Akte X
blechernen Stimme seines Commanders.
»Fünf«, sagte Hallsey in das Mikrophon. »Ich habe fünf Schüsse gezählt.« Er hielt das kleine Funkgerät dicht an sein Ohr.
»Was haben Sie gesagt?« quäckte die Stimme des Commanders aus dem Lautsprecher. » Es wurden fünf Schüsse abgefeuert.«
»Okay.«
Weitere Stimmen klangen aus dem Funkgerät. Offensichtlich waren die FBI-Jungs alle auf dieselbe Frequenz geschaltet worden. »Vier Schüsse«, ertönte eine Stimme. »Ich habe sechs Schüsse gezählt«, meinte eine andere kurz darauf.
Na klar, dachte Officer Steve Hallsey. Vier, fünf, sechs Schüsse. Welchen Unterschied macht das schon? Auf jeden Fall eine ganze Salve.
Plötzlich erschienen ihm die bezahlten Überstunden gar nicht mehr so erstrebenswert, auf einmal sehnte er sich nur noch danach, nach Hause gehen zu dürfen. Und wenn er in den Nachrichten nicht zu sehen sein würde, war das in Ordnung für ihn. Es gab heutzutage einfach zu viele häßliche und fatale Möglichkeiten, ins Fernsehen zu kommen, und in diesem Moment ging ihm jede einzelne davon durch den Kopf.
8 Einsatzquartier des FBI-Geiselbefreiungskommandos
Mulder zog sich hoch und kam wieder auf die Füße. Die Notbeleuchtung war mittlerweile etwas heller geworden, aber immer noch nicht hell genug. Die Luft war zum Schneiden dick und machte das Atmen schwer. Mulder arbeitete sich zu Agent Brem vor, der noch immer den Kopfhörer gegen ein Ohr gepreßt hielt.
»Es wurden vier bis sechs Schüsse abgefeuert!« rief der Commander.
Im Einsatzraum herrschte hektisches Durcheinander. Agenten griffen nach Tischtelefonen, Handies und Funkgeräten, um an das zu gelangen, was sie jetzt am dringendsten benötigten: Informationen. Erregtes Stimmengewirr umgab Mulder, als er jetzt auf Agent Rieh zusteuerte.
Rieh sah ihn nicht kommen. Er stand wild gestikulierend da und rief in den allgemeinen Lärm hinein: »Die Leitung zum Reisebüro ist zusammengebrochen.«
Großartig, dachte Mulder. Das hat uns gerade noch gefehlt. Er entdeckte, daß seine Anzugjacke zusammengeknüllt auf dem Boden lag, bückte sich, zog sein eigenes Handy aus der Innentasche und klappte es auf, während er zu Rieh hinüberging, der hilflos auf seine jetzt nutzlose Telefonanlage hinabstarrte.
»Wie lautet die Nummer des Reisebüros?« fragte Mulder schroff.
Rieh fuhr herum, als überrasche es ihn, Mulder hier zu sehen. »Was...? Ähhh... 555-2804.«
Mulder nickte knapp und tippte die Nummer ein. Er hatte das Telefon gerade zum Ohr geführt, als Agent Kazdin auftauchte. Sie wirkte bestürzt.
»Eine Umspannstation ist durchgebrannt«, sagte sie. »Wir haben im ganzen Straßenblock Stromausfall.«
In ihren Augen lag eine stumme Frage, aber Mulder hatte keine Zeit, ihr zu antworten, denn am anderen Ende der Leitung wurde abgehoben. Eine scheinbar endlose Sekunde lang herrschte Stille. »Duane?« fragte Mulder behutsam.
9 Travel Time-Reisebüro
Übelkeit wütete in Duane Barrys Eingeweiden. Einen Moment lang glaubte er, sich übergeben zu müssen. Irgendwie lief alles schief. Die Geschichte seines gesamten verdammten Lebens. Ständig war einfach alles schiefgegangen.
Vor Schock wie betäubt sah er sich im Reisebüro um und nahm die Szenerie in sich auf, die sich ihm im gedämpften Licht der Notbeleuchtung darbot. Dr. Hakkie lag in seinem halb umgekippten Stuhl, die gefesselten Arme in einem seltsamen Winkel von sich gestreckt, und schluchzte leise. Duane starrte ihn ungläubig an. Der allmächtige Dr. Hakkie mit seinem verdammten struppigen Bart und der unnahbaren überheblichen Art. Dr. Hakkie, der Mann mit der Spritze, die den Verstand eines Menschen wie eine Bombe in eine Welt aus Dunkelheit schleuderte. Dr. Hakkie, den er angefleht und angebettelt hatte. Und jetzt weinte dieser Dr. Hakkie hemmungslos wie ein kleines Kind. Tränen quollen unter seinen geschlossenen Lidern hervor und rannen seine Wangen hinab.
Hinter Duane erklang ein erstickter Schrei. Er drehte sich langsam um. Gwen starrte ihn aus wilden und gleichzeitig verängstigten Augen an. Sie hatte sich über den Manager des Reisebüros gebeugt. Kimberly saß reglos wie eine steinerne Statue auf demselben Fleck wie zuvor. Ihr Gesicht wirkte leblos und grau. Ihre Finger schlössen und öffneten sich mit jedem stockenden Atemzug.
Duane stand so dicht neben dem Telefon, daß er zusammenfuhr, als es klingelte. Seine Hand, in der er die Pistole hielt, zuckte in die Höhe. Gwen erschauderte.
Wie hatte es nur
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