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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruinen
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Vladimir Rubicon, den der Vorfall
    nicht sonderlich zu beunruhigen schien. »Dieser Gestank ist übel genug, um die halbe Bevölkerung umzubringen.«
    Scully schnupperte vorsichtig und schüttelte den Kopf. »Nein, das ist Schwefel – Schwefeldioxid, glaube ich. Das ist ein vulkanisches Gas.«
    »Vielleicht sollten wir das woanders besprechen«, preßte Mulder hervor.
Sie eilten zurück zur Vorderseite der großen Pyramide. »Meine Knie zittern immer noch.« Scully atmete die etwas neutralere Luft tief ein. »Warten Sie... das sind nicht meine Knie – das ist der Boden. Es hat immer noch nicht aufgehört.«
Mulder sah die Bäume schwanken und den Erdboden sich wölben und aufbäumen. Irgendwo in seinem Hinterkopf verspürte er ein leises Beben, ein Rumpeln im subsonaren Bereich unterhalb der Hörschwelle... und es wurde stärker, als der mysteriöse Vorgang tief unter der Erdoberfläche an Heftigkeit zunahm.
Aguilars handverlesene indianische Führer standen neben den halb errichteten Zelten und tauschten rasche Bemerkungen aus. Ein untersetzter Mann floh in den Wald und rief den anderen etwas zu.
»Was haben die?« fragte Mulder halb beunruhigt, halb scherzend. »Haben die denn noch nie zornige Götter erlebt?«
»Das ist seismische Aktivität«, erklärte Rubicon, dessen Stimme unangebracht analytisch klang. »Aber wie kann es hier Erdbeben und vulkanische Aktivität geben? Die Yucatan-Halbinsel ist ein hohes, stabiles Kalksteinplateau – eine Vulkantätigkeit ist hier geologisch unmöglich.«
Wie um seine Worte zu widerlegen, erzitterte der Boden, als hätte jemand mit einem riesigen Vorschlaghammer darauf geschlagen. Auf der Plaza schoben sich Steinplatten empor. Einige dünne Mahagonibäume neben einem alten Tempel kippten und zogen ihre Wurzeln wie ein schmutzverkrustetes Gewirr von Tentakeln aus dem feuchten Boden. Eine der alten, halbverfallenen Fassaden stürzte vollends ein, wobei die herabstürzenden Steinquader ein gewaltiges Getöse verursachten. An den Seiten der Stufenpyramide lösten sich Ziegel und hüpften in immer schnellerem Rhythmus dem Boden entgegen.
Am Rande der Lichtung gab der Boden dem Druck nach und spaltete sich wie eine frisch verschorfte Wunde – übelriechende Gase bluteten unter der Erdoberfläche hervor. Mulder griff nach Scullys Arm, um sie zu stützen.
»Wir sollten lieber weg von diesen großen Gebäuden!« schrie Scully. »Die stürzenden Trümmer sind zu gefährlich!«
Gemeinsam halfen sie dem alten Archäologen, hinaus auf die Mitte des offenen Platzes zu taumeln, während der Boden unter ihnen immer heftiger schwankte und zitterte. Die tiefer hängenden Zweige der Bäume peitschten die Erde.
Von der Plaza aus konnte Mulder sehen, daß die Zikkurat hin und her schwankte wie ein Chicagoer Wolkenkratzer im Sturm. Er packte Scullys Schultern. »Halten Sie sich fest!«
Doch dann, noch bevor das Beben seinen Höhepunkt erreichte, ließen die Stöße nach und dämpften sich ab zu einer schwachen Vibration, die vielleicht auch nur noch in Mulders überreizten Nerven existierte...
Rubicon strich sich seinen Spitzbart glatt, um seine zitternden Hände mit irgend etwas zu beschäftigen. »Äh, vielleicht irre ich mich auch, was diese seismische Stabilität angeht.«
Mit aschfahlem Gesicht deutete Aguilar auf die eingestürzten Zelte und die ringsum verstreuten Vorräte. Das Lager lag leer und verlassen da. »Sieht aus, als wären wir unsere Helfer erst einmal los...« Mit fahrigen Fingern fummelte er in seiner Westentasche nach Zigarettenpapier und Tabak. »Sie werden morgen wieder da sein, Amigos. Es sind gute Arbeiter. Aber jetzt müssen wir allein unser Abendessen vorbereiten und uns von unserem Abenteuer erholen, eh?« Er zwang sich zu einem meckernden Lachen, das Mulder eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
Rubicon fand einen unbequemen Sitzplatz auf einer der emporgewölbten Steinplatten. Er ließ den Kopf hängen. »Einer der Gründe, warum Cassandra sich für dieses Gebiet interessiert hat, war seine, äh, örtlich sehr begrenzte und ungewöhnliche geologische Instabilität. Ihre erste Liebe war die Geologie, wissen Sie. Mein kleines Mädchen hat schon immer Steine gesammelt und genau untersucht, wie sie beschaffen waren, vulkanisch, metamorph oder sedimentär. Sie hatte eine große Sammlung, kannte alle Steine, hatte sie alle beschriftet.
Dann verlagerten sich Cassandras Interessen darauf, nicht nur nach den Steinen selbst zu graben, sondern auch nach den Dingen, die

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