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Al Wheeler und das flotte Mädchen

Al Wheeler und das flotte Mädchen

Titel: Al Wheeler und das flotte Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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entweder tot, ausgestopft oder aus altem
Porzellan. Am Ehrenplatz an der Wand hing das Porträt eines Mannes, der wie ein
Industriekapitän aussah — abgesehen von den Augen, in denen ein Ausdruck
schierer Verzweiflung lag. Es war nicht schwer zu erraten, daß es sich um ein
Konterfei des verstorbenen Mr. Mayhew handelte. Ich wartete, bis sich seine
Witwe vorsichtig in einem altmodischen Sessel niedergelassen und die Hände im
Schoß gefaltet hatte.
    »Sie haben mir einen Schreck
eingejagt, Lieutenant«, sagte sie mit leiser Stimme. »Natürlich habe ich schon
von solchen Dingen gelesen — diese scheußlichen, sinnlosen Gewalttaten, die zu
unserem täglichen Leben zu gehören scheinen. Aber nun so etwas plötzlich in
meinem eigenen Heim!«
    »Vielleicht ist Stevenson in
die Sache verwickelt, vielleicht auch nicht«, sagte ich. »Was ich wissen
möchte, ist lediglich, welcher Art Ihre Beziehungen zu ihm sind, Mrs. Mayhew.«
    »Beziehungen?« Ihre Stimme
klang empört. »Ich habe keine Beziehungen zu Mr. Stevenson. Er bringt mir nur —“
unter dem Rouge bekam ihr Gesicht plötzlich wieder Farbe — , »gewisse Dinge.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Einfach bestimmte Dinge.
Kunstobjekte. Stücke, von denen er annimmt, sie könnten mich interessieren.
Manchmal ist es so, manchmal auch nicht. Ich bin eine Art Sammlerin. Keine
ernsthafte natürlich. Ich sammle einfach Sachen, die mir gefallen.«
    »Um was für Dinge handelt es
sich denn?«
    Sie machte eine fahrige
Handbewegung. »Meißener Porzellan zum Beispiel.“ Sie deutete auf eine besonders
widerwärtig aussehende große weißblaue Urne, auf deren Deckel weißblaue Vögel
hockten. »Das ist ein sehr gutes Beispiel, Lieutenant, und ich glaube, eine
Rarität.«
    »Er bringt Ihnen also
Kunstgegenstände, und manchmal kaufen Sie sie ihm ab und manchmal auch nicht?«
    »Genau so ist es, Lieutenant.«
    »Wie sind Sie auf ihn
gekommen?«
    »Ich bin gar nicht auf ihn
gekommen. Er tauchte eines Tages hier auf. Irgend jemand hatte ihm erzählt, ich
sei Sammlerin.«
    Also verkaufte Stevenson
Kunstobjekte an ältere Frauen und an Bars, und außerdem an Arbeiter, die an
einer neuen Schnellstraße beschäftigt waren. Nie und nimmer! Ich betrachtete
mir Mrs. Mayhew genauer, und was ich sah, mißfiel mir. Ihre Nase war knochig,
der Mund ein unangenehmer Schlitz in ihrem Gesicht, die hervorstehenden Augen
hatten etwas Gieriges. Zum Teufel mit Meißener Porzellan — da mußte mehr
dahinterstecken.
    »Haben Sie je seinen Partner,
Mr. Lloyd, kennengelernt?« fragte ich beiläufig.
    »Mr. Lloyd?« In ihren Augen lag
wieder ein besorgter Ausdruck. »Nein, nie. Ich wußte gar nicht, daß Mr.
Stevenson einen Partner hat.«
    »Mr. Lloyd ist tot«, sagte ich.
»Ermordet. Auf die gleiche Weise wie die junge Frau. Beide erhielten aus
nächster Nähe einen Schuß in den Kopf.«
    »Bitte!« Sie schüttelte
entsetzt den Kopf. »Müssen Sie das so ausführlich erzählen, Lieutenant?«
    »Kunstobjekte faszinieren
mich«, erklärte ich. »Zeigen Sie mir noch mehr.«
    »Wirklich, Lieutenant«, sagte
sie entrüstet, »nun habe ich Ihnen alles über Mr. Stevenson erzählt, was ich
weiß.«
    »Es dauert nicht lange«, sagte
ich. »Ich möchte nur gern mal einen Blick auf Ihre Schätze werfen, bevor ich
gehe.«
    Ich setzte mich schnell in
Bewegung, und sie holte mich erst im Eßzimmer ein.
    »Lieutenant! Sie haben kein
Recht, sich in meiner Wohnung zu benehmen, als gehörte sie Ihnen!“
    »Das ist der frustrierte
Sammler in mir. Mrs. Mayhew«, sagte ich wehmutsvoll. »Ich möchte mir nur mal
ein bißchen Ihre erworbenen Kunstschätze betrachten.«
    »Das dulde ich nicht!« keifte
sie. »Sie haben keinen Haussuchungsbefehl.“
    »Völlig richtig«, pflichtete
ich bei. »Aber ich durchsuche Ihre Wohnung ja gar nicht. Ich erweise nur Ihren
wundervollen Kunstschätzen meine Reverenz.«
    Als sie mich erneut im
Hauptschlafzimmer einholte, gab sie bereits kurze Würgelaute von sich.
    »Ich hoffte ein echtes
Himmelbett hier vorzufinden«, erklärte ich. »Vielleicht eines, in dem eine
echte englische Königin geschlafen hat.«
    Ich trat an ihr vorbei auf den
Korridor hinaus und strebte dem zweiten Schlafzimmer zu. Sie packte mich am
Arm. Ihr Griff war überraschend kräftig, und die scharfen Fingernägel gruben
sich mir durch meinen Ärmel hindurch ins Fleisch.
    »Jetzt reicht es!“ krächzte
sie. »Wenn Sie nicht sofort meine Wohnung verlassen, werde ich das Büro des
Sheriffs anrufen und mich formell

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