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Al Wheeler und das Komplott

Al Wheeler und das Komplott

Titel: Al Wheeler und das Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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im
Gesicht.«
    »Ich fühle mich auch schon ein
bißchen besser«, gab sie zu. »Langsam fängt der Whisky die Zahnräder, die sich
in mir verklemmt haben, zu lösen an.«
    »Wollten Sie und Forest
heiraten — oder so etwas Ähnliches?« fragte ich sie.
    Sie schüttelte den Kopf.
»Nichts in der Richtung — meistens war es sehr nett, mit ihm zusammen zu sein,
aber das war auch alles. Im Augenblick weiß ich nicht, ob ich traurig sein
soll, daß er tot ist, oder froh darüber, daß ich noch am Leben bin. Noch zwei
Gläser, und es spielt keine Rolle mehr, ob ich froh oder traurig bin!« Sie
leerte ihr Glas und stellte es mit einem lauten Knall auf die Bar. »Ich habe
einen Vorsprung vor Ihnen«, sagte sie anklagend. »Es wird Zeit, daß Sie mich
einholen.«
    »Vergessen Sie nicht, daß ich
fahren muß«, sagte ich.
    »Ach ja.« Sie rümpfte
verächtlich die Nase. »Sie sind ja der Bauer mit den fünf Kindern hinten auf
dem Lieferwagen.«
    Ich winkte dem Barkeeper,
Bellas Glas zu füllen, meines jedoch nicht, und überlegte mit leichter
Bitterkeit, daß es das Los eines jeden Propheten ist, ein Opfer seiner eigenen
Prophezeiung zu werden.
    »Ich bin unfair zu Ihnen, nicht
wahr?« sagte sie zerknirscht. »Wahrscheinlich würde ich jetzt tot neben Tony
droben in der >Mission der Verlorenen< liegen, wenn Sie nicht gewesen
wären, Al. Diesmal bin ich Ihnen wirklich einen großen Gefallen schuldig.«
    »Ja, und glauben Sie nur nicht,
daß ich Sie nicht daran erinnern werde«, sagte ich zu ihr.
    Sie blickte auf ihr
frischgefülltes Glas und biß sich nachdenklich auf ihre volle Unterlippe.
»Warum sollte ich umgebracht werden?« flüsterte sie. »Was habe ich getan?«
    »Das wollte ich Sie auch schon
fragen«, sagte ich. »Und ich frage mich außerdem, ob er vielleicht schon eine
Leiche gewesen ist, als er Sie angerufen hat.«
    »Was?«
    »Wann hat er Sie angerufen?«
    »Gegen Mittag.«
    »Er kann schon Stunden vorher
umgebracht worden sein. Die Totenstarre hält sich an keine Zeitregel, deshalb
ist es unmöglich, etwas zu sagen, bis die Leichenfledderer vom
polizeiärztlichen Dienst sich mit ihm beschäftigen. Erkannten Sie seine Stimme
am Telefon?«
    »Sie meinen, daß es vielleicht
gar nicht Tony war? Daß es jemand war, der so getan hatte, als wäre er Tony?«
    »Sie haben wirklich Köpfchen«,
sagte ich bewundernd.
    »Wer war es denn?« drängte sie.
    »An diesem Problem arbeite ich
bereits seit achtzehn Stunden, und ich bin immer noch dabei«, antwortete ich.
»Wer immer Kowski ermordet hat, ist auch Forests Mörder — folglich ist Ihre
Theorie richtig, daß er etwas gesehen hat, was nicht für seine Augen bestimmt
war. Nachdem er Forest umgebracht hatte, versuchte der Mörder, auch Sie zu
ermorden. Vielleicht haben Sie auch etwas gesehen, was Sie nicht hätten sehen
sollen?«
    »Reden Sie keinen Unsinn, Al!«
sagte sie abwesend. »Wenn ich den Mörder kennen würde, warum sollte ich dann
versuchen, ihn zu decken?«
    »Da könnte ich mir einen sehr
plausiblen Grund vorstellen — wenn es sich zum Beispiel um Ihren Vater
handelte.«
    Sie trank ihr Glas aus und
blickte mich lange an.
    »Sie kennen meinen Vater nicht,
wenn Sie glauben, er sei fähig, jemanden umzubringen. Sicher, er ist jähzornig,
und wenn ihn die Wut packt, schlägt er manchmal sogar zu — aber Mord!« Ihre Lippen
preßten sich zu einem schmalen Strich zusammen. »Wenn Sie nichts dagegen haben,
möchte ich jetzt nach Hause.«
    »Nein, ich habe nichts
dagegen«, sagte ich. Ich zahlte und ging hinter ihr her zum Healey hinaus.
    Wir fuhren fast den ganzen Weg
nach Hillside in völligem Schweigen zurück. Als wir etwa sechs Querstraßen weit
von dem Haus entfernt waren, sprach sie zum ersten Mal wieder.
    »Al?«
    »Ja?«
    »Es tut mir leid!«
    »Was — weil Sie wütend geworden
sind, als ich angedeutet habe, Ihr Vater könnte der Mörder sein? Das war eine
verständliche Reaktion.«
    »Ich vergesse immer wieder, daß
Sie ja Polizeibeamter sind. Sie müssen so denken, sonst könnten Sie Ihren Beruf
nicht ausüben. Ich war schon wieder unfair zu Ihnen.«
    »Mir kommen gleich die Tränen.«
Ich knirschte mit den Zähnen. »Diese Art Schnulze kann ich täglich im Radio
hören.«
    »Ich bemühe mich, mich wie eine
Lady zu benehmen, und Sie werden gleich grob«, sagte sie. »Na ja, ein Schnösel
mit einem schicken Sportwagen ist und bleibt ein Schnösel in meinen Augen! Lassen
Sie mich aussteigen, und ich gehe den Rest des Weges zu Fuß — wenn ich

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