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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruinen
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trat eifrig näher. »Diese Pilze sind eine einheimische Spezialität, die in vielen traditionellen Gerichten der Maya verwendet wird.«
    Rubicon beugte sich vor und nahm einen der Pilze aus Aguilars Hand, um ihn näher an das Feuer zu halten. Er blinzelte, griff nach seiner Lesebrille und setzte sie sich auf die schweißnasse Nase. »Ja, die habe ich schon einmal gegessen«, nickte er. »Köstlich.« Er spießte den Pilz auf einen Zweig und hielt ihn in die Flammen, um ihn wie ein Marshmallow zu rösten.
    »Wenigstens hat er uns keine Käferlarven angeboten...«, griente Mulder. Allerlei andere Insekten schwirrten um den Lichtkreis des Feuers herum.
    »Ja genau: Larven!« rief Aguilar aus und klatschte in die Hände. »Ich kann losgehen und ein paar Larven suchen – es gibt viele köstliche Arten! Oder wenn Sie Lust auf ein wahres Festmahl haben, könnte ich uns einen Affen schießen.«
    »Nein! Danke.« Scully winkte schaudernd ab.
     
    »Das war doch mal was anderes als Fisch in Annattosamensauce«, meinte Mulder trocken.
    Dunkelheit umgab sie wie eine erstickende Decke. Ihr Lagerfeuer leuchtete wie eine Insel aus Licht und Wärme in der Mitte der Plaza von Xitaclan. Unter anderen Umständen hätte Mulder vielleicht ein entsprechendes Lied angestimmt, von Pfadfinderseligkeit und Cowboyromantik. Doch es paßte nicht. Nicht hier und nicht jetzt.
    Fledermäuse flatterten lautlos durch die Luft und stießen ihre hohen Schreie aus, die jenseits des menschlichen Hörvermögens lagen, wenn Mulder sie auch in seinen Zahnfüllungen spüren konnte. Große Nachtmotten schwärmten in anmutigen Spiralen herum wie blasse Farbtupfen vor der Dunkelheit. Am Rande der Lichtung sahen sie immer wieder, wie sich das Licht in den Augen neugieriger Raubtiere spiegelte.
    Scully zupfte einen der Pilze von ihrem Spieß, betrachtete sein dampfendes Fruchtfleisch von allen Seiten und steckte ihn schließlich in den Mund. Sie kaute und wollte gerade etwas über den Geschmack sagen, als eine Fledermaus direkt vor ihrem Gesicht eine scharfe Kehre flog und eine der großen Motten verschlang. Die Fledermaus sauste davon, bevor Scully auch nur reagieren konnte. Mühsam schluckte sie den Pilz hinunter.
    Als Mulder noch einmal auf die Indios zu sprechen kam, die vor den Erdstößen geflohen waren und sich nun weigerten, näher an die Ruinen heranzukommen, schnaubte Aguilar verächtlich. »Alles abergläubische Feiglinge! Bei denen wiegt die Ehrfurcht vor ihrer Religion schwerer als der gesunde Menschenverstand. Sie behaupten, daß an diesem Ort immer noch die Geister ihrer Vorfahren umgehen, die geopfert wurden, um die Götter zu besänftigen... ganz zu schweigen von den alten Göttern selbst.«
    Rubicon starrte in die Schatten und lauschte dem Summen der Insekten, der Sinfonie der Nachtvögel, dem Tanz von Raubtier und Beute. Ein angespannter, besorgter Ausdruck lag auf seinem schmalen Gesicht. Mulder ahnte, daß der alte Archäologe von Vorstellungen verfolgt wurde, wie seine Tochter allein in diesem Dschungel umherirrte, der voll war von lautlos heranschleichenden Jaguaren und giftigen Schlangen... oder skrupellosen Schatzsuchern.
    Mulder legte den Kopf schief: er hörte, wie sich etwas Großes zwischen den Bäumen regte, und sah die dichten Farne schwanken, als ein unsichtbares Wesen außerhalb des Lichtkreises durch das Unterholz schlich. Die anderen bemerkten nichts davon.
    »Eigentlich hat sich im Laufe eines Jahrhunderts nicht viel verändert«, murmelte Rubicon, der in Gedanken weit weg war. »Wenn ich daran denke, wie Cassandra und ihr Team hier gearbeitet haben, kommen mir die ersten Amateurarchäologen dieser Gegend in den Sinn.«
    Rubicon setzte sich die Lesebrille auf die Nase. Zeit für die Gutenachtgeschichte, dachte Mulder schmunzelnd.
»Zwei der ersten Weißen, die die Maya-Ruinen erforschten, waren Stephens und Catherwood. Sie waren erfahrene Weltreisende, die sich zutrauten, ihren Weg durch jedes noch so rauhe Gelände zu finden... Sie hatten irgendwelche obskuren Bücher gelesen, in denen von großen, versunkenen Städten im Regenwald die Rede war, ›verfallen, verlassen und namenlos‹ – ich glaube, das waren die genauen Worte... ich habe ihre Reisetagebücher gelesen.
Stephens und Catherwood reisten 1839 in den Regenwald von Honduras. Nach einem tagelangen Marsch durch den Dschungel erreichten sie schließlich die Ruinen von Copan, wo sie eingestürzte Gebäude und steinerne Treppen fanden, die von Ranken oder Bäumen

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