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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruinen
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immer noch am Leben – und somit vollwertige Opfer.«
Scullys Knie begannen zu schmerzen, und sie stand auf. Sie wischte sich die Hände an den ohnehin schon besudelten Hosen ab. »Vergessen Sie nicht, daß Cassandras Team mit Gewehren angegriffen wurde und nicht mit primitiven Obsidianmessern. Das scheint mir einfach nicht der Stil dieser Indios zu sein.«
»Vielleicht sind sie dabei, ihre Glaubensausübung zu modernisieren.«
Diesmal zog Mulder seine Pistole tatsächlich aus dem Holster und hielt sie schußbereit in der Hand, während er wachsam den Dschungel beobachtete. »Dies ist ihr Hinterhof, Scully, und sie sind verdammt viele. Warum habe ich so das Gefühl, als ob auch wir ein willkommenes Opfer wären... wie ein Truthahn kurz vor Weihnachten?«
Scully trat neben ihn, dichter, als es nötig gewesen wäre. Sie starrten hinaus in die Wildnis, die einzigen menschlichen Wesen in Sichtweite. Selbst mit Mulder an ihrer Seite fühlte sie sich allein. Sehr allein.

25
    Ruinen von Xitaclan Dienstag, 23.17Uhr
    Die Dunkelheit hatte gesiegt, und ihnen blieb nur die Gesellschaft des spät aufgegangenen Mondes und ihres lächerlich kleinen Lagerfeuers. Die undurchdringliche Finsternis des Dschungels schien sie verschlingen zu wollen. Mulder fühlte sich klein und ausgeliefert in dieser unermeßlichen Wildnis.
    Scully starrte in die Flammen und sagte: »Wissen Sie noch, wie ich sagte, Mexiko klänge für mich verlockender als eine Forschungsstation in der Arktis oder eine Hähnchenverarbeitungsfabrik in Arkansas?«
    »Ja.«
»Ich habe meine Meinung geändert.«
    Angesichts der Bedrohung durch den Opferkult der Maya, den verräterischen Aguilar oder wer sonst für die Morde an den Archäologen verantwortlich war, hatten sie beschlossen, während der Nacht abwechselnd Wache zu halten. Doch bislang hatte keiner von ihnen schlafen können.
    Mulder beobachtete die Flammen, blickte zum Mond hinauf und lauschte den Gesängen der Dschungelinsekten. Der Rauch des feuchten, moosbedeckten Holzes kräuselte sich dicht und scharf um seine Nase, eine Erleichterung nach dem alles durchdringenden Gestank der Verwesung, der von den Leichen ausging. Er wiegte seine Neun-Millimeter-Pistole im Schoß, hellwach und mit gespannten Nerven.
    Obwohl die Nacht schon vor Stunden hereingebrochen war, war Scully wieder aus ihrem Zelt gekrochen, um sich neben ihn zu setzen. »Wir könnten etwas Wasser heiß machen«, schlug sie vor, »und Kaffee oder Tee kochen. Das paßt doch zu einer Nacht am Lagerfeuer.«
    Mulder lächelte ihr zu. »Haben wir Kakaopulver dabei, die Sorte mit den kleinen Marshmallows?«
»Ich glaube, das hat Aguilar mitgenommen.«
Mulder starrte hinaus in die umstehenden Bäume und sah das silbrige Muster des Mondlichts. Die Indios waren nicht zurückgekehrt, und Aguilar beunruhigenderweise ebenfalls nicht. Mulder war sich nicht sicher, ob er erleichtert sein sollte oder sich lieber wünschen, daß der verschlagene Mexikaner zurückkommen und ihn und Scully zurück in die Zivilisation führen würde.
So waren ihre einzigen Gefährten im Lager die vagen Umrisse der fünf Leichen, die unweit der Zelte auf dem Boden lagen, bedeckt mit der schmutzigen Persenning, die Mulder aus dem Vorratslager des Teams geholt hatte. Immer wieder wanderte Mulders Blick zu den Gestalten hinüber, unfähig, die Bilder der vier aufgeblähten Wasserleichen und des knochigen Körpers von Vladimir Rubicon abzuschütteln, dessen blaue Augen selbst im Tod noch einen überraschten Ausdruck gehabt hatten.
Er sah zu Scully hinüber. Sie waren beide mit Schweiß und Dreck verschmiert und hatten seit Tagen nicht geduscht. Die Haare klebten ihnen in ungekämmten, verfilzten Strähnen am Kopf... Zusammenhangslos fiel ihm ein, daß er lieber mit ihr hier war als mit irgend jemand sonst auf der Welt.
»Scully«, sagte er mit leiser, ernsthafter Stimme, »ich weiß, daß Sie den... unorthodoxen Erklärungen, die ich oft für die Indizien finde, immer skeptisch gegenüberstehen – aber Sie sind jedesmal zumindest fair zu mir. Sie respektieren meine Meinung, selbst wenn Sie sie nicht teilen.« Er blickte auf seine Hände hinab. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das schon einmal gesagt habe, aber ich weiß das wirklich sehr zu schätzen.«
Sie sah ihn an und lächelte. »Sie haben es mir gesagt, Mulder. Vielleicht nicht in Worten... aber Sie haben es mir gesagt.«
Er schluckte und brachte dann das Thema zur Sprache, dem er bisher aus dem Weg gegangen war. »Ich weiß, Sie

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