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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Parasit
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Zustand von Herz und Lungen ist zufriedenstellend", sagte sie ins Mikrofon. „Es gibt keine Anzeichen für eine krankheitsbedingte Veränderung an den Organen. Ich stelle fest, daß das Opfer ein junger Erwachsener war, möglicherweise nicht viel älter als 20 Jahre."
Scully tastete die Leber ab. Vorsichtig drückte sie auf das ehemals dunkelrote Organ - etwa so, als würde sie auf einen Pfirsich drücken, um seinen Reifegrad zu testen.
„An der Leber sind leichte Verhärtungen festzustellen", berichtete sie. „Möglicherweise die Folge von übermäßigem Alkoholkonsum. Davon abgesehen ist im Körper nichts zu finden, das auf die Todesursache hinweist."
Erneut griff Scully nach ihrem Skalpell und machte einen weiteren, gekonnten Schnitt.
Hinter der Schutzbrille weiteten sich ihre Augen.
„Oh, mein Gott!" stöhnte sie und vergaß für einen Augenblick, daß der Recorder noch lief.
Aus der Schnittfläche wand sich ein Ding hervor. Es sah aus . .. wie ein Kopf. Ein flacher, weißer, schleimiger Kopf. Ein Kopf mit einer runden Mundöffnung.
Scully konnte ihren Blick nicht abwenden. Doch ihre Hände bewegten sich, als würden sie diese Untersuchung täglich machen.
Sie ließ ihr Skalpell fallen, tastete nach einer Pinzette und packte zu - bevor das. .. Ding wieder dorthin verschwinden konnte, woher es gekommen war.
Langsam und vorsichtig zog Scully an. Zentimeter für Zentimeter förderte sie einen glitschigen, blassen Wurm zutage.
Das ist aber kein Wurm, den man zum Angeln benutzt, dachte sie unfreiwillig und starrte auf das etwa dreißig Zentimeter lange Geschöpf, das sich unter ihrem Griff hin und her ringelte.
Sie fragte sich, was Mulder wohl dazu sagen würde.
Doch eines war jetzt mehr als sicher: Dieser Fall war keine Routine mehr.
    7
    „Weißt du, was ich den Leuten erzähle, wenn sie mich nach meinem Beruf fragen?" wollte Craig Jackson von seinem Kollegen Pete Helms wissen. Sie standen an einer Kanalisationsöffnung mitten auf einer Straße in Newark.
    „Was denn, daß du Kanalarbeiter bist?" sagte
    Pete und blinzelte in das dunkle Loch hinunter. „Nein, Mann", erwiderte Craig. „Ich sage ihnen,
daß ich der Stadtarzt bin."
„Wie biste denn da drauf gekommen?"
„Ich meine, die Stadt wäre doch wirklich am
Ende, wenn sich niemand drum kümmern würde,
daß der ganze Dreck weggeschafft wird... Sie
würde krank werden und sterben."
„Wenn du es sagst. .." Pete zuckte die Achseln. „Und den ganzen Dreck kann man nur durch die
Kanalisation loswerden, richtig?" fuhr Craig wichtigtuerisch fort.
„Ja, sicher. Wenn du meinst", brummte Pete, dem
Craigs Gerede auf die Nerven ging. Er hatte gar
nicht richtig zugehört. Außerdem verspürte er
wenig Lust, mit der Arbeit anzufangen.
„Also, wir sind diejenigen, die dafür sorgen, daß
in der Kanalisation alles in Ordnung ist, oder etwa nicht? Wenn wir in dieses Loch hier runtersteigen, dann ist das genau so, als würde ein Arzt in einen
Körper steigen und ihn untersuchen."
„In Ordnung, Dr. Kildare", stichelte Pete, dem
nun endgültig der Geduldsfaden riß. „Du meinst,
wir sollten uns gründlich die Hände waschen, bevor
wir heute mit der Arbeit anfangen? Und vielleicht
sollten wir auch solche Dinger anziehen, solche
Gummihandschuhe? Schließlich dürfen wir ja keine
Bazillen nach da unten tragen."
„Das Problem mit dir ist, daß du keine Phantasie
hast", erwiderte Craig gekränkt und stieg die Leiter
hinunter. Pete und er trugen die typische Uniform
der Kanalarbeiter: weiße Schutzhelme, leuchtend
orangefarbene T-Shirts, wasserfeste Überhosen und
schwere Arbeitsstiefel.
„Und das Schlimme an dir ist, daß du dir zu
viele Gedanken machst", gab Pete zurück, während
sie langsam den hölzernen Steg entlanggingen, der
durch das tunnelartige Rohr führte. Beide leuchteten mit ihren starken Taschenlampen auf die träg
dahinströmende Masse vor ihnen. „Je weniger man
über diesen Job nachdenkt, desto besser. Ich zum
Beispiel denke lieber über meinen Ruhestand
nach. Dann gehe ich irgendwo hin, wo nicht so
viele Menschen sind. Wo sich niemand darüber
Gedanken machen muß, wie er seinen Unrat loswird - falls es so einen Ort überhaupt noch irgendwo gibt.. ."
„Oh-oh!" fiel ihm Craig ins Wort. „Das sieht
nach Ärger aus."
Das Licht seiner Taschenlampe beleuchtete ein
Drahtgitter, das das Wasser filterte, bevor es ins
Meer geleitet wurde.
Ein Baumstamm hatte sich in dem Gitter verkeilt.
„Das muß gestern bei dem Gewitter passiert
sein", vermutete Craig.

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