Akte X
saftigen grünen Pflanzen verbrannter schwarzer Erde gewichen war.
Sofort bemerkte Scully den Aschehaufen und die verkohlten Überreste, die eindeutig auf ein Holzfeuer hindeuteten. Entgegen der Theorie ihres Partners war sie davon überzeugt, dass dieses Feuer von Menschen entfacht worden war.
Mit Bedauern stellte Scully fest, dass sogar in dieser Entfernung vom Highway noch eine Menge Müll zu finden war. Ein altes Taschentuch, das an den verkohlten Überresten einer Distel inmitten des Brandherdes hängengeblieben war, flatterte kläglich im Wind. Mulder bückte sich und hob eine rußgeschwärzte Kunststoffgabel auf, die sich in der Hitze des Feuers zu einer verdrehten Klaue verformt hatte.
Ein Schatten auf der anderen Seite der verkohlten Fläche erregte Scullys Aufmerksamkeit, und sie lief quer durch die Asche, um ihn genauer in Augenschein zu nehmen.
Es war ein Ast, der direkt auf der Grenze zwischen der verbrannten Erde und dem lebendigen Gras in den Boden geschlagen worden war. Drei Austriebe streckten sich wie flehende Arme gen Himmel. Scully hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte - aber sie wusste, wer es ihr sagen konnte.
„Mulder...?“
Ihr Partner, der noch immer in der Asche nahe dem Mittelpunkt des schwarzen Kreises herumstocherte, wandte sich um und schaute einige Sekunden zu Scully hinüber, ehe er sich zu ihr gesellte.
„Was ist das?“
„Das ist ein Hexenpflock. Er soll böse Geister fernhalten.“
„Kann ich Ihnen helfen?“ fragte eine freundliche Stimme hinter ihnen.
Mulder und Scully fuhren herum.
Über das Feld kam ein uniformierter Mann auf sie zu. Als er nah genug war, erkannten sie, dass er einen Sheriffstern an seiner pelzbesetzten Jacke trug. Er war um die vierzig und hatte ein jungenhaftes, offenes Gesicht, das ihnen freundlich entgegenblickte.
Außerdem schien er aufrichtig daran interessiert zu sein, ihnen zu helfen. Er winkte ihnen schüchtern zu und grüßte mit einem ruckartigen Kopfnicken. „Hi, ich bin Sheriff Arens.“ Mit dem Daumen deutete er auf den Highway. „Ich habe gesehen, wie Sie die Abfahrt heruntergekommen sind.“
Die beiden Agenten gingen ihm entgegen. „Ich bin Special Agent Mulder...“ stellte sich Mulder vor und reichte dem Sheriff die Hand, die jener mit einem warmen Lächeln zu einem kurzen, wohlwollenden Händedruck ergriff. „... und das ist Agent Scully.“
Auch ihr schenkte der Sheriff ein ungezwungenes Lächeln und schüttelte ihre Hand. Scully erwiderte seinen Blick und stellte fest, wie sehr sie diese Art einfacher Herzlichkeit manchmal vermisste.
In der Zwischenzeit hatte Mulder seinen Ausweis aus der Manteltasche geholt. „Wir sind vom FBI“, sagte er, während er die schwarze Lederbörse aufklappte und dem Sheriff entgegenstreckte.
Arens beugte sich vor, um den Ausweis gründlich in Augenschein zu nehmen.
„Offensichtlich“, meinte er schließlich zustimmend und richtete sich wieder auf. „Leute wie Sie bekommen wir hier draußen selten zu sehen. Was kann ich für Sie tun?“
„Wir ermitteln im Fall des vermissten George Kearns“, erklärte Scully.
Überrascht zog der Sheriff die Augenbrauen hoch, doch dann nickte er zuvorkommend. „Also, ich bin Ihnen gerne behilflich, ich weiß nur nicht, ob es da viel zu ermitteln gibt.“
„Da bin ich anderer Meinung“, unterbrach ihn Mulder in einem etwas zu scharfen Ton, wie Scully fand. „Wir könnten zum Beispiel mit seinem Verschwinden anfangen.“
Glücklicherweise schien der Sheriff keinen Anstoß an Mulders Tonfall zu nehmen, denn er nickte erneut und mit nachdrücklicher Zustimmung. „Sicher...“ Er hielt inne und fügte dann hinzu: „Es gibt nur keinen Hinweis auf eine kriminelle Handlung, und da wir keine Leiche gefunden haben, haben wir lediglich einen Bericht über eine Vermisstensache angefertigt.“
Der Sheriff hatte präzise den Kern von Scullys eigenen Gedanken zu diesem Fall getroffen, und Scully blickte zu Mulder, um seine Reaktion zu beobachten. Es wäre schade, wenn sie nun einfach umdrehen und nach Washington zurückkehren würden - der Gedanke, für einige Tage die Gastfreundschaft einer Kleinstadt zu genießen, erschien Scully recht verlockend.
Offensichtlich dachte Mulder nicht im Traum daran, die Gegend wieder zu verlassen. Statt dessen schien er auf einer gänzlich anderen Wellenlänge zu sein. Er drehte sich um und deutete auf den Ast, der am Rand der Aschefläche im Boden steckte.
„Warum haben Sie in ihrem Bericht nicht den Hexenpflock
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