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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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beiden Armen und bugsierte ihn quer durch die Halle zum Verwaltungsflügel.
    „Ist das eine Festnahme oder was?” fragte David. Sie antworteten nicht. „He, ich denke, ihr müsst mich über meine Rechte aufklären!” Das taten sie nicht. „Okay, dann werde ich euch über meine Rechte aufklären!” Immer noch keine Antwort. Er verschoss sein letztes Pulver. „Ich bin Anwalt.”
    „Gut für Sie”, kam die trockene Erwiderung, als er auf den Konferenzraum zugeführt wurde.
    „Ihr wisst verdammt gut, dass ihr mich nicht ohne Anklage festnehmen dürft.”
    Sie öffneten die Tür. „Wir folgen nur Anweisungen.”
    „Wessen?”
    Eine vertraute Stimme rief. „Meinen.”
    David drehte sich um und sah sich jemandem gegenüber, dem er seit seiner Zeit im Büro des Staatsanwaltes nicht mehr begegnet war. Leutnant Francis ,Pokie’ Ah Ching von der Mordkommission war ein Produkt der für die Insel typischen Vermischung verschiedener Völker. Seine Augen waren eine Spur chinesisch, das energische Kinn portugiesisch, und hinzu kam eine kräftige Dosis dunkler polynesischer Haut. Abgesehen von einer beträchtlichen Zunahme des Gürtelumfangs hatte er sich in den acht Jahren seit ihrer letzten Zusammenarbeit nicht verändert. Er trug sogar noch denselben alten Polyesteranzug von der Stange, obwohl sich das Jackett wohl schon seit langem nicht mehr schließen ließ.
    „Wenn das nicht Davy Ransom ist”, raunzte Pokie. „Ich werfe meine Netze aus, und wer schwimmt hinein?”
    Pokie nickte den beiden Beamten zu. „Der ist okay.”
    Die zwei zogen sich zurück. Sobald die Tür geschlossen war, fuhr David ihn an: „Was geht hier vor?”
    Pokie trat vor und betrachtete ihn abschätzend. „Eine private Kanzlei scheint ihren Mann zu ernähren. Neuer Anzug, neue teure Schuhe. Ihnen geht es gut, was, Davy?”
    „Ich kann mich nicht beklagen.”
    Pokie setzte sich auf die Tischkante und verschränkte die Arme.
    „Einen Monat, nachdem Sie gingen, wurde ich Leutnant, aber ich trage immer noch denselben alten Anzug, dieselben alten Schuhe und fahre denselben alten Wagen.”
    Davids Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. „Wollen Sie mir nun sagen, was los ist? Oder soll ich raten?”
    Pokie holte sich eine Zigarette aus dem Jackett und zündete sie an. „Sie sind ein Freund von Kate Chesne?”
    Der plötzliche Themenwechsel überraschte David. „Ich kenne sie.”
    „Wie gut?”
    „Wir haben ein paarmal miteinander gesprochen. Ich bin gekommen, um ihr ihren Füller zurückzubringen.”
    „Dann wussten Sie nicht, dass sie gestern Abend als Notfall eingeliefert wurde? Schockverdacht.”
    „Was?”
    „Nichts Ernstes”, sagte Pokie rasch. „Schwache Gehirnerschütterung, ein paar Prellungen. Sie wird heute entlassen.”
    David war für Augenblicke sprachlos und betrachtete Pokie, der genüsslich an seiner Zigarette sog.
    „Komisch”, meinte Pokie, „manchmal kommt man in einem Fall kein Stück weiter, und plötzlich, Peng, hat man Glück.”
    „Was ist Kate passiert?” fragte David mit rauer Stimme.
    „Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort.” Er blies eine Lunge voll Rauch aus. „Gestern Abend platzte sie in eine sehr üble Szene hinein.”
    „Soll das heißen … sie ist eine Zeugin? Für was?”
    Pokies Gesicht blieb reglos, als er durch den Rauch, der zwischen ihnen trieb, sagte: „Mord.”
    Durch die geschlossene Tür hörte Kate die Geräusche eines emsigen Krankenhausbetriebes: das statische Knacken der Sprechanlage, das Klingeln der Telefone. Die ganze Nacht über hatte sie bewusst auf diese Geräusche gelauscht, die ihr sagten, dass sie nicht allein war. Erst jetzt, da die Sonne ins Zimmer schien und Erschöpfung sie befiel, schlummerte sie allmählich ein. Sie hörte das erste Klopfen nicht und auch nicht die Stimme, die leise ihren Namen rief. Erst der Luftzug über ihrem Gesicht warnte sie, dass jemand die Tür geöffnet hatte. Sie nahm am Rande wahr, dass irgendwer an ihr Bett kam, und es kostete sie Mühe, die Augen zu öffnen. Wie durch einen Schleier erkannte sie David Ransom.
    Sie ärgerte sich ein bisschen. Er hatte kein Recht, sie aufzusuchen, solange sie so schwach war. Sie wusste genau, was sie ihm sagen sollte, doch sie war zu müde dazu.
    Und auch David sagte kein Wort. Sie schienen beide die Stimme verloren zu haben.
    „Das ist nicht fair, Mr. Ransom”, flüsterte sie schließlich, „jemanden zu treten, der schon am Boden liegt.” Sie wandte das Gesicht ab. „Sie scheinen

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