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Al Wheeler und das Komplott

Al Wheeler und das Komplott

Titel: Al Wheeler und das Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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intensiv auf
das Fahren konzentrieren. Auf der Anhöhe wurde die Straße plötzlich wieder eben
und führte noch anderthalb Kilometer weiter. Ich fuhr den Wagen auf den Rasen
neben der Straße und hielt an.
    »Da wären wir«, sagte ich, »und
das alles ohne Eintrittskarte.«
    Ich stellte den Motor ab, und
mit dem abbrechenden Motorengeräusch verschwand das letzte Verbindungsglied zur
Zivilisation. Der einzige Laut war das stete pfeifende Geräusch des Windes, der
ununterbrochen über den Gipfel der Klippe wehte. Hinter einer rasch über den
Himmel segelnden schwarzen Wolke trat der Mond hervor, und ich konnte erkennen,
was etwa zweihundert Meter vor uns lag: die scharfen Umrisse des Glockenturms
und den dunkleren Komplex der noch stehenden Mauern.
    »Willkommen in San Tima«, sagte
ich. »Das Kloster wurde von Mönchen des Karmeliter-Ordens erbaut, und sie
nannten es >Mission des Himmels<, vermutlich wegen seiner Lage. Nach einiger
Zeit wurde es unter dem Namen >Mission der Verlorenen< bekannt.«
    »Warum?« fragte sie heiser.
    »Die Leute verschwanden
einfach«, sagte ich. »Es ist noch heute eine einsame Gegend — stellen Sie sich
einmal vor, wie es damals gewesen ist. Die Reisenden übernachteten im Kloster
und machten sich am nächsten Morgen wieder auf den Weg, aber keiner von ihnen
erreichte das nächste Kloster. Es heißt, daß sogar Mönche verschwunden sind.
Wie dem auch sei, dreißig Jahre nach seiner Erbauung verließen die Mönche das
Kloster wieder.«
    »Weil die Leute verschwunden
sind?«
    »Es hieß, die Mission läge zu
einsam, die Mönche könnten an anderer Stelle nutzbringender eingesetzt werden«,
sagte ich. »Das klingt zwar naheliegend, aber trotzdem habe ich mich
gelegentlich gewundert.«
    »An einem Ort wie diesem hier
sind Sie aber eine große Beruhigung für ein Mädchen«, sagte Bella gepreßt.
»Wenn Sie sich hier oben nur fortrühren, Al Wheeler, rede ich kein Wort mehr
mit Ihnen!«
    Ich sah auf meine Armbanduhr.
»Wir sind früh dran«, bemerkte ich. »Es ist erst zwanzig vor neun.«
    »Warum kommt Tony nicht an den
Wagen«, fragte sie leise, »wenn er wirklich hier ist?«
    »Wenn er einen triftigen Grund
hat, sich zu verstecken, wird er das nicht riskieren. Er weiß nicht, wessen
Wagen das ist oder wer darinsitzt.«
    »Ich glaube, Sie haben recht«,
sagte sie bedauernd. »Das heißt also, daß wir ihn suchen müssen?«
    »Sie merken auch alles.«
    »Das habe ich befürchtet!«
    Ich habe immer eine
Taschenlampe im Wagen. Ich holte sie heraus und sah nach, ob sie funktionierte.
Dann stieg ich aus und ging zum Kühler des Wagens. Kurz darauf gesellte sich
Bella zu mir.
    »Um ehrlich zu sein, Al«,
flüsterte sie heiser, »ich würde nicht viel dagegen haben, wenn wir die Sache
sausen ließen, in die nächste Ortschaft zurückführen und uns sinnlos besaufen
würden.«
    »Denken Sie doch an Tony
Forest, der hier wartet«, sagte ich. »Wenn Sie heute nacht nicht hingehen, wird er sich wahrscheinlich eine Angstneurose zuziehen.«
    »Ich habe sie schon«, sagte sie
kalt.
    »Wo bleibt Ihr Mut?«
    »Der hat mich zu dem Zeitpunkt
verlassen, als die Mönche das Kloster aufgaben«, sagte sie. »Ich habe eine böse
Ahnung—etwas Furchtbares wird geschehen.«
    »Das hatte ich eigentlich nicht
einkalkuliert«, sagte ich ermutigend. »Aber nachdem Sie es erwähnen...«
    »Ich bin jetzt nicht in der
Stimmung für Witzeleien, Wheeler«, sagte sie steif. »Wenn wir schon nicht
umkehren, dann gehen wir schon zu diesem verdammten Trümmerhaufen hinüber,
damit wir es hinter uns haben.«
    »Oh«, sagte ich. »Schließlich
ist es Ihre Verabredung.«
    Wir gingen durch das spröde
Gras auf die Ruine zu. Der Wind zerrte heftig an Bellas Rock. Als wir näher
kamen, wurden die Umrisse des Turms und der Wände ganz deutlich.
    »Jetzt fehlen nur noch ein paar
uns um die Köpfe schwirrende Fledermäuse«, meinte ich heiter.
    »Al«, sagte sie mit schwacher
Stimme. »Lassen Sie das.«
    Die Ruine bestand aus dem
Glockenturm und den drei noch stehenden Wänden des ehemaligen Refektoriums. In
der vor uns aufragenden Mauer gähnte ein Rechteck, in dem sich ein Stück des
Himmels in der Mitte des düsteren Gemäuers abhob. Die Tür war längst dahin,
aber die Öffnung war noch vorhanden. Falls Forest hier war, mußte er sich auf
der anderen Seite der Mauer befinden.
    Zwei Meter vor der Türöffnung
blieben wir stehen.
    »Was machen wir jetzt?«
flüsterte Bella.
    »Rufen Sie ihn«, sagte ich. Ich
zog den .38er und

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