Er hatte eine schreckliche, fast schlaflose Nacht hinter sich. Ein Traum hatte ihn geplagt und geweckt.
    Da war eine Frau gewesen in einem abgedunkelten Zimmer. Lediglich ihre Silhouette hatte er im schwachen Gegenlicht vom Fenster gesehen. Zuerst dachte er, es sei seine Exfrau Linda. Doch vieles an ihr war fremd. Er hatte versucht, sie zu entkleiden, und ihr dabei einen Knopf von der Bluse abgerissen. Sie lachte, und es war ein angenehmes, sinnliches Lachen. Er wusste nun, dass sie nicht Linda war, und blickte plötzlich in Kate Chesnes grüne Augen. Sie sprachen kein Wort, sahen sich nur an, und seine Finger glitten zart über ihr Gesicht.
    Schweißgebadet vor Sehnsucht war er aufgewacht. Er hatte versucht weiterzuschlafen, doch der Traum kehrte jedes Mal zurück. Und auch jetzt sah er Kates Gesicht, sobald er die Augen schloss.
    David bemühte sich, seine Gedanken auf die Gegenwart zu konzentrieren, und ging zum Fenster. Er war zu alt für unsinnige Träumereien, und er war zu klug, um an eine Affäre mit der Gegenseite auch nur zu denken.
    Attraktive Frauen kamen oft in sein Büro. Und gar nicht selten sandte eine jene provozierenden Signale aus, die jeder Mann erkannte. Er war stets amüsiert, aber nie versucht gewesen, darauf einzugehen. Es gehörte nun mal nicht zu seinen Gepflogenheiten, mit Klientinnen zu schlafen.
    Kate Chesne hatte allerdings keine solchen Signale ausgesandt. Tatsache war, dass sie Anwälte ebenso zu verachten schien wie er Ärzte. Warum um alles in der Welt ging ihm dann ausgerechnet diese Frau nicht mehr aus dem Sinn?
    Er griff in seine Brusttasche und holte den silbernen Füller heraus. Er fragte sich plötzlich, ob dieser vielleicht das Geschenk eines Freundes gewesen war, und wunderte sich über einen Anflug von Eifersucht.
    Er sollte den Füller zurückgeben.
    Das Mid Pac Hospital war nur ein paar Blocks entfernt. Er konnte den Füller auf dem Heimweg dort abgeben. Die meisten Ärzte machten am Samstagmorgen noch einmal Visite. Es bestand also eine gute Chance, dass Kate Chesne dort sein würde. Bei dem Gedanken, sie wiederzusehen, empfand er Vorfreude und Angst zu gleichen Teilen. Und sein Magen zog sich so unangenehm zusammen wie in seiner Teenagerzeit, wenn er seinen ganzen Mut zusammengenommen hatte, um sich mit einem Mädchen zu verabreden. Das war ein sehr schlechtes Zeichen.
    Trotzdem wollte er sein Vorhaben ausführen. Der Füller in seiner Hand war wie eine Verbindung zu ihr. Er schob ihn wieder in die Brusttasche und verstaute seine Papiere im Aktenkoffer.
    David betrat die Lobby des Hospitals und ging an einen Hausapparat. Die Telefonistin meldete sich.
    „Ich versuche, Dr. Kate Chesne zu finden”, erklärte David. „Ist sie im Haus?”
    „Dr. Chesne?” Es entstand eine Pause. „Ja, ich glaube, sie ist im Haus. Wer spricht bitte?”
    Er wollte schon seinen Namen nennen, überlegte es sich jedoch. Falls Kate erfuhr, dass er sie sprechen wollte, meldete sie sich vermutlich nicht. „Ich bin ein Freund”, sagte er lahm.
    „Bitte bleiben Sie am Apparat.”
    Es erklang irgendeine schauderhafte Musik, wahrscheinlich dieselbe wie im Fahrstuhl zur Hölle. David ertappte sich dabei, wie er ungeduldig mit den Fingern gegen die Telefonzelle trommelte. Ihm wurde bewusst, wie eilig er es hatte, Kate wiederzusehen. Ich muss verrückt sein, dachte er und hängte plötzlich auf. Entweder verrückt oder ausgehungert nach weiblicher Gesellschaft. Vielleicht beides.
    Ärgerlich wandte er sich ab und sah sich zwei beeindruckenden Polizisten gegenüber.
    „Hätten Sie etwas dagegen, uns zu begleiten?” fragte einer der beiden.
    „Allerdings”, erwiderte David.
    „Dann lassen Sie es mich anders ausdrücken”, entgegnete der Polizist, und die Bedeutung seiner Worte war unzweideutig.
    David lachte ungläubig. „Was habe ich getan, Jungs? Die Parkdauer überschritten? Eure Mutter beleidigt?”
    Man packte ihn fest an

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