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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruinen
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mißbrauchen.«
Grobe beugte sich vor und schob zum ersten Mal sein schmales, tief gezeichnetes Gesicht aus dem Moskitonetz heraus. Seine braunen Augen bohrten sich in Barreios. »Mit all meinem Geld kann ich zwar Schutzmaßnahmen gegen die Killer rivalisierender Drogenproduzenten ergreifen – aber der Selbstmordanschlag eines religiösen Fanatikers ist eine Bedrohung, gegen die sich nur wenige Leute schützen können.«
Er hüllte sich wieder in seinen Kokon und sah erneut auf die Uhr. »Ihre Zeit ist um, Señor Barreio. Es tut mir leid, daß wir Ihre Wünsche nicht erfüllen konnten.«
Barreio beschloß, keinen weiteren Anlauf zu unternehmen, um sich nicht endgültig zum Bettler zu erniedrigen, packte die Kunstgegenstände wieder in ihre Behälter und verschloß die Ledertasche. Er setzte seine Mütze auf und wandte sich mit hängenden Schultern der Ausgangstür zu.
Doch Grobe war noch nicht fertig. »Warten Sie einen Moment, Señor Barreio!« rief er ihm nach.
Barreio fuhr mit klopfendem Herzen herum – in der unsinnigen Hoffnung, Grobe habe nur mit ihm gespielt, um einen besseren Preis zu erzielen. Die Worte des Belgiers belehrten ihn eines Besseren. »Ich möchte Ihnen etwas anderes anbieten, das für sie von Wert sein könnte. Ich habe kein Interesse an Ihren Relikten, aber ich gebe Ihnen diese Information kostenlos – für den Augenblick. Ich vertraue darauf, daß Sie an mich denken werden... falls sich einmal eine Gelegenheit für Sie ergeben sollte, sich bei mir zu revanchieren.«
»Worum handelt es sich, Exzellenz?«
Der Belgier nahm den Stummel seiner Zigarette aus der Spitze, fischte eine dunkelbraune Schachtel aus seiner Jackentasche und steckte eine neue Zigarette hinein. Er zündete sie an, ließ sie jedoch einige Augenblicke lang unbeachtet schwelen, während er antwortete. »Ich habe aus internationalen Quellen erfahren, daß ein verdeckt operierendes amerikanisches Militärkommando Quintana Roo infiltrieren wird. Es handelt sich um eine Such- und Vernichtungsmission. Die Truppen beabsichtigen, ein Waffenlager oder eine militärische Anlage irgendwo tief im Dschungel ausfindig zu machen. Vielleicht wissen Sie etwas darüber? Vielleicht hat es etwas mit dieser revolutionären Guerillagruppe zu tun, die sich Liberacion Quintana Roo nennt?« Er lächelte dünn. »Da Sie der Polizeichef in dieser Gegend sind, dachte ich mir, daß diese Entwicklung für Sie von Interesse sein dürfte.«
Barreio erstarrte und spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Ein Klumpen Eis schien in seinem Magen zu liegen, während gleichzeitig heißer Zorn durch seine Adern strömte. »Das US-Militär kommt hierher – heimlich? Wie können sie es wagen! Unter welchem Vorwand?«
»Die Kommandoeinheit wird jenseits der Grenze in Belize landen, glaube ich. Ich bin sicher, wenn Sie sich ein wenig umhören, können Sie weitere Einzelheiten in Erfahrung bringen.«
»Danke«, preßte Barreio hervor. »Ich danke Ihnen, Exzellenz.«
Die Jadeskulpturen waren vergessen, und die Ledertasche hing ihm schwer an der gefühllosen Hand, als Barreio dem Wächter zurück nach draußen folgte. Seine Gedanken überschlugen sich bei der Suche nach einer Antwort. Einer Antwort auf die Frage, was das amerikanische Militär entdeckt hatte und was es im Schilde führen mochte – und ob seine eigenen Pläne für einen unabhängigen Staat Quintana Roo in Gefahr waren.

17
    Ruinen von Xitaclan Sonntag, 20.17 Uhr
    Stunden nach den bizarren vulkanischen Erschütterungen war der Erdboden wieder weitgehend zur Ruhe gekommen. Der unerträgliche Schwefelgestank war aus der Luft verschwunden und den schweren Gerüchen des Dschungels gewichen: den Duftstoffen der Blüten, der scharfen Würzigkeit des vermodernden Mulches und den Dämpfen des knisternden Holzes, das von ihrem Lagerfeuer verzehrt wurden.
    Fernando Victorio Aguilar kam mit einer lose über seiner Schulter hängenden Ledertasche lächelnd auf sie zu. »Statt Ihres amerikanischen Dosenfutters habe ich hier eine Köstlichkeit aus der Vorratskammer des Waldes.« Er griff in seine Tasche und holte eine Handvoll kugelförmiger, graugrün gesprenkelter Pilze hervor. Schnell wischte er ein paar Reste von Moos und vermodertem Laub von ihren Schirmen. »Die werden wir uns als Vorspeise grillen – köstliche Pilze, eh? Sie schmecken wie Nüsse, wenn sie gar sind.«
    Mulders Magen knurrte vorfreudig, doch Scully rutschte unbehaglich hin und her. »Sind Sie sicher, daß man die essen kann?«
    Aguilar

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