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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unsere kleine Stadt
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abgenutzt und fransig, als wären sie schon seit einer langen Zeit in Gebrauch.
„Aber ich war zu schnell für sie... Ich war zu schnell...“
Mit einer Mischung aus Faszination und innerlicher Abwehr betrachtete Scully die bizarre Szene.
„Ich war zu schnell“, wiederholte der Mann und brach unvermittelt in ein heiseres Kichern aus. Dann kamen seine wildrotierenden Augen für einen Moment zur Ruhe und starrten direkt in die Kamera, direkt in Scullys Gesicht.
„Lasst euch nicht von ihnen erwischen. Ihr dürft euch nicht von ihnen töten lassen“, flüsterte er. Der Zoom fuhr wieder näher heran, und das Gesicht des Mannes füllte erneut den Bildschirm. Scully konnte sich des unheimlichen Gefühls nicht erwehren, dass dieser Mann über all die Jahre hinweg direkt mit ihr sprechen würde, während seine Stimme zu einem unmenschlichen Schrei anschwoll.
„Ihr dürft nicht zulassen, dass sie euch töten. Sonst kommt ihr nicht in den Himmel, hört ihr mich? Ihr werdet nie... Ihr werdet nie in den Himmel kommen!“
Mulder beugte sich vor und drückte auf eine Taste des Videorekorders. Das Band stoppte genau in dem Augenblick, als sich das Gesicht des Mannes zu einem grotesken Ausdruck verzogen hatte, irgendwo zwischen einem spöttischen Grinsen und einer gepeinigten Grimasse.
„Sein Name war Creighton Jones“, erläuterte Mulder leise. „Am 17. Mai 1961 fuhr er an den Straßenrand, um ein kleines Nickerchen zu machen. Drei Tage später wurde er gefunden. Irgend etwas hatte ihn so durcheinandergebracht, dass er eingeliefert werden musste.“
Mulder schaltete Fernseher und Videogerät aus. Der Bildschirm flackerte kurz auf, ehe er sich vollends verdunkelte. Dann wandte sich Mulder zu seiner Partnerin um.
„Die Staatspolizei hat seinen Wagen an der I-10 gefunden, mitten in Dudley, Arkansas.“ Mit einem schwachen Lächeln fügte er hinzu: „Der Heimat von Chaco Chicken.“
Scully schwieg. Es konnte sich um einen schlichten Zufall handeln. Es konnte durchaus eine vernünftige Erklärung für alles geben - aller Wahrscheinlichkeit nach würde es eine vernünftige Erklärung geben.
Doch sie musste sich eingestehen, dass sie nun verstand, warum sich Mulder für diesen Fall interessierte.

3
    Auf dem Flug nach Arkansas vertiefte sich Mulder in die Lektüre des zweibändigen Werkes Folklore and Legends of the Ozark Mountain People, einer Abhandlung über die Gebräuche der Bewohner des stark bewaldeten Berglands um Dudley. Als er den ersten Band zur Seite legte, um sich dem zweiten zuzuwenden, stieg von dem schweren alten Buch eine kleine Staubwolke auf und wehte zu Scully hinüber, die es sich auf dem Platz neben ihm bequem gemacht hatte.
    Mulder hatte ihr angeboten, ebenfalls in den Büchern zu lesen, doch sie zog es vor, sich die Reisezeit mit dem Bordmagazin der Fluglinie zu vertreiben. Sie würde noch genug Zeit haben, um herauszufinden, was für ein Menschenschlag in Dudley lebte - ganz einfach, indem sie mit den Leuten sprach. Sie wollte nicht, dass ihr Eindruck von den Menschen durch Vorurteile über ihren Glauben und Aberglauben beeinflusst wurde. Das war Mulders Ressort. Ihre Aufgabe war es, objektiv zu bleiben.
    Sie landeten auf dem überaus unmodernen Stadtflughafen von Fayetteville, Arkansas. Sie nahmen ihr Gepäck entgegen, begaben sich zum Mietwagenschalter, und schon nach wenigen Minuten waren sie auf der I-10 unterwegs Richtung Dudley.
    Nach etwa zwanzig Minuten deutete Mulder, der das Gelände neben der Straße im Auge behalten hatte, auf ein freies Feld hinaus. „Dort ist es.“
    Scully saß am Steuer und warf einen Blick in die Richtung, in die Mulder zeigte. Sogar von der Straße aus war die Brandstelle, ein fast vollkommener schwarzer Kreis mitten auf der grünen Fläche, klar zu erkennen.
    An der nächsten Ausfahrt verließ Scully den Highway und folgte der schmalen Landstraße zurück zu dem Feld. Gegenüber der verbrannten Stelle parkte sie den Wagen am Straßenrand.
    Die beiden Agenten verließen den Wagen und gingen auf ihr schwarzes Ziel zu. Obwohl die Sonne zwischen den vielen kleinen Wölkchen ihren Weg zur Erde fand, war es empfindlich kalt. Scully war dankbar, dass sie ihren warmen Kamelhaarmantel trug. Mulders leichter Mantel dagegen flatterte im kühlen Wind, und Scully musste sich ein Grinsen verkneifen, als sie sah, wie er seinen Kragen zuhielt. Immerhin hatte sie ihn davor gewarnt, dass es kalt werden würde.
    Sie liefen über das Feld, bis sie die Stelle erreichten, an der die

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