Akte X
bahnten sie sich mit einer digitalisierten Karte ihren Weg durch den Regenwald, wobei sie eine Route wählten, die selbst dünn besiedelte Gebiete umging. Der größte Teil des Dschungels wies ohnehin keinerlei Zeichen menschlicher Besiedlung auf, keine Straßen oder Dörfer, noch nicht einmal einsame Hütten... und so war es dem Major am liebsten.
Jakes’ Team mußte ein gutes Tempo vorlegen, um vor Tagesanbruch alle Straßen und besiedelten Küstengebiete hinter sich zu bringen. Ruhepausen konnten sie sich nicht erlauben, wenn sie ihr Ziel – die Quelle des energiereichen verschlüsselten Signals – irgendwann während der folgenden Nacht erreichen wollten. Sie würden ihren Auftrag im Schutz der Dunkelheit erfüllen, und erst wenn die geheime Militärbasis restlos zerstört war, konnten sie sich auf den Rückmarsch machen.
Die schmalen Geländefahrzeuge pflügten sich durch das unwegsame Pflanzengewirr und walzten eine unübersehbare Schneise durch den Wald... doch in dieser Einsamkeit, würde das unbemerkt bleiben. Selbst wenn Major Jakes’ Team entdeckt werden sollte, würden die Soldaten längst wieder verschwunden sein, bevor man Gegenmaßnahmen organisieren und sie aufspüren konnte. Die hochdruckgefüllten, gepanzerten Räder der Geländefahrzeuge planierten das Unterholz; jede Achse hatte einen eigenen Kardanring, um die größtmögliche Flexibilität bei der Bewältigung des Terrains zu gewährleisten.
Die eine Hälfte von Jakes’ Truppe saß in den Fahrzeugen, während die andere rasch hinterher marschierte und dank des frisch freigelegten Pfades Schritt halten konnte. Jede Stunde wurde getauscht, so daß sich die Männer regelmäßig ausruhen konnten und länger frisch blieben. Jakes hatte aus Erfahrung gelernt, daß dies die effektivste Methode war, um sein Team unbemerkt über Land zu bringen – ohne auf bürokratische Genehmigungen oder Passierscheine irgendwelcher ausländischer Behörden angewiesen zu sein. Offiziell gab es diese verdeckte Operation ohnehin nicht... genausowenig wie das geheime Waffenlager oder die versteckte Militärbasis tief im Dschungel von Yucatan.
Major Jakes machte sich keine Gedanken über die Implikationen seines Auftrags. Seine Befehle waren unmißverständlich... keinesfalls simpel, aber zumindest klar umrissen. Er stellte keine Fragen, die sich nicht direkt auf die Mission bezogen, und seine Soldaten wollten noch weniger Einzelheiten wissen als er. Sie folgten ihm blind.
Verstärkt durch die Nachtsichtbrille vor seinen Augen, ließ das grünliche Restlicht die Landschaft fremdartig und surreal erscheinen. Major Jakes konnte damit umgehen. Er und sein Team hatten schon viele andere Einrichtungen infiltriert und zerstört, Einrichtungen, die offiziell gar nicht existierten, und wenn Jakes seine Arbeit erledigt hatte, existierten sie noch nicht einmal mehr inoffiziell.
Der Major hatte seinen Platz im vorderen Geländewagen. Neben ihm saß sein Fahrer, ein Oberleutnant, der sie, so schnell er konnte, durch den Dschungel navigierte. Ein heller Quecksilberscheinwerfer leuchtete das Gelände vor ihnen aus, und der Fahrer suchte den Lichtkegel unablässig nach größeren Hindernissen ab. Bisher war es ihnen gelungen, Umwege zu minimieren und einen beinah optimalen Direktkurs einzuhalten.
»Mach es gleich beim ersten Mal richtig«, hatte sein Vater ihm eingehämmert – und der junge Willis Jakes hatte gelernt, diesem Glaubensbekenntnis zu folgen. Er konnte sich nur wenige Dinge vorstellen, die schlimmer waren, als eine Arbeit im Haus oder eine Schulaufgabe wiederholen zu müssen, während sein Vater im Hintergrund auf und ab schritt, ein strenger, absolut unerbittlicher Aufseher.
»Das Leben kennt kein Pardon«, hatte er seinem Sohn gesagt. »Je früher du das lernst, desto besser.« Willis Jakes hatte unzählige Stunden damit verbracht, reglos in einer Zimmerecke zu stehen und über seine Zeugnisnoten oder Testergebnisse nachzudenken. Er hatte gelernt, sich ganz und gar auf ein Ziel zu konzentrieren... und es beim ersten Mal richtig zu machen.
Der Scheinwerfer fiel auf das Laubwerk des Dschungels, das sich im Windhauch regte, als sei der Wald selbst lebendig. Plötzlich bemerkte Jakes zwei durchdringend leuchtende Münzen, die Augen eines Raubtiers, hoch über ihren Köpfen in den Bäumen.
Schnell schwenkte der Oberleutnant den Scheinwerfer und fing die Bewegung ein: eine geschmeidige, gefleckte Katze sprang von einem Ast zum nächsten. Jakes wußte, daß seine
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