Al Wheeler und das Callgirl
faszinierte mich, und meine Finger begannen
unwillkürlich zu zucken, aber sie war im Wohnzimmer verschwunden. Ich wartete
und grübelte noch über die beiden vielversprechenden rhythmisch wippenden
Halbkugeln nach, als sich die Tür wieder öffnete und Moira Arthur den Kopf
heraussteckte.
»Bitte kommen Sie herein,
Lieutenant .«
Ich ging an ihr vorbei ins
Zimmer, und sie schloß die Tür wieder; sie selbst blieb im Zimmer.
Der Mann, der in der Mitte des
Raumes auf dem Teppich stand, war der Typ des Generaldirektors par excellence,
angefangen von dem Schopf dichten, grauen Haars bis zu den Sohlen seiner
maßgefertigten und wahrscheinlich importierten Schuhe. Auf seiner Oberlippe
hatte er ein adrettes graues Bärtchen, und sein Gesicht war von fast lederartig
wirkender Sonnenbräune überzogen. Sein Anzug entsprach in der Qualität dem, den
Kingsley am Morgen getragen hatte, und seine Krawatte war ein Meisterwerk
guten, konservativen handwerklichen Könnens.
»Ich bin James Strachan«, sagte
er in forschem Ton. »Was kann ich für Sie tun, Lieutenant ?«
»Es handelt sich um eine strikt
vertrauliche Angelegenheit«, sagte ich und warf einen Seitenblick auf die
Dunkelhaarige.
»Miß Arthur ist meine
juristische Beraterin. Es gibt nichts, was Sie nicht auch vor ihr äußern
könnten .«
»Sie haben soeben den
Lieutenant in Verlegenheit gebracht, James«, sagte Moira Arthur amüsiert. »Er
hat mich bereits als Ihre Privatsekretärin eingestuft, die auf einer
Geschäftsreise in eine ferne Stadt Schreibtisch und Bett mit Ihnen teilt .«
»So was wäre mir nicht im Traum
eingefallen«, log ich mit wenig Überzeugungskraft. »Sie haben wirklich ganz
falsche Vorstellungen von mir .«
»Welche wären dann die
richtigen ?« fragte sie verschmitzt.
»Nun ja...« Ich zögerte,
während ich krampfhaft nach einer passenden Antwort suchte, aber Strachan
sprang in die Bresche.
»Bevor Sie beide vollends abschweifen«,
bemerkte er bissig, »würden Sie mir vielleicht freundlicherweise erklären,
weshalb Sie hier sind, Lieutenant ?«
Das dauerte eine Weile, weil
ich alles, angefangen von der Entdeckung der Toten bis zu den Unterhaltungen
mit Kingsley und Cordain, berichten mußte. Als ich geendet hatte, sah Strachan
das Mädchen an.
»Was halten Sie davon, Moira ?«
Sie spielte mit den sehr weißen
Zähnen ein paar Sekunden lang an ihrer Unterlippe herum. »Meine unmittelbare
Reaktion wäre, daß Sie sich sofort aus dem Staub machen, nach Los Angeles
zurückkehren und Cordain und seine Gewerkschaft einfach vergessen sollten. Aber
ich habe das Gefühl, daß das nicht so einfach sein wird .« Sie sah mich plötzlich an. »Weiß die Presse von all dem, Lieutenant ?«
»Noch nicht. Kingsley und
Cordain haben mich beide um größte Diskretion gebeten. Im Augenblick gehe ich
darauf ein, aber der County Sheriff könnte da andere Vorstellungen haben. In
keinem Fall gibt es eine Garantie dafür, daß nichts durchsickert .«
»Da haben Sie natürlich recht.
Ich fürchte, Sie müssen hierbleiben und die Sache durchstehen, James .«
»Und morgen früh eine Zeitung
zur Hand nehmen und die Schlagzeilen lesen«, sagte er schroff. »Lesen, daß ein
Callgirl ermordet wurde und daß das Ganze irgendwie mit einem Gewerkschaftsboß zusammenhängt, der sich in Pine City
aufhält, um mit dem Präsidenten eines großen Unternehmens in Los Angeles
Geheimabsprachen zu treffen!«
»Wenn das passiert, werden Sie
in den Zeitungen von Los Angeles die gleiche Story lesen können«, sagte das
dunkelhaarige Mädchen ruhig. »So oder so werden Sie nicht nach Rosen duftend
aus der Angelegenheit hervorgehen, aber Sie machen einen etwas besseren
Eindruck, wenn Sie nicht davonlaufen. Es ist mir sehr zuwider, Sie in diesem
Augenblick daran erinnern zu müssen — aber ich habe Ihnen von vornherein
gesagt, daß die Sache faul ist und daß Sie die Finger davon lassen sollten .«
»Nur wäre die gesamte Arbeit
des Unternehmens in dem Augenblick zum Stillstand gekommen, in dem ich Ihren
Rat befolgt hätte, Moira«, sagte er scharf. »Wenn Cordain einmal seine
Organisation dort einschleust, hat er mich in der Hand, und das weiß er auch .«
»Was ich nicht begreife, ist,
wieso Leute, die in Ihrer Firma arbeiten, sich breitschlagen lassen, einer
sogenannten Gewerkschaft wie der Cordains beizutreten«, sagte ich.
»Er sucht sich seine Opfer
aus«, sagte Strachan bitter. »Wir haben ein Montagewerk. Wir setzen Teile und
Stücke zusammen und schicken dann
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