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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruinen
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wie er angeordnet hatte – obwohl die Helfer genau zu wissen schienen, was sie taten, und gar nicht auf Aguilars konkrete Befehle achteten.
    Auf die Neuigkeit vom Tod des Archäologen hatte der langhaarige Führer mit Entsetzen reagiert. »Der alte Mann muß mitten in der Nacht umhergewandert sein«, hatte Aguilar wild gestikulierend erklärt. »Die Kante hier ist sehr schroff... er muß hineingefallen sein, eh?, und es ist ein tiefer Sturz. Madre mia, ich bedaure seinen Unfall.«
    Mulder und Scully hatten sich vielsagende Blicke zugeworfen, doch beide hielten es für besser, der Theorie des Expeditionsleiters nicht zu widersprechen... zumindest noch nicht.
    Mulder erreichte die Oberfläche des reglosen Wassers. Er roch die klamme Luft, die sauren Algen und einen Rest der eingeschlossenen Dämpfe des kurzen vulkanischen Ausbruchs am ersten Abend, als sie in Xitaclan eingetroffen waren. Seine Füße berührten bereits das Wasser.
    Unmittelbar unter ihm schwamm Vladimir Rubicon, dessen durchnäßtes Hemd an seinem knochigen Rücken klebte, so daß man die Schulterblätter herausragen sah. Der Kopf des alten Mannes war in einem seltsamen Winkel verdreht, das Genick offensichtlich gebrochen – doch war es durch den Sturz gebrochen oder durch einen direkten, gewaltsamen Angriff? Rubicons Arme und Beine hingen unsichtbar im tief schwarzen Wasser unter ihm.
    Mulder biß die Zähne zusammen und hielt den Atem an, als die Indios ihn das letzte Stück hinabließen. Er tauchte ins Wasser ein, und seine Kleidung wurde völlig durchnäßt. Die Schulterschlaufe hielt den größten Teil seines Gewichts, während er mit Händen und Füßen auf Rubicons dahintreibenden Körper zu paddelte. Das zweite Seil zog an ihm, als er es spannte.
    »Seien Sie vorsichtig, Mulder«, rief Scully, und er fragte sich, wovor sie ihn warnen wollte.
»Das ist mein vorrangiger Gedanke«, antwortete er gepreßt. Das Wasser fühlte sich dick an, fast wie Gelatine, warm von der Hitze des Dschungels und doch prickelnd auf seiner Haut. Er hoffte, daß der Opferteich nicht mit Blutegeln oder irgendwelchen anderen, noch unangenehmeren tropischen Lebensformen verseucht war.
Er blickte in die Tiefe, wo das Wasser seine Beine und seinen Unterleib verschlang – und er sah nicht das Geringste. Mulder konnte nicht erkennen, was in der Tiefe der Cenote, jenseits der Reichweite des Sonnenlichts, lauern mochte. Fröstelnd dachte er an die alten Geschichten von Lovecraft, in denen uralte Monster aus fernen Welten – gefiederte Schlangen vielleicht? – im finsteren Schleim herumschwammen und darauf warteten, ihre arglosen Opfer zu verschlingen.
Er glaubte, eine Bewegung unter seinen Füßen zu spüren, und riß die Beine hoch. Rubicons Leiche tanzte im Wasser, geschüttelt von irgendeiner unsichtbaren Störung. Mulder schluckte schwer und starrte in die Tiefe, die ihn immer noch schwarz angähnte.
»Nur meine Phantasie«, murmelte er vor sich hin, »das ist nur meine Phantasie.«
Er entknotete das zweite Tau und zog daran, um mehr Spiel zu bekommen. An seinem vollgesogenen Hemd zog er Rubicons schlaffen Körper zu sich heran und schlang das Seilende um seine knochige Brust. Mulder war, als umarme er den Archäologen.
»Leben Sie wohl, Vladimir Rubicon«, flüsterte er, als er den Knoten zuzog. »Jetzt hat Ihre Suche ein Ende.« Er ruckte am Seil und rief dann hinauf: »Okay, zieht ihn rauf!« Seine Stimme hallte von den Wänden des Schachtes wider.
Das Seil surrte, als sich die Indios ins Zeug legten und anzogen. Selbst Aguilar faßte mit an. Knirschend spannte sich das Tau und zerrte Rubicons Leiche aus dem Wasser... mit mühsamem Rucken, als gäbe die Cenote ihre Beute nur widerwillig preis. Mulder blieb allein im Wasser zurück und hoffte, daß die grimmigen Götter Xitaclans keinen Tauschhandel wollten: Rubicons Körper gegen seinen.
Der alte Archäologe stieg auf wie eine durchnäßte Vogelscheuche, während das Wasser von seinen Armen und Beinen auf Mulder herabtropfte. Rubicons kräftige Finger waren zu Krallen gekrümmt, und sein Kopf hing haltlos zur Seite. Sein Spitzbart war zerzaust und voller grüner Algen von der Oberfläche des Brunnens.
Mulder schluckte und wartete wassertretend in der Cenote, während die durchnäßte Leiche höher und höher gezogen wurde. Den Indios schien es äußerst zuwider zu sein, dem Toten so nahe zu kommen.
Mit wachsender Ungeduld sah Mulder, wie sie die Leiche über die Kante des Kalksteinbrunnens schwangen und aufs

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