Al Wheeler und das Komplott
etwas
Unverständliches, während er seinen Zigarrenstummel langsam zu Brei zerquetschte.
»So.« Winterman blickte auf die
flache goldene Uhr an seinem Handgelenk. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen,
Sheriff. Ich muß jetzt gehen.« Er zog eine Karte aus der Tasche und schrieb
eine Nummer darauf. »Lassen Sie es mich wissen, wenn etwas Aufregendes
passieren sollte.« Er ging an mir vorbei, als wäre ich gar nicht da, und hinter
ihm schnappte die Tür mit betontem »Klick« ein.
»Daß Sie hinausfliegen,
beunruhigt mich nicht«, sagte Lavers dumpf. »Jetzt geht’s um meinen Posten!«
Ich schnippte die letzte
Zigarette aus meiner Packung und zündete sie an. »Es ist dem einfach
klargeworden, daß er nicht derselben sozialen Schicht angehört wie ich«, sagte
ich gleichgültig, »und das hat ihn wütend gemacht.« Sorgfältig zupfte ich meine
Krawatte zurecht und ließ Zigarettenasche auf den Teppich fallen. »Wenn ich
eines nicht ausstehen kann, dann Streben nach gesellschaftlicher Anerkennung.«
Lavers grinste säuerlich. »Was
ist mit dem guten alten Harry Stensen, Alterchen? Ich finde, Harry ist wirklich
ein brillanter Bursche, und unsere gegenwärtige Auseinandersetzung wird diesmal
wirklich zu einem Feuerwerk werden.«
»Harry ist ein Fall für sich«,
räumte ich großzügig ein. »Was Winterman anbetrifft, nun — wenn ich mich mit
ihm während einer Ausschußsitzung unterhalten muß,
dann tue ich’s eben. Aber der gute alte Harry ist ein Freund — wir gehören
demselben Klub an, wissen Sie.«
Der Sheriff biß das Ende einer
frischen Zigarre ab und spuckte es zielsicher in den Papierkorb in der Ecke.
»Unterschätzen Sie Winterman nicht«, sagte er warnend. »Sie haben etwas getan,
was bei einem solchen Menschen unverzeihlich ist — er hat Sie für einen
Schwachkopf gehalten, und Sie haben das Kompliment erwidert. Er wird es sich
was kosten lassen, Ihr Fell an die Wand zu nageln.« Sein Gesicht verzog sich in
Selbstbemitleidung. »Und meines daneben.«
»Sieht also so aus, als müßte
ich mich wieder an die Arbeit machen«, meinte ich. »Was ist mit Polnik
passiert? Er ist heute nachmittag nicht nach Hillside hinausgekommen.«
»Der Sergeant hat vor einer
halben Stunde angerufen«, sagte Lavers. »Ich befahl ihm, sofort
hierherzukommen. Ich dachte, daß Sie vorher auf dem Weg ins Büro sein würden.«
»Hat er in den Bars und
Restaurants Glück gehabt?«
»Keine Spur!« sagte Lavers
dumpf. »Dieser Kowski stieg aus dem Flugzeug und verschwand spurlos. Nie wieder
werde ich über die Geschichten von den fliegenden Untertassen lachen!«
»Polnik hat Martens heute
morgen, als dieser mit Woods hier war, gesehen, nicht wahr?«
»Ja.«
»Er weiß also, wie Tino
aussieht«, fuhr ich fort. »Und dieser Barry ist auch nicht schwer zu
beschreiben.«
An der Tür ertönte ein lauter
Aufprall, der sich eher wie ein Donnergrollen anhörte oder jene Vorstellung,
die der Sergeant vom höflichen Anklopfen hatte. Die Tür flog auf, und Polnik
marschierte herein. Ich beobachtete den Muskelberg anerkennend, als er auf mich
zukam. Ein Jammer, daß er nicht schon früher gekommen war, als Winterman noch
da war — ich hätte ihn ihm als den Leiter unseres hiesigen Literaturzirkels
vorgestellt und ihn Winterman zu einem Vorlesungsabend einladen lassen.
»Der Lieutnant hat sich soeben
nach Ihnen erkundigt«, sagte Lavers. »Sie kommen gerade richtig.«
»Ja?« sagte Polnik eifrig.
»Stets zu Ihrer Verfügung, Lieutnant, Sie brauchen es bloß zu sagen.«
»Danke«, erwiderte ich.
»Erinnern Sie sich, wie Tino Martens aussieht?«
»Klar«, sagte er. »Ein Halunke,
der auf ganz vornehm macht, nichts anderes!«
Ich beschrieb ihm Harry, was
keine Schwierigkeiten bereitete, und berichtete ihm, daß die beiden gesagt hätten,
sie wären gestern abend nach Pine City gefahren, um Alkohol zu kaufen, und daß sie unterwegs bei einer Bar
angehalten hätten, um ein paar zu heben. Ich nannte ihm die Namen der Bar und
des Schnapsladens, die Martens mir angegeben hatte.
»Fragen Sie in beiden nach,
Sergeant«, trug ich ihm auf. »Falls sich jemand an die beiden erinnern sollte,
versuchen Sie festzustellen, um welche Zeit sie dort waren.«
»Klar, Lieutnant.« Polnik
nickte. »Und was dann?« Seine Nase zuckte erwartungsvoll.
»Was — was dann?« wiederholte
ich langsam.
»Sie wissen doch, Lieutnant —
die Frauenzimmer!«
»Welche Frauenzimmer?«
»Da sind doch immer
Frauenzimmer dabei!« sagte er schlicht. »Erinnern
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