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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruinen
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wissenschaftlicher Verstand jedoch nahm eine Kolonie phosphoreszierender Algen oder anaerober Mikroorganismen an, die hier in der Tiefe von dem Kalkgestein lebten und ein schwaches, kaltes Licht in ihre Umgebung warfen. Rachgierige Geister, Außerirdische – sie wußte, daß das nicht wahr und wirklich war.
    Sie bemerkte, daß sich ihre Sinkgeschwindigkeit verlangsamte, als sich die Gewichte an ihrem Gürtel dem natürlichen Auftrieb ihres Körpers und des Anzugs anglichen. Sie hing im Wasser wie ein schwebender Anker und spürte den Druck der Tiefe um sich, doch sie bildete sich ein, schwerelos zu sein.
    Scully hantierte an ihrem breiten Gürtel herum und griff nach der Unterwasserlampe. Sie hakte sie aus und befestigte die Kette zur Sicherheit an ihrem Handgelenk. Dann schluckte sie ihr Unbehagen hinunter und schaltete den blendenden Strahl ein, der durch die trübe Brühe schnitt wie ein Schneepflug durch einen Blizzard. Indem sie mit ihren schweren Stiefeln Wasser trat, drehte sie sich langsam und sah... direkt in das Gesicht einer Leiche.
    Ein aufgeblähter Körper hing, keinen Meter von ihr entfernt, im Wasser, die Arme ausgebreitet, die Augen aufgerissen, die Haut zerfetzt und leprös, nachdem kleine Fische daran genagt hatten. Der Mund stand weit offen, und winzige Elritzen schossen zwischen den Kiefern hervor.
    Scully sog scharf die Luft ein. Ein gewaltiger Blasenstrom preßte sich aus den Nähten ihres Anzugs, als sie zurückfuhr. Vor Schreck ließ ihre Hand den schweren Scheinwerfer los, und der Strahl sackte ab und richtete sich in die Tiefe.
    Verzweifelt versuchte sie, die Lampe aufzufangen, bis sie ihren Fehler bemerkte: die Lampe baumelte und blieb schwankend hängen – erst dann fiel ihr ein, daß sie sie an ihrem Handgelenk befestigt hatte.
    Ihr Herz klopfte wild. Scully packte die Lampe und richtete den Strahl wieder auf, um die Wasserleiche genauer zu betrachten.
    Es war ein Mann mit dunklen Haaren, die in verfilzten Strähnen hin und her schwebten. An Schnüren, die um seine Taille geschlungen waren, hingen Steine. Er war getötet und in die Cenote geworfen worden. Erst kürzlich.
    Jetzt spürte sie, wie der heiße Atem der Angst in ihrem Helm pulsierte, obwohl aus dem Wasser, das sie umgab, eine unfaßbare Kälte durch die Haut ihres Anzugs drang.
    Scully schwenkte ihre Lampe wie einen Leuchtturmstrahl durch die schweigende Tiefe der Cenote... und das Licht fing noch andere längliche Silhouetten ein, die wie zertretene Insekten tief unter der Oberfläche schwebten.
Sie hatte das vermißte Archäologenteam gefunden.

24
    Ruinen von Xitaclan Dienstag, 16.16 Uhr
    Die Steinplatten der Plaza waren mit Leichen übersät. Da die Indios sich geweigert hatten, bei der Bergung der Toten aus der Cenote zu helfen, hatten Scully und Mulder viel Zeit gebraucht, um die Archäologen einen nach dem anderen aus dem Schacht zu ziehen.
Noch unten in der Tiefe des Höllenschlundes hatte Scully die Schnüre mit den Steinen durchgeschnitten, und die aufgedunsenen Körper waren langsam hinauf geschwebt.
Mulder, der oben auf der Kante stand und besorgt nach seiner Partnerin Ausschau hielt, gerann das Blut in den Adern, als er eine aufgeblähte Gestalt an die Oberfläche der Cenote kommen sah, dann noch eine... und noch eine, während Scully immer noch weit unten an den dünnen Luftschläuchen hing. Schließlich kam auch sie wieder ans Tageslicht, öffnete das Visier ihres Helms und atmete tief durch.
Während sie die stinkenden Leichen aus dem Wasser nach oben hievten und auf dem Trockenen auslegten, hatte Aguilar mit versteinerter Miene daneben gestanden. Zuvor hatte Mulder darauf geachtet, seine Waffe gut sichtbar bei sich zu tragen, so daß ihm der Führer schließlich widerstrebend geholfen hatte, Scully an den Seilen emporzuziehen.
Keuchend und mit überreizten Nerven hatte sich Scully von dem sperrigen Anzug befreit. Sie fühlte sich verschwitzt und ausgelaugt, doch sie gönnte sich keine Pause, sondern war mit ihren Gedanken bereits beim schwierigsten Teil der Arbeit: sie hatten vier Leichen und jede Menge Fragen.
Aguilar hatte unzusammenhängend gestammelt, als er die graugrüne, verschrumpelte Haut der Leichen anstarrte, die auf dem festgestampften Boden neben der gemauerten Opferplattform lagen. Die verzerrten, halb verwesten Gesichter des Forschungsteams erwiderten seinen Blick aus leeren, anklagenden Augenhöhlen. Seine Halssehnen traten vor, und er rieb sich hektisch die Wangen, als brauche er dringend

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