Al Wheeler und das flotte Mädchen
wieder die
gewohnte Essigpisse in Ihrem widerwärtigen Gemüt produziert wird«, murmelte
Murphy.
»Stimmt.« Ich grinste ihn
mürrisch an. »Wann werden Sie mit der Obduktion fertig sein?«
Er blickte auf seine Uhr.
»Rufen Sie mich irgendwann nach drei Uhr heute nachmittag an.«
»Wollen Sie auf den Fleischerwagen
warten?«
»Warum nicht?«
Ich lieferte den
Wohnungsschlüssel bei dem Hausmeister ab und ignorierte seinen fragenden Blick.
Wieder im Wagen, suchte ich die erste Adresse heraus, die Petrie auf die
zerknitterte Papierserviette gekritzelt hatte. Dann fuhr ich los. Es gab noch
eine Menge Dinge, die ich vorher hätte erledigen sollen, aber im Augenblick
hatte ich keine Lust dazu. Ich konnte mir deutlich den Ausdruck auf Lavers ’ Gesicht vorstellen, wenn ich ihm erzählte, was
vorgefallen war, und ebenso sah ich Cotlows Reaktion
voraus. An die Lynn Andrews’ mochte ich gar nicht erst denken. Masochismus kann
man nur bis zu einer gewissen Grenze ertragen.
Es handelte sich um ein
neuerbautes Hochhaus, und die Wohnung lag im dreizehnten Stock. Ich klingelte
an der Tür und wartete. Nach einer, wie mir schien, sehr langen Weile öffnete
sich die Tür knapp fünfzehn Zentimeter breit vor der Sicherheitskette, und ein
Paar mißtrauischer Augen spähten heraus.
»Lieutenant Wheeler vom Büro
des Sheriffs«, sagte ich und hielt meine Dienstmarke vor den Spalt.
»Was ist?« Die Stimme klang
ebenfalls äußerst mißtrauisch.
»Eine Routineangelegenheit«,
sagte ich. »Ich muß Ihnen nur ein paar Fragen stellen, Mrs. Mayhew.«
»Weswegen?«
»Haben Sie was dagegen, wenn
ich reinkomme?« fragte ich. Wenn ich Sie noch lange durch den Spalt ansehen
muß, fange ich an zu schielen.«
»Na schön.« Die Stimme klang
mürrisch.
Sie schloß die Tür fast ganz,
nahm die Kette weg und öffnete neue. Ich trat in einen eleganten Eingangsflur,
und sie schloß die Tür hinter mir. Die Lady sah wie ein verzärtelter,
verfressener Köter aus. Das verwöhnte, konstant überfütterte Schoßhündchen, bei
dessen Anblick es einen automatisch im rechten Fuß juckt. Um sechzig herum,
schätzte ich. Das übliche blaugetönte Haar, der schlabbrige Körper unter dem
losen Kimono und die hervortretenden Augen, die ebensogut aus Glas sein konnten.
»Worum handelt es sich,
Lieutenant?«
»Um einen Mann namens Clyde
Stevenson«, sagte ich.
»Ich kenne niemanden dieses
Namens.«
»Er hat Sie vor ein paar Tagen
aufgesucht, Mrs. Mayhew«, sagte ich. »Möglicherweise hat er einen anderen Namen
benutzt?«
»Ich weiß wirklich nicht, wovon
Sie reden.«
»Ein großer Mann, Mrs. Mayhew.
Gut einen Meter fünfundachtzig hoch, kräftig. Dickes schwarzes Haar,
graumeliert. Ungefähr vierzig Jahre alt. Kennen Sie ihn wirklich nicht?«
»Was hat er getan?« Ihre Stimme
war scharf.
»Keine Ahnung.« Ich bemühte
mich um einen amtlichen und ungeduldigen Ton. »Wir wollen nicht wie die Katze
um den heißen Brei herumschleichen, Mrs. Mayhew. Er hat vor ein paar Tagen
diese Wohnung hier aufgesucht. Sie wissen, daß er da war, und ich weiß, daß er
da war. Was ich wissen möchte, ist, warum er da war. Was hat er Ihnen
verkauft?«
»Mir verkauft?« Ihre mit Rouge versehenen
Wangen sanken ein bißchen herab. »Wie kommen Sie auf den Gedanken, er hätte mir
was verkauft?«
»Er ist Vertreter — oder
vielleicht nicht?«
»Vertreter?« Sie schüttelte
schnell den Kopf. »Lieutenant-wie immer Sie heißen — ich habe nichts mit Vertretern
zu tun. Sie müssen sich geirrt haben.«
»Ich stelle Ermittlungen in
einem Doppelmord an, Mrs. Mayhew«, sagte ich kalt. »Clyde Stevenson ist
eindeutig in den Fall verwickelt. Können wir uns jetzt hier darüber
unterhalten, oder wollen Sie lieber mit mir ins Büro des Sheriffs kommen, um
darüber zu sprechen? In Anwesenheit Ihres Anwalts natürlich.«
Sie gab einen schwachen
Blubberlaut von sich. »Ein Doppelmord?«
»Ein Mann und eine Frau«, sagte
ich. »Oder vielmehr ein Mädchen. Höchstens dreiundzwanzig. Sie wurde
vergewaltigt und dann aus nächster Nähe durch die Stirn geschossen. Ich habe
ihre Leiche vor einer knappen halben Stunde gesehen. Es war kein hübscher
Anblick, Mrs. Mayhew.«
Erneut gab sie diesen
Blubberlaut von sich, und ihre Wangen unter dem kräftigen Rouge wurden bleich.
»Vielleicht sollten wir besser
ins Wohnzimmer gehen, Lieutenant.«
Sie drehte sich um und ging
voraus. Ich folgte ihr ins Wohnzimmer, das aussah, als sei es so ab 1949
unverändert geblieben. Alles darin war
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