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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seilbahn zu den Sternen
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bewußt, daß Brem die ganze Zeit über nicht die kleinste Spur irgendeines Gefühls gezeigt hatte. Genausogut hätte er einen Vortrag in der Akademie halten können. Lucy Kazdin kam herüber, nun wieder völlig beherrscht und sachlich. »Sind Sie sich ganz sicher, daß Sie das auch wirklich tun wollen?« fragte sie ernst.
    »Ja«, entgegnete Mulder ohne zu zögern. Wer sollte es denn sonst tun? fügte er in Gedanken hinzu. Ihr habt ja nicht die leiseste Ahnung, womit ihr es hier zu tun habt. Im Gegensatz zu mir. Zumindest hoffe ich das...
    Kazdin nickte und lächelte flüchtig. »In Ordnung, hier entlang.« Sie führte ihn in den vorderen Bereich des Raumes, wo ein anderer Mann, der eine ähnliche Uniform wie Mulder anhatte, geduldig wartete. Er trug einen großen schwarzen Notarztkoffer in der Hand, der offensichtlich ziemlich schwer war.
    »Ihre Aufgabe ist es, die verwundete Geisel medizinisch zu versorgen«, erklärte Kazdin. »Alles andere ist zweitrangig. Sie gehen rein und wieder raus. Riskieren Sie nicht Ihr Leben. Und was auch immer Sie glauben...«
    Mulder hatte diese Art Ermahnungen mindestens schon ein dutzendmal gehört. Er beendete den Satz für Kazdin, ohne zu bemerken, daß er etwas zu laut sprach. »... gehen Sie nicht auf seine Wahnvorstellungen ein. Sie können nicht mit ihm verhandeln, wenn er denkt, daß Sie ihm glauben.«
    Diesmal wirkte Kazdins Lächeln aufrichtiger. Die Belohnung für eine gut gelernte Lektion. »Richtig.« Sie deutete auf den Mann mit dem Notarztkoffer. »Das ist Agent Janus.«
     
    Janus war kleiner und stämmiger als Mulder und sah sehr jung aus. Sein dunkles Gesicht wirkte ernst und konzentriert. Er nickte Mulder zu, ohne zu lächeln.
    »Agent Janus ist ausgebildeter Sanitäter und wird sich um die verletzte Geisel kümmern«, fuhr Kazdin fort. »Sie verwickeln Duane Barry in der Zwischenzeit in ein Gespräch.« Sie legte eine kurze Pause ein. »Wie ich schon sagte, solange er redet, erschießt er niemanden. Das gilt auch für Sie.«
    Mulder nickte. Selbst für jemanden wie ihn, der so wenig Erfahrungen im Verhandeln mit Geiselnehmern hatte, schien dies ein vernünftiger Rat zu sein. Andererseits hatte Kazdin es nicht für nötig gehalten, zu erwähnen, daß Duane Barry ein ehemaliger FBI-Agent war, bevor sie Mulder mit ihm hatte telefonieren lassen.
    Kazdin musterte ihn ein letztes Mal von Kopf bis Fuß, drehte sich um und verschwand. Es war soweit. Mulder atmete tief durch, straffte die Schultern und ging zur Tür. Agent Janus schloß sich ihm an.
    Als Mulder gerade die Türklinke herunterdrücken wollte, fühlte er eine Hand auf seinem Oberarm. Brem schob sich dicht an ihn heran. »Ich habe dort draußen drei Scharfschützen postiert«, zischte er leise. »Wenn Sie Barry irgendwie in die Nähe der Tür bekommen können... dann brauchen wir nur einen einzigen Schuß.« Er hob die Hand und tippte Mulder leicht gegen den Schädelansatz direkt oberhalb des Nackens. »In die Medulla oblongata...«
    Agent Brem schaute ihm direkt in die Augen und hob fragend die Brauen. Mulder nickte.
    In die Medulla oblongata schießen, dachte er. Das klingt natürlich sehr viel besser, als ihm den Schädel wegpusten. Er spürte einen kühlen Luftzug genau über die Stelle seines Hinterkopfs streichen, die Brem berührt hatte. Ihm lief ein kalter Schauder über den Rücken. Als er weitergehen wollte, sah er, daß Janus ihm die Tür aufhielt.
    Janus, dachte er. Der römische Gott der Schwellen und des Weges. Der Gott mit den zwei Gesichtern...
     
    Wie auch immer, auf geht's.

11 Halliday Square
    Die Nachtluft war kühl und trug den Geruch eines fernen Flusses und der Bäume mit sich, die den Platz umgaben. Ein Windstoß fuhr Mulder über die Wangen und um die Nase, vertrieb die Anspannung und spülte die düsteren Gedanken aus seinem Schädel.
    Wie auf ein unhörbares Kommando hin blieben Janus und er einen Moment lang stehen und wechselten einen kurzen Blick, bevor sie sich, immer noch schweigend, wieder in Bewegung setzten und mit schnellen Schritten auf das Reisebüro auf der anderen Seite des Platzes zumarschierten.
    Mulders Augen stellten sich schnell auf die veränderten Lichtverhältnisse ein. Er blickte sich hastig um und versuchte, ein Gefühl für die Situation auf dem Platz zu bekommen. Während seiner überstürzten Ankunft hatte er kaum darauf geachtet.
    Der Wind trieb ihm das leise Raunen vieler Stimmen aus der Dunkelheit zu. Undeutliche Schemen säumten den Platz. Viele trugen

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