Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruinen
Vom Netzwerk:
Nähertreten aufgefordert zu werden. Ein schwarzes Telefon stand auf einem runden Glastisch neben Grobes Stuhl. Daneben ragte eine gläserne Karaffe auf, die mit einer blaßgrünen Flüssigkeit gefüllt war; an ihrer Außenseite schimmerte kühles Kondenswasser. Wie Spinnweben aus Nylon hingen Netze zum Schutz vor Moskitos vor den Fenstern, über den Stühlen und über einer Schaukel, die an Ketten von der Decke baumelte.
    Grobe selbst, dünn und vogelscheuchenhaft, saß im Inneren eines solchen Netzkokons. Er hielt eine schwarze Spitze mit einer schwelenden, scharf riechenden Zigarette in der Hand, nahm einen langen Zug und stieß den bläulich-grauen Rauch aus. Seine Hand kam zwischen den Falten des Moskitonetzes wie eine große weiße Spinne zum Vorschein, griff nach der Karaffe auf dem Tisch und goß einen langen, trägen Strom Limonensaft in ein Glas. Dann schlang Grobe seine hagere Knochenhand um das Glas und zog sie wieder ins Innere des Netzes zurück.
    Unfähig, seine Ungeduld noch länger zu beherrschen, hüstelte Barreio – was ihm einen scharfen Blick des Wächters eintrug. Pieter Grobe seufzte und erwachte aus seiner Versunkenheit, um Barreio ein ausgemergeltes, von tiefen Linien durchzogenes Gesicht zuzuwenden. Sein schokoladenbraunes Haar war dicht und sorgfältig frisiert, versetzt mit ein wenig Rauhreif an den Schläfen. Kleine Schweißtropfen standen auf seiner Stirn, während sein weiter, naturweißer Baumwollanzug unbehaglich an ihm zu kleben schien.
    »Ja, Señor Barreio?« sagte er. »Ihre fünfzehn Minuten haben begonnen. Was möchten Sie mit mir besprechen?« Die Stimme des belgischen Drogenbosses war leise, geduldig und bestimmt. Barreio wußte bereits, daß Grobe sowohl Englisch als auch Spanisch vorzüglich und ohne die Spur eines Akzents sprach – eine Fertigkeit, die selbst die meisten Diplomaten selten mit solcher Präzision beherrschten.
    »Ich habe ein paar Dinge, von denen ich hoffe, daß Sie sie interessieren werden, Exzellenz«, sagte Barreio. Er holte tief Luft und blähte seine ohnehin schon breite Brust, als er zu einem weiteren niedrigen Tischchen trat und die Ledertasche darauf abstellte. Die Wache witterte Verrat und versteifte sich.
    »Nicht überreagieren, Juan«, befahl Grobe, ohne den Wachmann auch nur anzusehen. »Schauen wir uns einfach an, was unseren Freund, den Polizeichef, bewogen hat, uns zu besuchen.«
    »Jadeskulpturen, Exzellenz«, platzte Barreio heraus, »kostbare Maya-Kunstwerke. Wenn Sie sie erwerben würden, würden sie niemals in irgendwelchen Museen verschwinden, wo sie an die stumpfen Augen der Öffentlichkeit vergeudet werden und ihr wahrer künstlerischer Wert verlorengeht.«
    Barreio öffnete die Tasche und holte die Skulpturen aus Xitaclan heraus. »Statt dessen werden diese Stücke Ihnen zur Verfügung stehen, damit Sie sich ganz allein daran erfreuen können.«
    Auf jeder der aufwendigen Jadeschnitzereien war das vorherrschende Motiv der gefiederten Schlange zu sehen, phantastische Darstellungen von Reptiliengestalten mit aufgestellten Federn, langen Fangzähnen und runden, intelligenten Augen... jene Geschöpfe der Legende, die in lang vergangenen Zeiten von den Maya angebetet worden waren. Grobe beugte sich vor und schob sein hageres Gesicht gegen das Moskitonetz, das seinen Stuhl umgab. Er drückte seine Zigarette aus und ließ die letzte Rauchwolke ausströmen. In dem dichten Rauch nahm Barreio eine scharf-süße, brennende Note wahr, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Marihuana hatte.
    »Und was bringt Sie auf den Gedanken, ich hätte auch nur das geringste Interesse daran, geschmuggelte Antiquitäten zu kaufen, Señor Polizeichef Barreio?« fragte Grobe leise. »Ist das vielleicht ein... ›Lockvogeleinsatz‹, wie die Amerikaner das nennen? Versuchen Sie, mich zu einer illegalen Handlung zu verleiten, um mich auf frischer Tat verhaften zu können?«
    Barreio fuhr entsetzt zurück. »Das wäre der Gipfel der Torheit, Exzellenz!«
    »Ja«, stimmte der Belgier ungerührt zu, »ja, das wäre es.«
Barreio fügte hastig hinzu: »Der Staat Quintana Roo hat eine klare Hierarchie der Macht. Ich kenne meinen Platz in dieser Gesellschaft, Exzellenz, und ich kenne den Ihren. Etwas so Törichtes würde ich niemals versuchen.« Er schluckte. »Wenn ich das hinzufügen darf – wir alle haben gesehen, welche Folgen es hat, wenn man sich mit Ihnen anlegt, Exzellenz. Ich selbst habe die verwüsteten Überreste von Xavier Salidas Villa gesehen. Es ist für

Weitere Kostenlose Bücher