Akte X
im Zentrum des Platzes, dessen Wasserfontänen langsam in sich zusammenfielen. Nur die Warnlichter auf den Einsatzfahrzeugen blitzten noch rot und blau im Halbdunkel. Nach einer Weile leuchteten die Scheinwerfer einiger Autos auf. Irgendwo in der Ferne waren Schreie zu hören.
Der Scharfschütze schaltete sein Mikrophon an: »Was, zur Hölle, ist hier los?«
4 Travel Time-Reisebüro
Der plötzliche Stromausfall stürzte den Raum unvermittelt in Dunkelheit. Dr. Hakkie zerrte an seinen Fesseln. Sein Herz hämmerte wie wild.
Durch die Jalousien fiel nur ein schwaches Licht. Nein, dachte Hakkie verzweifelt. Er hörte ein lautes hustendes Knurren, das kaum noch menschlich klang, sah undeutlich den Widerschein des Lichtschimmers auf schweißglänzender Haut. Ein gequältes Stöhnen und dann...
Ein Lichtblitz, ein Knall!
»Nein«, flüsterte Hakkie. Irgend jemand stieß ein Keuchen aus.
Drei weitere Blitze leuchteten auf, drei Schüsse ertönten.
Die Schüsse erfolgten so schnell hintereinander, daß die Mündungsflamme einen stroboskopartigen Effekt erzeugte. Bei jedem Lichtblitz konnte Hakkie Duane Barry erkennen, der wie erstarrt dastand, die Pistole in der ausgestreckten Hand. Es war verblüffend, wie viele Informationen das menschliche Gehirn in einem Sekundenbruchteil aufnehmen und verarbeiten konnte.
Hakkie sah Duanes Gesicht, den zu einem stummen Schrei aufgerissenen Mund, das Glitzern seiner Zähne, die geweiteten Augen, blind vor Entsetzen.
Stille. Dr. Hakkie saß reglos da. Er versuchte voller Furcht, etwas zu spüren, zerfetztes oder durchbohrtes Fleisch, die Vorboten seines Todes.
»Ahrrrg«, knurrte Duane Barry kehlig. »Ahrrrg...«
5 Scharfschützenstellung über dem Halliday Square
Der Scharfschütze hatte schon den einen oder anderen Schußwechsel im Dienst erlebt, und so wußte er genau, was er da gerade hörte.
Adrenalin durchflutete seinen Körper. Er schob sich vor und starrte wie gebannt zu dem Fenster des Reisebüros hinüber, entdeckte das helle Mündungsfeuer hinter den heruntergelassenen Jalousien. Er dachte an die Geiseln hinter diesem Fenster und schickte ein stummes Stoßgebet zum Himmel.
6 Einsatzquartier des FBI-Geiselbefreiungskommandos
Als das Licht erlosch, drehten sich alle Köpfe wie auf Kommando zu den Vorderfenstern hin, hinter denen lediglich das Streulicht der Einsatz- und Rettungsfahrzeuge zu sehen war. Trotzdem zog es die Blicke der Menschen magisch an.
Dann brach ein Gewirr aus lauten Stimmen los, das das dumpfe Trampeln von Füßen und das schabende Geräusch beiseite geschobener Möbelstücke übertönte. Kazdin und Mulder wurden von den Leibern der anderen mitgerissen. Die Agentin fingerte an ihrem Kopfhörer herum.
Von den anderen drängenden Körpern wurde sie direkt neben Agent Steve Brem gedrückt, den Commander der taktischen Einheit. Brem stand gebückt vor dem Fenster, einen Kopfhörer mit einer Hand gegen das Ohr gedrückt, während er in sein Mikrophon bellte: »Taktische Einheit! Was veranstaltet ihr da draußen, Leute?«
Die Antwort erfolgte praktisch ohne Verzögerung, verstärkt durch die Lautsprecher, die durch ihre eigene Notstromversorgung gespeist wurden.
»Nichts, Sir! Wir machen hier überhaupt nichts, Sir!«
Die Notstromgeneratoren des Gebäudes waren noch nicht angesprungen, und in der provisorischen Einsatzzentrale herrschte Dunkelheit. Mulder fand, daß Brem angesichts der Situation bewundernswert beherrscht wirkte. In seinem Kopf dagegen überschlugen sich die Gedanken, als er sich dichter an die Glasscheibe heranschob und zu erkennen versuchte, was dort draußen geschah.
Der erste weiße Lichtbogen ließ ihn blinzeln, der zweite geblendet zurückzucken. Das Licht wurde langsam greller, zeichnete die Umrisse der FBI-Agenten vor dem gleißenden Hintergrund in scharfen Konturen nach. Einen Moment lang standen alle wie erstarrt da und schirmten ihre Gesichter so gut wie möglich gegen die unnatürliche Helligkeit ab. Dann wurde das Licht allmählich schwächer, und gleichzeitig sprangen die Reservegeneratoren an. Die Notbeleuchtung an der Decke flackerte schwach und unregelmäßig auf.
Plötzlich fielen Schüsse, unvermittelt und laut. Dadurch wurde eine zweite Welle hektischer Aktivität unter den verwirrten Agenten ausgelöst. Reflexartig warfen sie sich auf den Boden. Mulder prallte unglücklich mit dem rechten Ellbogen auf, spürte die Schmerzen wie einen Blitzstrahl durch seinen Arm und die Hand schießen. Er
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