Al Wheeler und das flotte Mädchen
warten.
Sie sei nicht in Gefahr, hatte
ich Lynn Andrews sorglos versichert, und sie könne ruhig in ihre eigene Wohnung
zurückkehren. Du bist als nächste dran, du Luder! Aber ich war natürlich
ein viel zu smarter Bulle gewesen, um dem Zettel auf Lloyds Brust Glauben zu
schenken. Und nun war sie tot, und alles wies darauf hin, daß sie auf brutale
Weise vergewaltigt worden war, bevor man sie ermordet hatte. Wahrscheinlich war
es passiert, während Lynn Andrews und ich uns der Liebe hingegeben hatten,
dachte ich düster. Ich hätte Julie Trent raten sollen, vernünftige
Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und niemanden in die Wohnung hereinzulassen. Ich
hätte ihr sagen sollen, daß sie die Tür verschlossen und verriegelt halten und
sofort im Sheriffbüro anrufen sollte, sobald jemand klingelte, damit der
nächstbeste Streifenwagen zu ihr geschickt wurde. Aber ich war eben ein smarter
Polyp. Voller Zuversicht hatte ich den Zettel als ein Ablenkungsmanöver
betrachtet, als einen Trick, um mich auf falsche Fährten zu hetzen. Also hatte
ich ihr mitgeteilt, sie könne ruhig nach Hause gehen — und darauf warten,
ermordet zu werden.
Doc Murphy und Ed Sanger trafen
ungefähr eine halbe Stunde später ein. Ich deutete aufs Schlafzimmer. Sie
warfen mir einen Blick zu und verschwanden dann schweigend. Murphy kehrte rund
zehn Minuten später mit bedrücktem Gesicht zurück.
»Gegen Mitternacht«, sagte er.
»Vielleicht auch ein Uhr früh.«
»Wurde sie vergewaltigt, bevor
sie ermordet wurde?«
»Es sieht so aus.« Er räusperte
sich. »Das kann ich mit Sicherheit erst nach der Obduktion sagen.«
Ed Sanger kam ebenfalls ins
Wohnzimmer zurück, sein Gesicht war um ein paar Nuancen bleicher als
gewöhnlich.
»Himmel«, sagte er leise. »Das
geht einem an die Nieren, wie? Wie alt war sie? Doch höchstens dreiundzwanzig.«
»Um so was herum«, antwortete
ich. »Haben Sie was gefunden?«
»Vermutlich hat der Täter ihr
die Hände auf den Rücken gebunden, bevor er anfing«, sagte Sanger. »Also gibt
es keine Haut unter ihren Fingernägeln oder sonstiges.«
»Nichts?«
»Jede Menge Fingerabdrücke«,
erwiderte er düster. »Sie können eine Wette darauf eingehen, daß alle von ihr
stammen.«
»Der Fleischerwagen ist
unterwegs«, sagte Murphy. »Ich werde mich um die Obduktion kümmern, sobald wir
im County Krankenhaus sind.«
»Natürlich«, murmelte ich.
»Also war die Sache mit dem
Zettel kein Trick, hm?« sagte Sanger, ohne sich an jemand Bestimmten zu wenden.
»> Du b ist als nächste dran, du Luder.< Glauben Sie, daß wir es
hier mit einem Irren zu tun haben, Al?«
»Wenn Sie im Augenblick nichts
Besseres vorhaben, Ed«, sagte ich vorsichtig, »wie wär’s dann, wenn Sie Ihre
Fotos entgelten?«
»Okay.« Er blinzelte. »Hab’ ich
was Dummes gesagt?«
»Tun Sie, was der Lieutenant
sagt«, wies ihn Murphy barsch an.
Sanger warf uns beiden einen
verwirrten Blick zu, zuckte ausdrucksvoll mit den Schultern und verließ die
Wohnung Murphy sah mich fragend an.
»Sie brüten vor sich hin, Al.
Das sieht Ihnen gar nicht ähnlich.«
»Ich habe ihr gestern gesagt,
sie könne getrost in ihre Wohnung zurückkehren und dort übernachten«, sagte
ich.
»Sie haben sich also
getäuscht.«
»Ich habe mich getäuscht«,
bestätigte ich. »Soll ich mich deshalb jetzt irgendwie besser fühlen?«
»Sie können in Tränen
ausbrechen, vielleicht erleichtert Sie das«, sagte er. »Es wird die Lady nicht
mehr zu den Lebenden zurückkehren lassen oder sonst was Dramatisches bewirken.
Sie können aber auch das tun, was man von Ihnen erwartet und den Mörder
ausfindig machen.«
»Danke, Doc«, sagte ich. »Sie
behandeln meine Magenkrämpfe wirklich großartig. Bleiben bloß noch diese
anhaltenden Migräneanfälle.«
»Ich entsinne mich eines
Mannes, der sich von einem üblen Herzinfarkt erholt hatte, und ich sagte ihm,
er brauchte sich nicht mehr die geringste Sorge zu machen«, sagte Murphy. »Ich
hatte völlig recht. Am nächsten Tag sackte er tot auf der Straße zusammen.«
»Und Sie erinnern sich auch
sicher daran, wie Sie einen Patienten zunähten und drei Tupfer in seiner
Bauchhöhle zurückließen«, sagte ich. »Und wie er sich unter Ihren Augen in
einen lebenden Schwamm verwandelte.«
»Ich bewahre ihn nach wie vor
im Badezimmer auf«, sagte Murphy. »In meiner Kollektion nützlicher
Mahnzeichen.«
»Als Liebhaber zieht Mrs.
Murphy ihn natürlich Ihnen vor«, bemerkte ich. »Das ist verständlich.«
»Wie schön, daß
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